Familie Dr. Norden 734 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Vor Schreck verschluckte sich Fabian. Er hustete heftig, und es dauerte seine Zeit, bis er sich wieder beruhigt hatte.
»Entschuldigung, die Jahreszeit. Eine kleine Erkältung«, stammelte er verlegen. »Ja, ja, mein Vater sprach davon, Anteile verkaufen zu wollen. Dabei erwähnte er auch Ihren Namen.« Wenigstens erinnerte er sich an die Verhandlungskniffe, die ihm Jost beigebracht hatte.
»Gibt es viele Interessenten?« fragte Charlotte beiläufig. Sie hatte ihre Runde beendet und warf Fabian einen interessierten Blick zu. Er gefiel ihr sichtlich, der unverdorbene junge Mann mit dem offenen Gesicht. Fabian Reischl war so ganz anders als die aufgeblasenen, eingebildeten Weinkenner, mit denen sie es immer zu tun hatte. »Und warum wollen Sie überhaupt verkaufen, wenn das Geschäft so gut geht?«
»Taktik. Wir brauchen einen verläßlichen Weinhändler.«
»Dazu müßten Sie keine Anteile verkaufen, um den zu bekommen.«
»Ich habe meine Erfahrungen in der Branche gemacht und möchte einfach auf Nummer Sicher gehen«, erklärte Fabian vielsagend. Die Schule seines Vaters machte sich bemerkbar, er ließ sich nicht beeindrucken, auch wenn ihn die schöne kühle Charlotte nicht aus den Augen ließ. Fabian konnte nicht ahnen, daß ihr Interesse an ihm nicht nur geschäftlicher Natur war.
»Hm, ich verstehe.« Sie drehte sich um die eigene Achse, wohl wissend, wie sich ihr lockiges Haar dabei schmeichelnd um ihre Schultern legte. »Wirklich, ein sehr hübsches Geschäft. Falls ich tatsächlich einsteige, müßten allerdings einige Veränderungen vorgenommen werden. Sie müßten Weinregale aufstellen, kleine Stehtische, am besten mit Marmorplatte, das sieht sehr edel aus.«
»Aber da müßte ich mein eigenes Sortiment ja um die Hälfte kürzen«, entfuhr es Fabian.
Charlotte bedachte ihn mit einem stechenden Blick.
»Herr Reischl, Sie sollten sich schon überlegen, was Sie wollen«, erklärte sie mit samtweicher Stimme, die ihm eine Gänsehaut verursachte. »Wenn wir eine Partnerschaft anstreben, müssen wir uns hundertprozentig einig sein. Und das sage ich nicht nur so, das meine ich auch.«
»Ja, ja, natürlich«, beeilte sich Fabian zu versichern, der sich seiner Verhandlungspartnerin unterlegen fühlte. Um sie seine Verunsicherung nicht spüren zu lassen, drängte er auf ein Ende des Gesprächs. »Am besten, wir vereinbaren einen Termin gemeinsam mit meinem Vater. Dann können wir die Modalitäten klären.«
»Sämtliche Geschäftsunterlagen habe ich bereits angefordert. Selbstverständlich werde ich die von meinem Wirtschaftsprüfer genau unter die Lupe nehmen lassen. Ein Risiko kann ich mir nicht leisten.«
Fabian schluckte hart, ließ sich aber nichts anmerken.
»Sie werden zufrieden sein.«
»Das scheint eine Floskel Ihrer Familie zu sein«, amüsierte sich Charlotte. Diesen Satz habe ich von Ihrem Vater heute auch schon gehört. Sehr attraktiver Mann übrigens. Aber leider zu alt für mich. Da gefällt mir der Sohn schon besser«, bemerkte sie mit einem koketten Lächeln. »Auf Wiedersehen, Herr Reischl. Oder darf ich Fabian sagen? Ein sehr hübscher Name.« Sie hatte das kleine Messingschild an der Tür entdeckt, auf dem in geschwungenen Lettern der Name des Inhabers geschrieben stand.
»Wie Sie wollen«, erklärte Fabian großzügig, nur froh, Charlotte Pattis verabschieden zu können. Galant hauchte er ihr einen Kuß auf die Hand, und dann verschwand sie in der nebligen Dunkelheit so abrupt sie daraus erschienen war. Ein Windstoß fuhr Fabian durchs Haar, und schnell schloß er die Ladentür.
*
Der stürmische Herbstwind wirbelte auch in den Münchner Vororten die Blätter durcheinander. Es war ein ungemütlicher Abend, und Daniel Norden war froh, die Tür hinter sich schließen zu können.
»Puh, was für ein Wetter«, seufzte er und rieb sich die kalten Hände.
»Ach was, ich find’s schön!« Mit einem Juchzer stürzte seine kleine Tochter Désiree auf ihn zu und warf sich in seine Arme. »Wir sollen für die Schule Kastanien sammeln und Blätter, und dann basteln wir lustige Tiere«, plapperte sie unbekümmert weiter. Sie war die erste, die die Ankunft des geliebten Papis bemerkt hatte und nutzte die Gunst der Stunde. Daniel strich ihr belustigt über das seidenweiche Haar.
»Ich freue mich, wenn es dir in der Schule gefällt. Ist deine Lehrerin auch nett zu dir?«
»Die ist ganz lieb. Stell dir vor, sie hat heute ein lachendes Gesicht mit Haaren unter mein Schreibblatt gemalt.«
»Ein lachendes Gesicht mit Haaren?«
»Ach, Papi, du verstehst überhaupt nichts.« Dési setzte eine wichtige Miene auf. »Also, ein lustiger Stempel ist ganz gut. Wenn die Lehrerin ein lachendes Gesicht unter die Aufgabe malt, ist das noch besser. Aber wenn das Gesicht auch noch Haare hat…«
»Das ist wie eine Eins mit Stern, oder?«
Daniel mußte ein belustigtes Lachen unterdrücken, um seine kleine Tochter nicht zu kränken.
»Sehr gut, du hast es kapiert.«
»Was hat Papi kapiert?« In diesem Moment kam auch Jan, der zweite Erstklässler der Familie Norden, aus der Küche und begrüßte seinen Papi.
Dési verdrehte inzwischen die Augen.
»Das geht dich gar nichts an. Ich habe keine Lust, alles zweimal zu erklären.«
»Mädchen sind Zicken, findest du nicht, Papi?« wandte sich Jan hilfesuchend an Daniel. Der warf Fee, die der zweiten Tochter der Familie, Anneka, bei den Hausaufgaben geholfen hatte und gerade die Treppe herunterkam, einen verzweifelten Blick zu. Wie sollte er sich jetzt diplomatisch aus der Affäre ziehen?
»Wenn ich mich recht erinnere, haben wir es hier mit einer ganz normalen Familie und nicht mit einem Bauernhof zu tun«, erklärte Fee lächelnd und bereitete der Diskussion damit ein Ende. Sie schloß ihren Mann in die Arme und begrüßte ihn mit einem zärtlichen Kuß. »Du Ärmster, du bist ja immer noch ganz kalt.«
»Draußen ist ein ganz schöner Wind. Der Herbst hat schneller Einzug gehalten, als wir es nach diesem schönen Sommer erwartet haben.«
»Dafür ist es hier drinnen um so gemütlicher. Komm mit ins Wohnzimmer, ich habe ein Feuer im Kamin gemacht. Du kannst dort essen, wenn du willst.«
»Eine herrliche Vorstellung.« Zufrieden folgte Daniel seiner Frau in den wohlig warmen Raum, in dem ein lustiges Feuer knisterte und eine heimelige Atmosphäre verbreitete. Die Zwillinge waren unterdessen in die Küche gestürmt und stritten sich darum, wer dem Papi das Abendessen servieren durfte. Doch die gute Lenni fackelte nicht lange, drückte Jan Glas und Serviette und Dési das Besteck in die Hand und trug die Mahlzeit höchstpersönlich auf einem Tablett ins Wohnzimmer. Daniel bedankte sich überschwenglich ob dieser Fürsorge und widmete sich dann seinem Abendessen.
»Übrigens habe ich heute einen Anruf von Kitty Sassen bekommen«, erzählte Fee, nachdem ihr Mann sich ausgiebig gestärkt und von seinem Arbeitstag erzählt hatte. »Sie möchten uns gern einladen. Martin feiert einen runden Geburtstag.«
»Der gute alte Martin!« Daniel seufzte bei dem Gedanken an seinen Freund, den Anwalt Martin Sassen,