Mami Jubiläum 9 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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»Max betete mich an«, fuhr Elke fort, aber anstelle wehmutsvoller Worte über seinen Tod, wie Wolfgang sie erwartete, verblüffte sie ihn mit der Bemerkung, dass sie ihn dennoch nicht geheiratet hätte, wenn er, Wolfgang, sie nicht im Stich gelassen hätte.
»Ich habe dich doch nicht im Stich gelassen, Elke«, sagte er. »Ich musste studieren. Ich konnte an eine Bindung nicht denken.«
»Aber du hättest mir schreiben und ein bisschen Hoffnung lassen können«, sagte sie schmollend. »Hättest du mich geheiratet?«
Daran hatte er wahrhaftig nicht gedacht. Für ihn war das Studium viel wichtiger gewesen, und so tief waren seine Gefühle für Elke auch damals einfach nicht gewesen.
Und auch sie hatte nicht an eine Ehe mit dem Studenten gedacht, der von Haus aus nicht vermögend war. Sie wollte ja nicht Mauerblümchen bleiben. Sie wollte etwas darstellen. Sie wollte einen reichen Mann haben.
Jetzt lagen die Dinge anders. Wolfgang hatte nicht nur eine glänzende Position, er hatte auch eine Professur an der Hochschule für Musik. Außerdem war er nicht mehr der ungelenke Junge von damals, sondern ein ungewöhnlich interessanter Mann.
Von alldem wusste Wolfgang natürlich nichts. Für ihn war sie die bedauernswerte junge Witwe, die viel zu früh ihres liebevollen Mannes beraubt worden war. In manchen Dingen war Wolfgang Rösch noch immer weltfremd, obgleich er schon fast die ganze Welt bereist hatte.
Nun hielten sie vor dem Haus, einem prachtvollen Bau, der zwischen modernen Bungalows demonstrativ die Vornehmheit der Jahrhundertwende ausdrückte.
Elke hätte lieber in einem modernen Haus gewohnt, doch dieses verlieh ihrem einsamen Dasein, mit dem sie heftig kokettierte, ein ganz besonderes Flair.
»Fürchtest du dich nicht darin?«, fragte Wolfgang bestürzt, denn er hatte für so imposante Bauten nicht viel übrig.
»Einsam fühle ich mich«, sagte sie betont wehmütig, »aber es ist wunderschön drinnen. Du wirst es ja sehen.«
Das Haus war fantastisch eingerichtet. Echte Teppiche, wertvolle Gemälde und Plastiken, vornehme Stilmöbel. Wolfgang fand seine moderne Wohnung jedoch entschieden gemütlicher.
»Gefällt es dir nicht?«, fragte Elke.
»Doch, sehr schön«, erwiderte er gleichmütig, »aber ich kann mich nicht lange aufhalten, Elke, das verstehst du doch.«
»Einen Drink wirst du ja wohl annehmen«, sagte sie. »Ich werde dich überraschen.«
»Kein Mixgetränk, bitte, das bekommt mir nicht«, sagte er. »Ein Bier wäre mir sogar lieber als Wein.«
»Bier habe ich leider nicht im Haus, aber der Wein, den ich dir kredenze, wird dir schmecken. Entschuldige mich bitte einen Augenblick.«
Sie blieb ziemlich lange aus. Er schaute sich um, aber eine Fotografie von Max konnte er nirgends entdecken. Er konnte sich überhaupt keine Vorstellung von diesem Mann machen. Ob vielleicht doch sein Geld ausschlaggebend für Elke gewesen war? Nein, das passte nicht zu dem Mädchen von einst. Aber sie hatte sich sehr verändert. Sie hatte sich vom farblosen Entlein zum schönen Schwan gemausert, das musste er zugeben.
Warum auch nicht? Sie war eine Frau. Sie hatte begriffen, dass man etwas aus sich machen konnte.
Angela konnte eigentlich auch mehr für ihr Aussehen tun, ging es ihm durch den Sinn. Immer trägt sie diese schlichte Sportkleidung, und immer noch diesen Pagenschnitt wie zu der Zeit, als sie sich kennenlernten.
Dass ihm gerade dieser so gut gefallen hatte, wollte er nicht mehr wahrhaben.
Nun kam Elke zurück, mit kostbaren Gläsern und zwei Flaschen Wein.
»Gleich zwei?«, fragte Wolfgang ironisch. »Ein Glas, mehr nicht.«
Elke lächelte rätselhaft. »Es ist doch noch gar nicht so spät. So langsam wird sich Angela daran gewöhnen, dass du ab und zu mal länger ausbleibst, vielleicht bekommt sie dann Geschmack daran, dich auch ins Konzert zu begleiten.«
»Ach, so meinst du das«, sagte er naiv.
»Ja, so meine ich das. Wie lange seid ihr verheiratet, Wolf?«
»Sieben Jahre, das weißt du doch.«
»Na eben, sieben Jahre, und das siebte ist das kritische. Da ist es ganz gut, wenn man seine Frau mal ein bisschen eifersüchtig macht. Dann überwindet man die Krise eher.«
Von einer Krise hatte er in seiner Ehe eigentlich noch gar nichts gespürt, aber er hatte auch nicht darüber nachgedacht.
»Sie fühlt sich deiner anscheinend schon zu sicher«, fuhr Elke leichthin fort. »Sie weiß nicht, wie du von den Frauen angehimmelt wirst.«
»Ach, das ist doch Blödsinn. Das merke ich doch gar nicht.
»Aber ich habe es bemerkt, und ich habe mich schon gefragt, ob Angela darüber wohl nachdenkt. Ich mag sie wirklich gern, deine kleine Frau, in ihrer Bescheidenheit und Zurückhaltung, die deiner Stellung aber durchaus nicht angemessen ist. Sie stammt wohl aus kleinen Verhältnissen?«
Das tönte nun doch ein wenig zu anzüglich in seinen Ohren, denn obgleich Elke nie darüber gesprochen hatte, wusste er doch, dass sie selbst aus sehr bescheidenen Verhältnissen kam.
»Durchaus nicht«, erwiderte er. »Sie stammt sogar aus einer sehr vermögenden Familie, ihr Vater ist ein bedeutender Wissenschaftler.«
»War das ausschlaggebend für deine Entscheidung?«, fragte Elke spitz.
»Für welche Entscheidung?«, fragte Wolfgang verblüfft.
»Angela zu heiraten, was sonst?«
Eigentlich hätte er nun hellhörig sein müssen, aber er lag im Zwiespalt mit seinem Gewissen. Er dachte daran, dass Angela auf ihn warten würde.
»Es war eine Liebesheirat wie sie im Buche steht«, erwiderte er heiser.
»Dann trinken wir auf Angela, eure Ehe und weitere glückliche Jahre«,
sagte Elke mit größter Selbstbeherrschung.
»Ja, das ist lieb von dir«, sagte er. »Ich hoffe sehr, dass ihr euch besser kennenlernt und richtige Freundinnen werdet. Wir haben einen netten Bekanntenkreis, in dem du auch Abwechslung finden wirst. Ich möchte wirklich nicht, dass Angela auf falsche Gedanken kommt.«
»Du bist ja ein richtiger Pantoffelheld«, sagte sie neckisch, und damit traf sie ihn an einer empfindlichen Stelle, denn dies ging gegen seinen Stolz.
»Das ist lächerlich. Wenn man verheiratet ist, möchte man doch keine Differenzen haben, die völlig überflüssig sind.«
»Nun werde doch nicht gleich gereizt, Wolf«, besänftigte sie ihn scheinheilig. »Ich halte dich ja nicht hier fest.«
Sie konnte ruhig sein. Sie hielt einen guten Trumpf in der Hand, von dem er nicht die leiseste Ahnung hatte.
Er schalt sich aller misstrauischen