Familie Dr. Norden Classic 48 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Ruben kam kurz nach achtzehn Uhr.
»Hallo, Mami, wann gibt’s Essen?« war seine Begrüßung.
»Wenn Jannick da ist.«
»Und wenn er wieder spät kommt? Ich habe Mordshunger.«
Sie wurde schon wieder weich, als sie ihn ansah. Er war ein hübscher Junge, einen halben Kopf größer als sie.
»Ich habe ein tolles Match gehabt mit Piet Danegger und gewonnen.«
»Gratuliere«, sagte sie.
»Und was gibt es zu essen?«
»Kalbsgeschnetzeltes und Rösti.«
Das aßen alle drei am liebsten.
Bibiane hatte anscheinend Rubens Stimme vernommen. Sie kam jetzt herunter.
»Laß Ma in Ruhe, sie ist nicht gut drauf«, sagte sie anzüglich.
»Wieso? War dein dämlicher Axel hier?« fragte Ruben, worauf ein mit Spitzen gespickter Dialog folgte.
Franziska machte die Küchentür mit einem Knall zu.
Glücklicherweise kam Jannick jetzt auch heim und brüllte seine Geschwister an: »Müßt ihr denn immer streiten? Das nervt langsam. Wo ist Mutsch?«
Jeder hatte eine andere Anrede für Franziska, und so verschieden waren sie auch. Franziska holte tief Luft, bis sie die Küche verließ. Sofort verstummten alle, und Jannick vergaß sogar die Begrüßung.
»Es könnte gegessen werden«, sagte Franziska gleichmütig. »Nett, daß du auch schon zu Hause bist. Ich habe etwas mit euch zu besprechen, aber erst nach dem Essen.«
Ruben war gleich dabei, den Tisch zu decken, Jannick erklärte, er müsse sich erst noch waschen, und Bibiane fragte, ob sie etwas helfen könne, aber ihr Tonfall verriet, daß sie ein Nein erwartete. Das kam auch knapp und deutlich.
Franziska brachte den Servierwagen ins Eßzimmer, und schon erschien auch Jannick.
»Riecht ja lecker«, meinte er. »Ist ein ganz besonderer Tag? Habe ich mal wieder etwas vergessen?«
»Du hast einen Gutenabendgruß vergessen«, sagte Ruben.
»Tatsächlich, aber nur, weil ihr gestritten habt. Pardon, Mutsch.«
Am Tisch herrschte Schweigen. Das hatten sie beibehalten. Joe hatte es nicht leiden können, wenn bei Tisch viel geredet wurde. Und da es allen schmeckte, gab es nichts zu bemängeln. Selbst Bibiane verhielt sich ganz ruhig.
Vielleicht überlegen sie schon, was ich ihnen mitzuteilen habe, ging es Franziska durch den Sinn. So war es auch, zumindest bei Jannick und Bibiane.
Es gab als Dessert noch Mousse, und da sagte auch niemand nein, aber dann erklärte Bibiane, daß sie eigentlich noch etwas vorhätte. Sie erwartete wohl einen heftigen Widerspruch von Franziska, aber die meinte nur ganz gelassen, daß sie nicht die Absicht hätte, den ganzen Abend zu reden.
»Diskutieren können wir noch, wenn ihr über alles nachgedacht habt«, erklärte sie seelenruhig, und seltsamerweise war sie auch ganz gelassen.
Sie setzten sich vor den Kamin. Franziska rückte das Tischchen zu sich heran und legte einen Ordner vor sich hin.
Erwartungsvoll sahen drei Augenpaare sie an, und sie mußte fast lachen.
»Es geht um unsere Finanzen. Es wird Zeit, daß ihr euch auch mal damit befaßt«, begann sie.
»Bekommen wir denn keine Rente mehr?« fragte Bibiane sofort.
»Doch, die bekommt ihr noch, ich zahle sie weiterhin, wie gehabt, auf eure Konten ein, damit ihr mal eine Starthilfe habt«, erwiderte sie.
»So ist das doch aber nicht gedacht, Mutsch«, sagte Jannick. »Ich war der Meinung, daß das Geld in die Haushaltskasse kommt.«
»Es könnte ja sein, daß ihr bald euren Lebensunterhalt davon bestreiten müßt«, fuhr Franziska fort.
»Du bist doch nicht etwa krank, Mami?« fragte Ruben aufgeregt.
»Nein, ich bin nicht krank, aber ich habe vor, mir eine Stellung zu suchen.«
»Dich nimmt doch keiner mehr, dazu bist du zu alt«, platzte Bibiane heraus.
»Mami ist nicht alt!« empörte sich Ruben sofort.
»Ich werde sehen, wie ich eingeschätzt werde«, konterte Franziska.
»Muß denn das sein, Mutsch?« fragte Jannick.
»Ich möchte euch unsere Situation schildern. Es sind noch hundertzwanzigtausend Mark aus Joes Lebensversicherung vorhanden. Die Rente, die ich bekomme, ist minimal, da Joe so früh gestorben ist und ich auch noch jung war.«
»Das ist aber eine Menge Geld, warum tust du denn so ärmlich, Ma?« meinte Bibiane vorwurfsvoll.
Den Ton beherrschte sie.
»Ich bin dabei, euch zu erklären, was davon bezahlt werden muß, was das Haus und der Lebensunterhalt kosten.«
»Das Haus gehört uns doch«, sagte Bibiane.
»Nicht ganz, die Hypotheken kosten jährlich noch fünfzehntausend Mark und das noch zehn Jahre. Das ergibt eine Summe von einhundertfünfzigtausend Mark. Hinzu kommen Versicherungen für Haus und Autos, Reparaturkosten und so weiter. Also können wir davon nicht ständig nur nehmen, solange ihr gar nichts verdient.«
»Ich werde ja bald etwas verdienen«, trumpfte Bibiane sofort auf. »Mit der Rente dazu kann ich mich selbständig machen.«
»Wenn du regelmäßig verdienst und nicht mehr in der Ausbildung bist, bekommst du keine Rente mehr.«
Darauf erntete Franziska einen Blick, als wäre das ihre Schuld. Bibiane ließ sich anklagend darüber aus, wie unglaublich dumm die Gesetze wären.
»Denk erst mal nach, bevor du dich aufregst«, sagte Jannick.
»Ich verstehe es auch nicht«, sagte Ruben, »aber es gefällt mir nicht, daß Mami arbeiten will.«
»Ich habe es offen gestanden satt, euch alles nachzuräumen, zu kochen, waschen, bügeln, putzen. Ich möchte bezahlt werden für acht Stunden Arbeit pro Tag.«
»Du arbeitest doch keine acht Stunden, da muß ich ja lachen«, sagte Bibiane.
»Was machst du denn den ganzen Tag? Du bist oft mehr als acht Stunden abwesend, also weißt du gar nicht, was Mutsch alles macht«, erklärte Jannick.
Er erntete auch einen giftigen Blick.
Franziska blieb ruhig. »Ich räume euch eine Probezeit ein, in der ihr feststellen könnt,