Familie Dr. Norden Classic 48 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Classic 48 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden Classic

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      Franziska atmete tief die würzige Luft ein, lehnte sich zurück und gönnte sich eine halbe Stunde völliger Entspannung. Danach begann sie, sich intensiv mit den Stellenanzeigen zu befassen. Es dauerte gar nicht lange, bis ihr Blick auf eine ganz besondere Anzeige fiel.

      Gesucht wird eine Dame mittleren Alters mit universeller Bildung, die sich möglichst in mehreren Sprachen verständigen kann und Lebenserfahrung besitzt, für eine nicht alltägliche Tätigkeit. Sie sollte ein ansprechendes Aussehen haben, gepflegt und natürlich, und auch kontaktfreudig sein. Ein kurzes Handschreiben genügt.

      Eigentlich trifft das auf mich zu, dachte Franziska. Kontaktfreudig war ich früher und könnte es wieder werden. Es kommt auf einen Versuch an. Es war auch die einzige Anzeige, die keine Fachkenntnisse für einen bestimmten Beruf voraussetzte, mit denen sie nicht aufwarten konnte. Eine Sprecherin oder Moderatorin wurde nicht gesucht, nur für eine Talkshow Mütter mit heranwachsenden Kindern, alleinerziehende Mütter wohlgemerkt, die gern über ihre Probleme und Konflikte erzählen wollten.

      Das fehlte noch, dachte Franziska, dann wäre bei uns erst recht die Hölle los.

      Sie fühlte sich plötzlich richtig wohl und schaltete völlig ab. Nur kurz dachte sie daran, was ihre Trabanten wohl sagen mochten, wenn sie keinen gedeckten Frühstückstisch mit frischen Brötchen vorfanden. Dann schlief sie völlig gelöst ein.

      *

      Ruben stand um neun Uhr auf, nachdem er vergeblich auf wohlbekannte Geräusche aus der Küche gelauscht hatte. Plötzlich überkam ihn ein Gefühl der Angst, daß mit seiner Mami etwas sein könnte. Sie war so seltsam gewesen am Abend und so blaß. Er hatte zum ersten Mal richtig gespürt, daß sie Sorgen hatte.

      Er ging in die Küche. Die Kaffeemaschine war nicht in Betrieb, und im Bauernzimmer war kein Frühstückstisch gedeckt. Sein Herz klopfte schneller, und seine Kehle wurde trocken, als er zu Franziskas Zimmer ging. Die Tür war geschlossen, er wagte nicht einzutreten, tat es dann aber doch, nachdem er sich einen Ruck gegeben hatte.

      Das Zimmer war leer. Er lief in den Garten, keine Mami war zu sehen. Dann stellte er fest, daß ihr Auto fehlte. Er wollte sich mit dem Gedanken beruhigen, daß sie zum Einkaufen gefahren war.

      Die Minuten schlichen dahin, dann erschien Jannick.

      »Mami ist fort«, sagte Ruben tonlos.

      »Das kann doch nicht sein. Sie holt sicher Brötchen oder besorgt sonst noch was.«

      »Es ist schon fast halb zehn Uhr und der Frühstückstisch ist auch noch nicht gedeckt.«

      »Vielleicht statuiert sie ein Exempel und erwartet, daß wir das mal tun. Gut, machen wir es.«

      »Machst du dir denn gar keine Sorgen?« fragte Ruben gepreßt.

      »Sie will es uns zeigen, das hat sie uns doch gestern abend deutlich zu verstehen gegeben.«

      »Und wenn sie einfach alles satt hat und abgezischt ist?«

      »Dazu hat sie zuviel Verantwortungsgefühl. Sie würde uns zumindest informieren, wie lange sie wegbleibt. Ohne Geld würde sie uns auch nicht zurücklassen. Ich habe mir gestern abend alles noch mal durch den Kopf gehen lassen. Wenn Mutsch tatsächlich unsere Rente seit Dads Tod für uns gespart hat, kommt für jeden ein ganz hübsches Sümmchen heraus. Damit kann man was anfangen.«

      »Ich kann so was nicht denken. Ich will, daß Mami hier ist.«

      »Reg dich nicht auf, sie kommt schon wieder. Ist Bibi zu Hause?«

      »Ich habe noch nicht nachgesehen, aber ich habe heute nacht etwas poltern hören.«

      »Dann schau ich mal nach.«

      Er ging, und Ruben blieb allein zurück. In diesen Minuten war er ein kleiner Junge, für den die Welt aus den Fugen geraten war.

      Jannick packte indessen der Zorn, als er Bibiane angekleidet im Bett liegen sah. Als er die Beule an ihrem Kopf und die blauen Flecken in ihrem Gesicht und an den Armen bemerkte, bekam er es jedoch mit der Angst.

      Er faßte nach ihrer Hand, aber sie begann gleich zu schreien.

      »Was ist los, Bibi? Schau mich an, ich bin es, Jannick.«

      Sie verstummte und öffnete mühsam die verquollenen Augen.

      »Laß mich schlafen«, murmelte sie.

      »Geh erst mal ins Bad und schau in den Spiegel.«

      »Das brauche ich nicht. Ich weiß, wie ich aussehe.«

      »Wer hat dich so zugerichtet?«

      »Ich bin hingefallen.«

      »Na schön, ich wollte dir nur sagen, daß Mutsch das Haus verlassen hat.«

      »Was sagst du da?«

      »Sie ist nicht anwesend, und es wartet kein Frühstück auf uns.«

      »Dann kann sie mir wenigstens keine Fragen stellen. Laß mich in Ruhe. Meinst du, ich mache euch Frühstück?«

      »Solche Wunder geschehen nicht, aber jemand scheint dir eine ordentliche Abreibung erteilt zu haben. War es der liebe Alex?«

      »Raus!« schrie sie. »Ich habe euch alle satt!«

      »Vielleicht solltest du lieber einen Arzt aufsuchen, dann kannst du den Täter auf Schmerzensgeld verklagen«, sagte Jannick sarkastisch. »So kannst du dich nicht unter Leute wagen und in deine Daily-soap schon gar nicht. Wann sollte es da losgehen?«

      »Ich habe gesagt, du sollst verschwinden!« stieß sie wütend hervor.

      Er ging.

      *

      »Was ist mit Bibi?« fragte Ruben. »Warum hat sie geschrien?«

      »Sie scheint in eine Schlägerei geraten zu sein, sieht jedenfalls so aus.«

      »Wundern tut es mich nicht«, meinte Ruben. »Sie steckt mitten drin in der verkorksten Clique. Jonny ist auch dabei, sein Vater hat ihn schon rausgeschmissen.«

      »Wer ist Jonny?«

      »Janas Bruder.«

      »Du meinst Hannes Wilhelm?« fragte Jannick konsterniert.

      »Er wird von seinen Freunden Jonny genannt.« Es klang verächtlich. »Ich verstehe, daß Mami Alex nicht ausstehen kann. Jana sagt auch, daß ihr Bruder ganz verändert ist, seit er in der Clique ist. Ich möchte wissen, was die sich beweisen wollen. Janas Eltern haben noch ganz andere Sorgen als Mami.«

      »Na, danke, bei uns langt es auch. Verstehen kann ich es sogar, wenn sie mal ihre Ruhe haben will.« Er starrte vor sich hin. »Holst du Brötchen?«

      »Ich habe keinen Hunger.«

      »Na schön, dann hole ich welche. Essen müssen wir schließlich etwas. Deck wenigstens den Tisch.«

      Ruben tat es mechanisch, und dabei dachte er, daß

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