Schärengrab. Carsten Schütte

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Schärengrab - Carsten Schütte

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auf. Ich bitte Sie, meine Mitarbeiter lediglich zu unterstützen. Sie sind hier weder zuständig noch haben Sie hier oder an Bord irgendwelche Befugnisse. Haben wir uns verstanden, Herr Büthe?“

      „Das haben wir, Herr Olsen, vielen Dank.“

      Thorsten blickte auf die beiden Beamten der Mordkommission und fragte in Richtung des Staatsanwaltes und des Kapitäns: „Wer übersetzt denn die Befragungen auf dem Schiff?“

      „Wir benötigen keine Übersetzer. Ich habe während meines Polizeistudiums ein Jahr bei der Polizei in Rostock hospitiert und spreche deutsch“, erklärte Ingrid Larsen mit einem süßen Akzent.

      „Dann wollen wir mal los. Wir legen in zwanzig Minuten ab“, gab der Kapitän vor. Die mordverdächtigen Profilerinnen samt Psychologin warteten vor dem Eingang der Hafenpolizei und schlossen sich wieder erleichtert in die Arme, bevor sie von Maik und Thomas an Bord begrüßt wurden.

      Kapitel V

      Rollentausch an Bord

      Der Kapitän konnte den beiden Ermittlern aus Oslo nur noch zwei Kabinen im Crewbereich zur Verfügung stellen, da die „Norwave“ ausgebucht war. Die Sommermonate sind in Norwegen mittlerweile so mild geworden, dass der August einer der begehrtesten Reisemonate ist. Die norwegischen Polizisten hatten sich in einem Besprechungsraum der Crew eingerichtet, um ihre Ermittlungen und Befragungen durchzuführen. Thorstens Angebot, mit dem Profilerteam gemeinsam Abend zu essen, schlugen sie aus. Die Ermittler mussten objektiv bleiben und konnten mit Beteiligten eines Mordverfahrens, die soeben noch in dringendem Tatverdacht standen, nicht den Abend gemeinsam bei einem Glas Bier oder Wein verbringen. Sie hatten als ersten Zeugen Thorsten Büthe für 21 Uhr zur Vernehmung vorgeladen, der natürlich pünktlich erschien.

      „Guten Abend, Herr Büthe“, begrüßte ihn die junge Ermittlerin in deutscher Sprache recht formell. Thorsten wurde als Zeuge belehrt und zur Wahrheit ermahnt, was sich den Vorschriften in Deutschland anglich.

      „Dann erzählen Sie doch mal von sich. Wie ist Ihre persönliche und berufliche Situation? Wie kommt es, dass Sie mit Ihren Mitarbeitern zusammen auf dem Schiff sind? Und dann schildern Sie bitte den Ablauf des heutigen Tages bis zu Ihrer Festnahme“, wies die Ermittlerin an und ergänzte: „Ich gehe zudem davon aus, dass Sie sich einverstanden erklären, die Aussage auf Band aufzunehmen.“

      Thorsten begann mit seiner familiären Situation und hielt sich exakt an die Reihenfolge, die Politibetjent 1 Larsen vorgab.

      Sie ließ ihren Zeugen ungestört berichten und setzte sogenannte Akzente des aktiven Zuhörens durch bestätigendes Nicken oder zustimmendes Brummen ein. Taktisch kommentierte sie ihr unklare Schilderungen mit einem langgezogenen „Okaaaay?!“, was Thorsten Büthe veranlassen sollte, darauf detaillierter einzugehen.

      Nachdem der Zeuge in etwa 90 Minuten alles beschrieben hatte, folgten einige Nachfragen, wobei der bislang völlig wortkarge Ermittler, Politibetjent 2 Andersen, seiner Kollegin mehrfach ins Ohr flüsterte und der Ermittlerin weitere Fragen formulierte.

      „Frau Larsen, Entschuldigung, wie will Ihr Kollege jetzt Fragen formulieren, wenn er bislang kein Wort verstanden hat?“, warf der Profiler ein.

      „Herr Büthe, wir sind ein eingespieltes Team, das lassen Sie ruhig unsere Sorge sein“, konterte die Beamtin.

      „Okay, Herr Büthe, ich glaube, wir haben alles. Haben Sie noch Fragen an uns?“

      „Unbedingt“, warf der LKA-Beamte ein. „Was machen Sie hier eigentlich? Sie vernehmen mich in aller Ruhe zu einem Sachverhalt, der Ihnen seit dem frühen Abend bereits bekannt ist. Ihr Kollege versteht leider nichts, was wir hier die letzten zwei Stunden gesprochen haben. Kann er die Zeit nicht mit wichtigeren Ermittlungen verbringen? Sie überprüfen nicht, wer von den Passagieren die Frau mit dem Rollator sein kann. Sie ignorieren unsere Kompetenz in solchen Fällen total und verplempern einfach nur Zeit.“ Der OFA-Leiter wurde zornig, als der bullige Politibetjent 2 aufstand und sich vor Thorsten auf die Tischkante setzte.

      „Herr Büthe, wir wissen genau, was wir wie und wann machen müssen. Zeitgleich werden die Passagierdaten durch die Crew überprüft und natürlich auch sämtliche Videodaten ausgewertet. Die Fotos der Bordfotografen werden abgeglichen und wir vernehmen unseren Hauptzeugen, der vor drei Stunden noch unter Mordverdacht stand. Und bevor Sie wieder nachfragen müssen, habe ich jedes Ihrer Worte verstanden. Ich war mit einer deutschen Ärztin verheiratet, die nach Norwegen ausgewandert ist, weil ihr in Deutschland so super mit euren Medizinern umgeht. Ist das mit LKA-Beamten ähnlich?“

      Thorsten war nicht so schnell zu beeindrucken, aber das hatte gesessen, was er sich jedoch nicht anmerken lassen wollte.

      „Prima, das vereinfacht doch alles. Darf ich noch eine wesentliche Frage stellen?“ Der Profiler wartete die Antwort nicht ab.

      „Wie ist eure Dienststelle in Oslo bei Tötungsdelikten aufgestellt? Gibt es Experten für Tatrekonstruktionen, die Täterverhalten interpretieren und daraus ein Profil und darauf resultierend alternative Ermittlungskonzeptionen erstellen?“

      „Natürlich, die sitzen direkt in Oslo. Die Einheit ist 2011 nach dem Massaker in Oslo und auf der Insel Utøya gegründet worden. Anders Behring Breivik hatte damals 77 Menschen erschossen und natürlich wollte man wissen warum. Diese Ermittlungen jedoch führen wir selbst“, stellte Politibetjent 2 Andersen klar.

      „Ist es möglich, dieses Team mit ins Boot zu holen? Ich glaube, wir könnten die Ermittlungen unterstützen“, bot der OFA-Leiter an.

      „Leider haben wir den Tatort gerade verlassen und sind auf hoher See. Wie soll das funktionieren?“, hinterfragte der bullige Beamte.

      „Wir benötigen Tatortfotos, einen entsprechenden Befundbericht, Angaben zum Opferbild und das rechtsmedizinische Sektionsprotokoll. Wäre das möglichst schnell umsetzbar?“, forderte der deutsche Beamte.

      „Um dann was damit zu tun?“, fragte Politibetjent Larsen unsicher.

      „Damit können wir in einer sogenannten Fallanalyse Angaben zu den Tathandlungen, den Motiven des Täters, der Nähe zum Opfer und Angaben zur Täterpersönlichkeit erarbeiten. Vor allem ist es möglich einzuschätzen, ob die Oma mit dem Rollator die Täterin sein kann oder anders mit drinsteckt“, versuchte Thorsten zu argumentieren und setzte nach, als er in verständnislose Gesichter blickte. „Ich kenne mich in der Kriminalitätslage von Oslo nicht so gut aus, aber in Deutschland haben wir nicht regelmäßig junge tote Frauen in Parks liegen, von denen der Täter den Skalp als Trophäe oder was auch immer mitnimmt.“ Thorsten gönnte den beiden Beamten keine Atempause. „Die erste Frage, die sich aufdrängt, ist: Wie ist die Frau denn getötet worden?“

      „Sie ist erstochen worden“, klärte Politibetjent 1 Larsen auf.

      „Das habe ich gehört. Wie genau? Wie viele Stiche? Wo waren die Stichwunden, am gesamten Körper? Gab es aktive oder passive Abwehrverletzungen? Wurden Körperpartien priorisiert oder bewusst ausgespart? Waren das Gesicht oder die Geschlechtsmerkmale betroffen? Waren es nur Stich- oder auch Schnittwunden? Hat ein sexueller Missbrauch stattgefunden? Und vermutlich die wichtigste Frage zur Motivation: Ist die Frau vital oder postmortal skalpiert worden? Versteht ihr, was ich meine?“, schloss Thorsten seinen Appell.

      Ingrid Larsen verstand. „Wir stecken in dem Fall noch nicht so tief drin und können diese Fragen nicht beantworten.“

      „Welche Fragen hättet ihr mir denn als Mordverdächtigem gestellt, wenn ihr nicht einmal wisst, was passiert

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