Scheidung kann tödlich sein. Andrea Ross

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Scheidung kann tödlich sein - Andrea Ross

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mich wie den Teufel, wollte mich aber dennoch als Versicherungsnehmer missbrauchen, um Geld und Ärger zu sparen. So nicht, liebe Tochter!

      Das Telefonat mit meiner Mutter gestaltete sich, wie meistens, auch nicht sehr erbaulich. Dort erfuhr ich vorwiegend wieder einmal, dass sie wegen all dieser Probleme mit Ann nicht schlafen könne und ruinierte Nerven habe. Dass Ann im Übrigen schon wieder mit einem neuen Freund zusammen sei. Schuld an alledem sei im Grunde ich, weil ich Ann erst verschiedene Stiefväter vor die Nase gesetzt hätte und dann auch noch auswanderte. Meine Mutter interessierte rein gar nicht, dass Ann dieses Jahr schon 20 Jahre alt wurde, sich längst nichts mehr von mir sagen ließ. Aber wozu sollte ich ihr das erklären? Mea Culpa, alles klar.

      Als nächstes hörte ich, dass Ann sich auch allen anderen gegenüber unmöglich verhalte, jeden nur ausnutze und sich nun auch noch einbilde, trotz Geldmangels ein neues Auto kaufen zu wollen. Der Corsa sei zu alt. Woher nahm sie nur dieses Anspruchsdenken? Ich hatte ihr das sicher nicht anerzogen! In ihrem Alter hatte ich eine uralte Rostlaube mit Löchern besessen, bei der ich froh sein konnte, wenn sie überhaupt zwischendurch ansprang. Als ich mir danach ein wiederum gebrauchtes Alt-Fahrzeug anschaffte, musste ich vorher arbeiten und mir dieses zusammensparen. Außerdem: noch bis 2009 hatte ich diesen Corsa gefahren, er war auch mir gut genug gewesen.

      Zum Schluss erhielt ich noch eine Information, die sich meine Mutter mir gegenüber wirklich hätte sparen können. Mein Bruder Peter hatte den vier Jahre alten Honda Jazz meiner Eltern bekommen, weil der arme Kerl ja so wenig Geld habe und außerdem sein Haus abbezahlen müsse. Sie selbst legten sich ein Neues zu. Dies war schon das vierte Auto, das mein Bruder von meinen Eltern für lau übernehmen konnte. Immer mit der Begründung, er habe ja kein Geld, obwohl er von Anfang an einen Ganztagsjob beim Wasserwirtschaftsamt innehatte. Seine Frau arbeitete ebenfalls dort, für deren beiden Kinder erhielten sie Unterhalt vom Vater. Und die hatten kein Geld? Klasse.

      Meiner Mutter war im Gegensatz dazu seit jeher völlig egal, wovon ich lebte. Ich hatte wahrlich schon Zeiten gehabt, in denen ich nicht wusste, woher ich überhaupt Geld fürs Essen nehmen sollte. Auch ich musste früher ein Haus abbezahlen, heute muss ich den Unterhalt für drei Kinder aufbringen und den Honda Jazz abstottern, den Attila auf mich überschreiben hatte lassen. Erst vor kurzem hatte ich mir ausgerechnet, dass mir von meinen Einnahmen über die Supportfirma weniger als 900 Euro blieben.

      Aber wurde ICH jemals gefragt, ob ich ein Auto brauche? Nein. Natürlich nicht! Bei meiner Mutter galt ich seit meiner Geburt nur als Kind zweiter Klasse und mein Vater hatte nichts zu melden. Wenn sie mir das alles nur nicht immer wieder so eindringlich vor Augen geführt hätte …

      1984 – Telefonbuch-Terror

      Mein kleiner Bruder wird langsam erwachsen. Er überragt mich mittlerweile an Körpergröße und frönt nun mit seinen 16 Jahren auch echten Männertätigkeiten. Nicht, dass er besonders hinter den Mädchen her wäre. Dazu ist er viel zu verklemmt. Nein, mein Bruder hat sein Faible für Saufgelage mit Kumpels entdeckt; ich amüsiere mich jedes Mal köstlich, wenn er am nächsten Morgen so blass wie ein Sensenmann auf Urlaub aussieht und schwört, er werde nie wieder Alkohol anrühren, in seinem ganzen restlichen Leben nicht.

      Neulich kam er in besonders desolatem Zustand nach Hause. Er war mit seinem Kumpel auf dem Bayreuther Volksfest gewesen, hatte dort anscheinend kräftig beim Maßkrug-Stemmen geholfen. Als er zu Hause ankam, hielt er jedenfalls nur noch den abgebrochenen Henkel eines Kruges in der Hand, war patschnass, dreckig und trug nur noch einen Schuh. Wohlgemerkt, der Volksfestplatz ist höchstens einen Kilometer von der Wohnung meiner Eltern entfernt und Peter hatte definitiv keine Ahnung mehr, wie er überhaupt nach Hause gekommen war.

      Als der Herr Bruder seinen Rausch einigermaßen ausgeschlafen hatte, galt es, die Ereignisse vom Vorabend zu rekonstruieren. Irgendwo auf dem Weg musste er seinen Schuh verloren haben und inzwischen kam bruchstückhaft die Erinnerung zurück, dass er mit dem Maßkrug auf irgendetwas eingedroschen hatte, so dass hernach nur der Henkel übriggeblieben war.

      Widerwillig und grün um die Nase trottete das Wrack meines Bruders zum Volksfestplatz, um seinen mutmaßlichen Rückweg zu rekonstruieren. Schon nach wenigen Metern wurde ihm klar, auf welche Weise der Maßkrug das Zeitliche gesegnet hatte: Peter musste ihn auf einem Autodach zertrümmert haben, denn die Scherben lagen noch deutlich sichtbar auf und um das alte Auto herum. Oh je! Also Zettel ans Auto, sich zur Tat bekennen und auf die Rechnung zur Schadensbeseitigung warten. Klasse, Peter! Von hier aus musste »Peterchen«, wie ihn meine Mutter gegen seinen Willen noch immer zärtlich nennt, wohl in Richtung des Roten Mains geschwankt sein, denn seine Kleidung war in der Nacht durchnässt gewesen. Und siehe da – hier lag, mit Algen und Schlamm verziert, der vermisste Schuh im seichten Wasser. Den durfte Peter jetzt aus dem Flussbett angeln, sonst würde Mutter ihn vierteilen. Schließlich kauft sie ihm die Schuhe und wäre nicht erbaut, das schon wieder tun zu müssen.

      Mit ekelverzerrtem Gesicht fischte der Peter also den Schuh heraus, schüttelte provisorisch die Sauerei aus dessen Innenleben. Er sah dabei aus, als wäre ihm nun wieder speiübel. Was es ihm scheinbar am Vorabend auch schon gewesen war, denn der restliche, im wahrsten Sinne des Wortes feuchtfröhliche Nachhauseweg war mit mehreren »Pizzen« verziert, die mutmaßlich von ihm gestammt haben dürften.

      Wieder bemerkt Peterchen, er werde nie wieder Alkohol zu sich nehmen. Nie wieder. Besonders nach dem Generalanschiss unserer Mutter, die normalerweise eher zu sanft mit ihrem geliebten Bübchen umgeht.

      Heute Abend werde ich die Einweihung meiner ersten eigenen Wohnung gebührend feiern, welche im Dachgeschoss einer nagelneuen, sehr ansprechenden Wohnanlage liegt. Ich verfüge sogar über eine Loggia mit Blick über Bayreuth und ein sechseckiges Schlafzimmer, wandere immer wieder stolz durch meine Räume. Im Wohnzimmer habe ich eine Fototapete mit Palmenstrand angebracht, passend dazu eine Anpflanzung mit Sand, Palmen und Lavabrunnen aufgestellt. Eine der Küchenwände ist sogar mit einer riesigen Palme bemalt und diese ganze Pracht habe ich mit meinem Beamtengehalt höchstpersönlich selber bezahlt.

      Wenigstens dafür ist dieser Job gut! Ja, ich bin schon sehr glücklich, endlich aus dem Kinderzimmer ausgezogen zu sein, welches ich bis vor wenigen Tagen immer noch zusammen mit meinem Bruder bewohnt habe. Mann, werden meine Freunde staunen, wenn sie diese Pracht hier sehen!

      Natürlich habe ich raue Mengen an Bier, Schnaps und Wein besorgt. Man bekommt ja nur einmal im Leben seine erste Wohnung und das will angemessen gefeiert werden. Peter wird auch kommen, seinen Kumpel Roli mitbringen. Ich habe mir vorgenommen, ihn einmal derart abzufüllen, dass es ihm für alle Zeiten vergeht. Denn er übertreibt seinen Alkoholkonsum in letzter Zeit für meinen Geschmack etwas und ich habe im Dienst oft genug gesehen, wo so etwas enden kann; das muss verhindert werden.

      Peter ist zwar doof, aber immerhin mein Bruder. Dekorativ stelle ich die Schnapsflaschen schön in einer Reihe auf die Küchenzeile, damit er sie auch sieht.

      Als ich Peter zu Hause abhole, ermahnt mich meine Mutter eindringlich, ich solle bloß gut auf ihren Sohn aufpassen. Nicht, dass er zu viel trinkt! Und um Mitternacht müsse ich ihn nach Hause bringen, aber zuverlässig, nicht später!

      »Jaja, Mama. Alles klar, mache ich!«

      Es läuft genauso wie von mir erwartet. Während meine Gäste so langsam einlaufen und meine Behausung bewundern, mit einem Gläschen Wein auf der Loggia stehen und mich beneiden, checkt mein Bruder bereits die Spirituosenbestände. Roli und er bemerken fachkundig, dass diese paar lumpigen Fläschchen wohl kaum reichen werden, sich anständig und gepflegt die Kante zu geben. Na klar, niemals! Bei solch harten Männern mit derart ausgeprägten Lebern natürlich nicht! Ich grinse in mich hinein und harre der Dinge, die da kommen werden.

      Zunächst muss ich mich um die Versorgung meiner anderen Gäste kümmern, kann ab und zu nur einen

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