Dr. Norden Bestseller Classic 50 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Classic 50 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller Classic

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war eine noch junge Frau, knapp dreißig, schätzte Dr. Leitner. Sie war gut gekleidet und gepflegt. Jetzt sah sie elend aus, aber normalerweise musste man sie wohl schön nennen können.

      Dr. Leitner operierte. Er wusste, dass es um Minuten ging, Minuten, die über Leben und Tod entscheiden konnten. Er öffnete die Bauchhöhle mit der traumwandlerischen Sicherheit, die man von ihm gewohnt war. Jeder andere Gedanke war ausgeschaltet, wenn es für ihn darum ging, ein Leben zu retten.

      Der Zeiger der Uhr sprang von Minute zu Minute, aber darauf achtete niemand. Jedermann im OP wusste, dass das Kind keinesfalls zu retten war, aber die Patientin überlebte. Zumindest starb sie nicht auf dem Operationstisch, wenn sie jetzt auch aussah, als hätte sie keinen Tropfen Blut mehr in sich. Wächsern war ihr Gesicht, wie eine Maske, aber das Herz schlug noch. Es fragte sich nur, ob es noch genügend Kraft hatte.

      »Transfusion wiederholen«, sagte Dr. Leitner erschöpft. Und dann erst kam ihm der Gedanke, welche Probleme ihm durch diese Patientin entstehen könnten.

      Helga hatte indessen den schwierigsten Teil ihrer Übersetzung beendet, und als Purzel wieder zu jaulen begann, war sie nicht mehr so ungehalten.

      »Du hast es heute aber wichtig«, sagte sie, aber da hörte sie den Türgong. Vielleicht hatte er schon einmal angeschlagen.

      »Bist ja ein braver Hund, Purzel«, sagte sie. Als sie die Treppe hinunterging, steckte auch Theo Rodenberg seinen Kopf aus der Wohnungstür. Er sah verschlafen aus, sein Haar war zerrauft.

      »Hat es bei Ihnen auch geläutet?«, fragte er mürrisch. »Das wird ein Hausierer sein.«

      Helga war nun schon mal unten. Es konnte auch Gerald Winkler sein, der ihr wieder Arbeit brachte.

      Doch vor der Tür stand ein Taxichauffeur. Er nahm seine Mütze vom Kopf und sagte höflich: »Ich dachte schon, es wäre niemand zu Hause. Da habe ich heute eine junge Frau hergefahren, und die hat ihre Tasche im Taxi liegen lassen. Es ging ihr anscheinend nicht gut.«

      Helga war so bestürzt, dass sie nicht gleich etwas sagen konnte, und da hatte er ihr auch schon die Tasche in die Hand gedrückt.

      »Ich muss weiter«, sagte er noch, und schon ging er davon.

      »Hallo«, rief Helga ihm nach, und er drehte sich auch um. »Ich will kein Trinkgeld«, sagte er. »Die Dame hat mir genug gegeben.«

      Dann saß er schon am Steuer und fuhr davon. Helga betrachtete die Tasche, dann sah sie Theo Rodenberg an.

      »Es gibt noch ehrliche Menschen«, sagte er.

      »Aber ich kenne diese Frau doch gar nicht«, sagte Helga stockend.

      »Vielleicht sind Papiere in der Tasche«, sagte er. »Wenn Sie einen Zeugen haben wollen, ich stehe zur Verfügung. Kommen Sie doch herein.«

      Sehr konventionell schien er nicht zu sein, nur ein wenig verlegen war er jetzt.

      »Ich muss mich nur schnell ein bisschen zurechtmachen«, sagte er. Purzel folgte ihm zutraulich ins Bad. Sie schienen sich gut zu kennen.

      Helga befand sich nun in einer fremden Wohnung, in einer sehr schönen Wohnung, wie sie feststellte.

      Daran änderte auch der Staub nichts, der auf allen Möbeln lag. Es waren sehr kostbare alte Möbel. Herrliche Gobelins hingen an den Wänden und auch einige Bilder, deren Wert hoch einzuschätzen war.

      Theo Rodenberg kam nach wenigen Minuten zurück. »Es sieht noch mies aus bei mir«, sagte er, »aber da ich ein misstrauischer Mensch bin, lasse ich niemanden in die Wohnung, wenn ich abwesend bin. Anbieten kann ich Ihnen auch nichts, außer Wein oder Schnaps.«

      »Ich brauche nichts«, erwiderte Helga. »Ich weiß auch gar nicht, was ich hier soll.«

      »Die Tasche«, erinnerte er sie.

      »Ach ja, die Tasche. Ich bin ein bisschen durcheinander. Ich habe Dr. Norden gerufen. Er hat die Frau in eine Klinik bringen lassen.«

      »Dr. Norden wird uns dann schon weiterhelfen. Ein sehr netter Mensch. Ich mag ihn. Aber erzählen Sie doch erst mal genauer, was passiert ist.«

      Da er der Hausherr war, hatte er wohl ein Recht darauf. Helga erzählte. »Ich glaube, sie wollte zu Viola«, sagte sie nachdenklich. »Jedenfalls nannte sie ihren Namen. Ich bin mit Viola schon ziemlich lange befreundet, aber diese Frau habe ich nie kennengelernt.«

      »Na, dann schauen wir doch mal nach, ob ein Ausweis in der Tasche ist.«

      Es war eine schon etwas abgegriffene Ledertasche, die aber einmal sehr teuer gewesen sein musste. Da kannte sich sogar Helga aus, obgleich sie nicht viel Geld für kostspielige Accessoires ausgab.

      Sie überließ es Theo, die Tasche zu öffnen und den Inhalt zu untersuchen. Sie beobachtete ihn dabei nachdenklich. Sein flächiges, sehr markantes Gesicht verdüsterte sich plötzlich.

      »Marlen Broda«, sagte er dumpf. »Das ist doch die Schauspielerin, die vor ein paar Monaten den Nervenzusammenbruch hatte.«

      »Keine Ahnung«, sagte Helga. »Sie scheinen sich auszukennen.«

      »Ich bin aus der Branche, aber mein Name scheint Ihnen auch nicht bekannt zu sein«, sagte er ironisch.

      »Müsste ich ihn kennen?«, fragte sie ebenso ironisch zurück. »Ich bin Übersetzerin.«

      »Ich bin Kameramann, ich mache Tier- und Landschaftsfilme.«

      Helgas Augenbrauen ruckten empor. »Etwa auch diesen Islandfilm?«, fragte sie atemlos.

      »Ja, ja«, erwiderte er gleichmütig.

      »Er ist wundervoll«, sagte Helga. »Auf Namen achte ich eigentlich nie«, fügte sie dann entschuldigend hinzu.

      »Ist auch nicht wichtig. Also Marlen Broda ist das. Und sie wollte zu Viola?«

      »Sie nannte ihren Namen«, erwiderte Helga.

      »Komisch. Sie war nie hier. Jedenfalls habe ich sie nie gesehen. Wo steckt Viola eigentlich?«

      »Wahrscheinlich jetzt schon auf den Bahamas.«

      »Allein?«, fragte er.

      »Mit Werner Kilian.«

      »Das gibt’s doch nicht. Wie ist sie denn an diesen Heini geraten?«, rief er aus.

      »Das müssen Sie Viola schon selbst fragen. Sie kennen sie anscheinend recht gut.«

      Seine dichten Augenbrauen schoben sich zusammen. »Man begegnet sich, wenn man in einem Haus wohnt«, erklärte er. »Sie habe ich hier auch nie gesehen.«

      »Ich war auch erst ein- oder zweimal hier. Ja, zweimal«, sagte Helga. »Viola kam meistens zu mir. Sie wohnt ja noch nicht lange hier.«

      »Ein halbes Jahr, und ich war die meiste Zeit unterwegs. Aber wir kommen vom Thema ab. Ich werde mich mal um Marlen kümmern.«

      Vielleicht kennt er sie besser, als er zugeben will, dachte Helga. Vielleicht wollte sie gar zu ihm.

      »Wollen

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