SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi

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SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald  Malfi

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Kopf. Sein Ellbogen stieß einen Besen um, der seinerseits einen mit Schildpatt verzierten, riesigen Spiegel traf, der an zwei Drähten hinter dem Tresen hing. Der Spiegel drehte sich wie ein Mobile hin und her, bevor er seine ursprüngliche Lage wieder einnahm. Für einen Augenblick konnte John eine größere Anzahl Polizisten sehen, mit gezogenen Waffen, breitbeinig aufgestellt, jenseits des Tresens im Spiegelbild schwebend. Sie waren grobe Reflexionen von Menschen: keine Gesichter, keine Details. Nur Waffen mit Beinen.

      Mit einer Hand umklammerte der Albino das Mädchen am Hals und presste mit der anderen die Pistole heftig gegen ihre Schläfe. Sein Gesicht war rot geworden, ausgebrochen in bunte Magnolienblüten.

      Es war, als ob ein barmherziges und göttliches Wesen plötzlich die Hand ausstreckte und auf den Knopf für die Zeitlupe drückte. Der Albino, die Pistole, der gesamte Raum – alles erschien plötzlich vergrößert. Vor seinem inneren Auge konnte John sehen, wie sich der Hammer der Waffe zurückbewegte, wie der bleiche, schmale Finger den Abzug drückte, konnte sehen, wie sich die Kammer langsam drehte und eine neue Ladung vorbereitete.

      John feuerte zwei Mal mit seiner Pistole, die tief in der Innentasche seiner Lederjacke vergraben gewesen war. Der erste Schuss traf den Albino in die Stirn und tötete ihn auf der Stelle mit einer fast blutlosen Wachsamkeit. Das Gesicht des Albinos blieb ausdruckslos. Nur der rechte Arm zuckte, der Finger auf dem Auslöser seiner Waffe spannte sich. Ein ungezielter Schuss explodierte, der Querschläger prallte von der Decke zurück. Der Albino fiel rücklings um wie ein Stück Treibholz. Johns zweiter Schuss verfehlte das Ziel komplett und zerschmetterte einige halbleere Flaschen unter dem Tresen.

      Die Polizisten erwiderten das Feuer. John zuckte zusammen, duckte sich, packte Tressa und drückte ihr Gesicht auf den schmutzigen Boden. Über ihren Köpfen schlugen die Geschosse in die Wand ein, ließen Flaschen zerspringen und Holz zersplittern. Der enorme Wandspiegel, der sich fast über die gesamte Länge der Theke erstreckte, zerbarst in einem Schneesturm aus messerscharfen Scherben. Unter ihm kämpfte das Mädchen und versuchte, sich zu befreien. Mit einer Hand drückte er ihren Kopf nach unten, um ihren Bewegungsradius einzuschränken. Einer ihrer Arme schwang nach oben, knallte ihm seitlich gegen das Gesicht und ließ die Welt vor seinen Augen verschwimmen.

      »Hier rüber, hierher!«, schrie Deveneau und bedeutete John, in dem verdunkelten Raum hinter ihm in Deckung zu gehen. Auch er hantierte auf einmal mit einer Pistole und schob Munition ins Magazin. »Nun macht schon!«

      Jeffrey Clay, dessen Gesicht jetzt noch abgehärmter aussah und der die Augen unnatürlich weit aufgerissenen hatte, stieß sich von der Wand ab und taumelte auf die Füße. Er hielt seine .38er mit ausgestrecktem Arm vor sich, stand mit gebeugtem Körper und eingezogenen Schultern da und schrie so laut, dass seine Kehle zu zerreißen drohte. In einer gleichbleibenden Seitwärtsbewegung, wie ein Schießbudenziel auf dem Rummelplatz, stolperte Clay hinter der Theke entlang und gab mit seiner Waffe eine Serie greller, peitschender Schüsse ab. Kleine Flammen leckten aus der Mündung. Er feuerte schnell und schaffte es, die Pistole leerzuschießen, bevor er getroffen wurde. Die erste Kugel traf ihn in die Schulter, zwei weitere in die Brust, eine schnitt ihm durch die rechte Wange… dann ging alles zu schnell für John, und er verlor die Übersicht, was genau eigentlich gerade passierte. Jeffrey Clay zuckte unkontrolliert, stolperte nach vorn und schlug mit dem Kopf gegen den Tresen wie ein nasser Sack Mehl. Er taumelte weiter und sackte schließlich auf dem Boden zusammen. Sein Gesicht war aschfahl, besprenkelt mit glänzenden Spritzern in so brillantem Rot, wie nur Blut es hervorbringen konnte, als wäre er ein Exponat postmoderner Kunst. Er hustete mit einem feuchten Rasseln, das tief aus seinem Hals kam. Blut schäumte auf seinen Lippen.

      Ab diesem Moment explodierte alles. Es gab keinerlei Ordnung mehr, nur noch Chaos… wie zahllose Teile eines großen Puzzles, beliebig verstreut auf dem Boden eines ansonsten leeren Raumes.

      Er hörte, wie sich jemand an der gegenüberliegenden Wand plötzlich bewegte, gefolgt von dem unverwechselbaren Klack-klack-klack! ausgeworfener Patronenhülsen. Jemand kreischte auf. John spürte, wie eine Hand ihn am Hemdkragen packte. Er drehte sich um und hatte Deveneau vor sich, der ihm seinen sauer riechenden Atem ins Gesicht blies. John betrachtete seine Pistole, aus deren Mündung noch immer Qualm aufstieg.

      »Du hast gesagt, dieses Drecksloch hier ist sicher«, stieß er hervor. »Was zur Hölle ist los?«

      »Bleib an mir dran«, sagte Deveneau nur. »Los, komm. Schnell.« Schon war er auf den Beinen und schlich in der Hocke durch die Dunkelheit des angrenzenden Raumes. John konnte gerade so die Umrisse von Tressa ausmachen, die hochgezogen und nach vorn geschoben wurde.

      Er folgte ihnen in die Dunkelheit. Sein Herz klopfte dröhnend in seiner Brust. Der Raum gab das Echo ihrer Atmung zurück und ließ ihre Schritte widerhallen. John flüsterte Deveneau etwas zu und das Geräusch seiner Stimme hielt für einige Sekunden an. Der Raum musste größer sein, als er ursprünglich angenommen hatte. Nein, es war kein Raum – die Umgebung öffnete und vervielfachte sich zu einer Reihe schmaler, zylindrischer Tunnel.

      »Hier lang«, hörte er Deveneau flüstern.

      Hinter ihnen vernahm er die fernen, sich aber rasch nähernden Geräusche der Polizisten – ihre Stimmen und schweren Stiefel. Sonst waren nur das Knirschen seiner Schuhe auf dem bröckeligen Betonboden, Tressas leises Stöhnen und das fast meditative Rauschen von fließendem Wasser zu hören, das überall durch die Wände flüsterte.

      »Wohin gehen wir?«, fragte er mit unterdrückter Stimme. Deveneau und das Mädchen waren ein paar Schritte vor ihm.

      »Nach draußen«, waberte Deveneaus Stimme zu ihm zurück.

      Er hörte, wie Tressa lauter keuchte. Eine Flüssigkeit fiel ihm von oben ins Gesicht und in die Augen. Er stolperte und stieß gegen eine kalte Betonwand. Seine Füße gerieten in eisige Pfützen und ließen Wasser aufspritzen.

      »Kann nichts mehr sehen …«

      Sie liefen um eine Kurve, stoppten und standen schnaufend unter gerastertem Licht. John blickte nach oben und sah etwas, das ein rechteckiges Kanalgitter zu sein schien, ungefähr fünfzehn Fuß über ihren Köpfen. Wasser lief von ihm herunter und sammelte sich in Pfützen zu ihren Füßen. Metallsprossen ragten an einer Seite aus der Wand und führten nach oben.

      »Ist das die Straße?«

      Deveneau ergriff eine der Sprossen. Wasser spritzte in sein Gesicht, lief ihm den Rücken hinunter und durchtränkte sein Hemd. Seine Haut schien durch den nassen Stoff hindurch.

      »Richtig«, gab Deveneau außer Atem zurück. »Seitengasse. Ich klettere zuerst hoch und schiebe das Gitter zur Seite. Als Nächstes schickst du Tressa hoch, dann kommst du nach.«

      »Nichts wie los.« Er hörte jetzt dumpfe Geräusche, die in den Tunneln widerhallten. »Sie kommen.«

      Schnell kletterte Deveneau die Sprossen nach oben. Er benötigte nur ein paar Sekunden, um den Ausstieg zu erreichen. Das Wasser von der Straße über ihm lief in sein Gesicht, über die Hände, die Schultern. Mit einer Hand griff er nach einer Metallstrebe des Gitters. Seine Hand zitterte, er murmelte etwas in sich hinein, trocknete die Hand an seinem rechten Hosenbein und packte das Gitter erneut. Nach ein paar kräftigen Stößen lockerte sich das Gitter und schrammte über den Rand der rechteckigen Betoneinfassung.

      John packte Tressas Arm und schob sie auf die eisernen Sprossen zu.

      Sie sah ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Eindringlichkeit an.

      Er nickte. »Geh. Jetzt.«

      Sie hielt inne, und für einen Moment hatte er den Eindruck, ihr Körper

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