Operation Werwolf - Blutweihe. Uwe Klausner

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Operation Werwolf - Blutweihe - Uwe Klausner

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noch mal kurz Luft holen, dann ging es zur Sache. Getreu dem Befehl, hart durchzugreifen, würde er nicht lange fackeln. Und im Anschluss möglichst schnell die Fliege machen. Schließlich wusste man ja nie, er wäre nicht der Erste, den man wegen Übergriffen auf Zivilisten vor den Kadi gezerrt hätte. Aber was soll’s, damit musste er in seiner Situation rechnen. So war nun mal der Lauf der Welt, und wer keine Scheuklappen trug, der wusste, wie der Hase lief. Einmal angenommen, der Krieg ginge verloren – schwer vorstellbar, wenngleich nicht gänzlich auszuschließen –, dann würden sie für das, was sie hier anrichteten, zur Verantwortung gezogen werden.

      Und dann Gnade ihnen Gott.

      Eins und die …

      Verflucht, jetzt wurde es aber langsam Zeit.

      Mag sein, er bildete sich das nur ein, aber wie er so auf der verrußten Kellertreppe kauerte, da war ihm, als läge Blutgeruch in der Luft, vermischt mit dem Gestank, der aus der Tür der Metzgerei ins Freie drang.

      Koscheres Fleisch, zum Abgewöhnen.

      Also wirklich, diese Brut hatte den Leibhaftigen im Leib. Am besten, man jagte das ganze Viertel in die …

      Null!

      Die Explosion, die wie der Einschlag eines Blitzbündels von den Wänden widerhallte, war stärker als erwartet, und es dauerte, bis sich der beißend scharfe Qualm verzog. Wie erwartet war der Hof von Trümmerteilen übersät, und um zum Schuppen zu gelangen, musste er über verkohlte Balken, Schutt und Backsteinhaufen klettern. Die Luft, eine Mischung aus Staub, verbranntem Fleisch und Rußpartikeln, die wie Schneeflocken auf ihn herabrieselten, raubte ihm fast den Atem, und wie der Blick auf eine zerborstene Fensterscheibe bewies, waren die Schweißringe unter der Uniformjacke nicht zu übersehen.

      Und seine Atemzüge, die von einer Turbulenz in die nächste taumelten, nicht zu überhören.

      Es war Zeit, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Wider sonstige Gewohnheiten hatte er Muffe. Und das wahrhaftig nicht zu knapp. Warum gerade hier und nicht irgendwo anders, konnte er sich nicht erklären.

      An der Schlampe, die ihn mit schreckgeweitetem Rehblick musterte, konnte es jedenfalls nicht liegen. Dem Anschein nach zu urteilen war die Kleine höchstens 17, wenn nicht gar jünger. Ihrem Aussehen, das ihn an eine Orientalin erinnerte, tat dies freilich keinen Abbruch. Im Gegenteil. Je länger er die im Erblühen begriffene Schönheit betrachtete, die sich laut hustend vom staubbedeckten Boden aufrappelte, wie von Sinnen vor ihm zurückwich und den Rücken an die schwarz-weiß gekachelte Wand presste, desto ungestümer der Drang, der von ihm Besitz ergriff. Und desto heftiger das Pulsieren in den Lenden, gegen das kein Kraut gewachsen schien. Es war schon eine Weile her, seit er eine Frau an Land gezogen hatte – nichts Ernstes, ein harmloses Techtelmechtel. Der übliche Ringelpietz mit Anfassen, zu mehr war die Dame nicht bereit gewesen.

      Warum sich also nicht ein wenig amüsieren, bevor er dem Weibsbild eine Kugel durch den Kopf jagte. Was sein Nachholbedürfnis betraf, kam ihm die Unschuld vom Lande wie gerufen.

      Dunkles, im Dämmerlicht wie Ebenholz glänzendes Haar, das auf die schmalen und vor Angst zusammengezogenen Schultern fiel. Bedeckt von einem dunklen Kleid mit weißem Spitzenkragen, das ihn an die Uniform eines Mädchenpensionats erinnerte. Die Augen, ebenfalls schwarz und von sanft geschwungenen Lidern unter wie Pagoden anmutenden Brauen überwölbt, nicht zu vergessen.

      Eine richtige Schönheit, die Kleine. Und viel zu hübsch, um wie die fettleibigen Matronen an die Wand gestellt zu werden.

      Unehrenhaft oder nicht, ab und zu musste man auch an sich denken.

      Na los, wenn schon, denn schon.

      So schnell kommt die Gelegenheit nicht wieder.

      »Na, wen haben wir denn da!«, hörte er sich mit erstickter Stimme hecheln, während er sich zögernd, aber wachsam heranpirschte, die Rinderhälften im Blick, die von der Decke des verwüsteten Kühlschuppens baumelten. Merkwürdig genug, dass sie nichts abbekommen hatten, aber jetzt, da er in den Genuss von Frischfleisch käme, absolut trivial. Sollten die Juden doch in sich reinstopfen, was sie wollten, die Henkersmahlzeit sei den Bastarden gegönnt.

      Der eine mochte es gern zart, der andere lieber zäh. Egal wie, Hauptsache, man kam auf seine Kosten.

      So jung, und schon so verführerisch. Um nicht zu sagen aufreizend.

      Um nicht zu sagen scharf.

      Im Bann der verschüchterten Schönheit, für die es jetzt, wo er sie wie eine Ware taxierte, kein Entrinnen gab, entledigte er sich seines Karabiners, lockerte den Hemdkragen und heftete sich an die Fersen seines Opfers, hinter den Fleischhälften, von wo aus ihm der Geruch von geronnenem Blut entgegenschlug, nur noch in Umrissen zu erkennen. Der Kühlschuppen war größer, als es von außen den Anschein hatte, die Luft stickig, abgestanden und schal. Aber das, genau wie die Staubpartikel, die wie ein Vorhang an den gekachelten Wänden klebten, tat der Vorfreude, die ihn ergriff, keinen Abbruch. Ungeachtet der Konsequenzen, ob Endstation Knast oder Arbeitslager, den Spaß ließ er sich nicht verderben. Die Herren Offiziere, allen voran der Sturmbannführer, die konnten ihn alle mal. Die Sippschaft im Palais Prinz Albrecht eingeschlossen. Ohne Nervenkitzel, für ihn das Salz in der Suppe, konnte man den Einsatz an der Front vergessen. Kein Wunder, wenn man dazu vergattert wurde, für den Rest der Truppe die Kohlen aus dem Feuer zu holen.

      Wie pflegten die alten Römer doch zu sagen: Carpe diem – nutze den Tag.

      Und amüsiere dich, so oft es geht.

      Am Kopfende des Schuppens angelangt, stützte er sich auf einen Hacktisch, durchzogen von tiefen Rillen, die von regem Gebrauch durch die Benutzer kündeten. Die Blutflecken, die einen neueren Datums, die anderen matt und fahl, waren nicht zu übersehen, aber das kümmerte ihn einen Dreck. Das Pochen in seiner Schläfe, beim Anblick der jungen Frau heftiger denn je, steigerte sich zu einem wilden Klopfen, und wie er sie so musterte, schoss ihm der Schweiß wie ein Sturzbach über den Rücken.

      Die Kleine war reif, so reif wie noch etwas.

      Dachte er zumindest.

      Die Hand auf dem Hacktisch, schoss ihm das Blut fontänenartig in den Kopf, von jetzt auf nachher, wie Lava vor der Eruption. Die Sicht verschwamm ihm vor den Augen, und er hatte Mühe, auch nur halbwegs klar zu denken. Fakt war, käme das, was er im Sinn hatte, heraus, dann wäre er die längste Zeit bei der SS gewesen. Die Juden in Scharen abzuknallen, das konnte ja noch angehen. Dazu war er ja schließlich hier, mit Billigung von höchster Stelle. Aber sich mit einer ihrer Frauen einzulassen, noch dazu mit einem halben Kind, das war schlimmer, als wenn man mit Stalin auf Sauftour ging. Und überhaupt, was hieß da schlimm, es war ein Unding. Es gab auch ein Wort dafür, dass wusste er nur zu gut. Nämlich »Rassenschande«, mit Betonung auf den letzten beiden Silben. Etwas Widersinnigeres, um nicht zu sagen Abartigeres, konnte es für einen SS-Mann nicht geben, und dementsprechend harsch würde man mit ihm umspringen. Käme heraus, was er sich geleistet hatte, könnte er von Glück sagen, wenn er in ein KZ verfrachtet wurde.

      Und durfte sich nicht wundern, wenn man ihn an die Wand stellte.

      Scheiß auf die Ehre, dafür kann man sich nichts kaufen.

      Dann mal los. Man musste das Eisen schmieden, solange es heiß war.

      Eine Melodie auf den Lippen, die er seit frühester Jugend kannte, flog ein zynisches Lächeln über sein Gesicht. Damals, bei der Aufführung des Requiems in der Marienkirche, als sein Vater den gemischten Chor dirigierte,

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