Das Erbe des Bierzauberers. Günther Thömmes

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Erbe des Bierzauberers - Günther Thömmes страница 9

Das Erbe des Bierzauberers - Günther Thömmes

Скачать книгу

Zecherei in einen heftigen Streit mit ihrem Reisebegleiter, Verlobten oder Beschützer geraten; Daniel konnte dessen wirkliche Bedeutung nur raten; der Streit war in einer fremden Sprache ausgetragen worden, die Daniel lediglich als osteuropäisch erkannt hatte, mehr aber nicht.

      Auf jeden Fall war der Mann wutentbrannt hinausgestürmt, nicht ohne der guten Ordnung halber ein paar Münzen »für den Fraß und das Gesöff« auf den Tisch zu werfen.

      Den Umstand, dass diese Münzen weder für die Zeche noch für ein Nachtquartier ausreichten, versuchte Daniel sich gerade zunutze zu machen, als jemand ihn am Ärmel zupfte.

      »Kann es sein, dass Ihr einen Brauburschen sucht?« fragte Georg forsch.

      »Schleich dich, siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin, oder magst du dir eine Backpfeife einfangen?«

      Daniels schroffe Art hatte wieder einmal die übliche abschreckende Wirkung auf die Weiblichkeit. Das Gesicht der Frau erstarrte. Weil Fischer diesmal aber wirklich Feuer gefangen und schon seit längerer Zeit allein geschlafen hatte, änderte er seine Strategie, sobald er die Veränderung bei Sonja bemerkt hatte. Diese hatte Georg über den Kopf gestreichelt, also entgegnete Daniel etwas freundlicher:

      »Woher weißt du das? Ich suche tatsächlich einen Burschen. Setz dich da rüber.«

      Er zeigte auf einen leeren Platz.

      »Lass dir etwas zu essen und zu trinken geben. Du kannst neben der Feuerstelle schlafen, wenn du sonst keinen Platz hast. Morgen reden wir weiter.«

      Georg nickte und grinste, obwohl er im ›Schwarzen Schwan‹ übernachten könnte.

      Die Frau aus dem Osten feixte ihm zu.

      Daniel winkte Georg davon.

      »Gute Nacht, lass uns jetzt in Ruhe.«

      Georg bekam Suppe und Bier, Fafnir etwas Wasser. Er hatte mit Michel mehrmals Bier getrunken, so wusste er, dass zwei Krüge für guten Schlaf sorgten, ihm von mehr jedoch schlecht wurde.

      Während er seinen zweiten Krug vor sich hatte, bemerkte er, dass Daniel seine glutäugige Osteuropäerin unverhohlen und mit ihrer Billigung tätschelte und sie bald darauf die Stiege hinaufschickte.

      Ausnahmsweise war er einmal nicht der Letzte, der seine Schankstube verließ.

      Das überließ er diesmal Adelheid, der guten Seele seines Brauhauses. Adelheid, die auch Georg verköstigt hatte, ohne Fragen zu stellen – sie war es gewohnt, dass Daniels Burschen abends neu eingestellt wurden –, war der einzige Mensch, gegen den Daniel Fischer niemals die Hand erhoben hätte.

      Was aber auch daran lag, dass sie Daniels Mutter war.

      Bertram

      Nachdem er sich von Georg und Michel getrennt hatte, wanderte Bertram langsam, so gut es seine geschundenen Gliedmaßen zuließen, rheinabwärts.

      Er wusste nicht, wo es hinging, niemals zuvor hatte er Straßburg verlassen. Aufgewachsen als Sohn eines einfachen, armen Kesselflickers, hatte er sich immer mit Gelegenheitsarbeiten am Leben gehalten. Die Arbeit bei Daniel Fischer war seine erste längerfristige Arbeit gewesen, beinahe ein Jahr lang hatte er es dort ausgehalten.

      Der regelmäßige, wenn auch karge Lohn war ihm wichtiger gewesen als die ebenso regelmäßigen Schläge, besonders, als kurz nacheinander beide Eltern gestorben waren.

      Jetzt hielt ihn nichts mehr in Straßburg, er wollte nur noch fort und Neues kennenlernen. Aber während er so dahinwanderte, begann er Daniel Fischer zu vermissen. Nein, nicht so sehr Daniel, den wollte er sein Lebtag nicht mehr wiedersehen, sondern dessen legendäre Biersuppe. Und je mehr der Hunger in seinen Eingeweiden wütete, desto mehr war Bertram sicher, dass diese Biersuppe das leckerste, köstlichste und wunderbarste Gericht war, das er jemals gegessen hatte.

      Jeden Morgen vor Arbeitsbeginn hatte als Frühstück ein Topf davon über dem Feuer gehangen.

      Nun sehnte er sich so danach, dass er gerne ein paar Schläge dafür in Kauf genommen hätte.

      »Einen Esel muss man ja auch antreiben«, entschuldigte er sogar vor sich selber Daniels regelmäßige Unbeherrschtheiten.

      Im nächsten Ort erbettelte er sich etwas zu essen, er hatte fast kein Geld, Fischers Lohn hatte nicht ausgereicht, um etwas zurückzubehalten. Die wenigen Pfennige, die er bei sich trug, hütete er daher wie einen Schatz.

      Langsam verheilten seine Wunden, und er kam schneller voran, je besser er genas. Bei Worms lernte er während einer Rast einen kleinen, aber sehr muskulösen Mann kennen, der sich ihm als Emmerich vorstellte und der eine Reisegruppe anführte. Emmerich hatte sogleich erkannt, dass Bertram allein und ziellos unterwegs war, und fragte ihn, ob er mit ihnen reisen wolle. Bertram hatte kein Geld, aber Emmerich bot ihm sogar einen kleinen Lohn an, wenn er als Hilfe beim Tragen und zum Schutz bei Überfällen mitreiste.

      »Kannst du mit Waffen umgehen? Du siehst jung, kräftig und geschickt aus. Je zahlreicher wir sind, desto sicherer sind wir vor Überfällen.«

      Bertram bejahte und fragte:

      »Wohin geht denn die Reise?«

      »Wir haben zwei Kaufleute, die nach Trier möchten, von da geht es mit der restlichen Gruppe weiter nach Köln. Und der Weg von Worms nach Trier ist nicht ohne Gefahren.«

      Bertram sagte sofort zu, das Angebot hatte auf den ersten Blick nur Vorteile für ihn, er war sicherer, nicht mehr allein, hatte Unterhaltung und verdiente sogar Geld auf der Reise.

      Den gelegentlichen Spott über seine schiefe Nase, die in dem mittlerweile ausgeheilten Gesicht ziemlich deplatziert wirkte, überhörte er geflissentlich.

      Auf dem Weg durch die Pfalz wurden sie immer wieder vor Räubern und Wölfen gewarnt. Nachdem sie Annweiler mit seiner mächtigen Burg Trifels passiert hatten, gerieten sie in den dichten Pfälzer Wald.

      »Nun müssen wir achtgeben. Wir werden den Weg von Speyer über Saarbrücken nach Metz verlassen und weiter durch den Hunsrück in Richtung Trier reisen.«

      So verlautbarte ihr Führer.

      »Wir wären nicht die Ersten, denen hier ein Unglück widerfährt. Schon Richard Löwenherz wurde hier auf dem Rückweg vom Kreuzzug gefangen genommen und auf dem Trifels gefangen gesetzt.«

      Bertram wusste zwar weder, was ein Kreuzzug, noch wer Richard Löwenherz war, aber spannende Geschichten vertrieben die Langeweile auf der Reise.

      »Weit gefährlicher als marodierende Raubritter sind jedoch die Wölfe hier in dieser Gegend!«

      Emmerich prahlte mit seiner Reiseerfahrung.

      »Wölfe sind böse, gierig und falsch. Sie sind alles das, was wir Menschen verachten. Sie sind Kreaturen des Teufels!«

      Während einige aus ihrer Gruppe erschrocken drein­sahen, lachten zwei junge Männer über die Bemerkungen. Ihrem Gewand nach zu urteilen, kamen sie aus der Stadt und waren die beiden Kaufleute, die nach Trier wollten.

      »Lacht

Скачать книгу