8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld
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Читать онлайн книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld страница 14
„Barros dürfte aus der Liste der Verdächtigen zu streichen sein“, glaubte unser Chef.
„Ich glaube ihm nicht ein einziges Wort – allerdings könnte er von jetzt an wahrscheinlich eine Sammlung von Maschinengewehren anlegen und es würde sich kein Richter mehr finden, der einen Durchsuchungsbefehl unterschreibt!“
„Bewerten Sie die Aktion nicht als Fehlschlag“, erwiderte Mr McKee. „Wir wissen jetzt, dass Barros offenbar nicht im Besitz der Tatwaffe ist. Und was seine Erklärung für die Herkunft von Christine Vistanos Waffe angeht, werden wir diesen Jakobs finden müssen, um sie zu überprüfen.“
Es klopfte an der Tür.
Max Carter kam herein.
„Ich habe über Jakobs zusammengetragen, was sich auf die Schnelle finden ließ“, erklärte er. „Kenneth Jakobs, 42 Jahre alt, wurde seinerzeit im Zusammenhang mit der Schießerei im Club ‚El Abraxas’ nur als Zeuge vernommen. Er gilt als ein Mann von Benny Vargas. Bisher ist er nur wegen Drogenhandels, Körperverletzung und dergleichen verurteilt worden. Dass er mit Waffen dealt ist neu.“
„Adresse?“, fragte Mr McKee.
„443 Beckinridge Road, South Bronx. Die Angabe ist drei Jahre alt. Seitdem hat er sich nicht mehr erwischen lassen. Ich habe versucht, den zur Adresse gehörenden Festnetzanschluss anzurufen, aber da meldet sich nur eine Frauenstimme, die ausschließlich Spanisch sprach.“
„Wir könnten Jakobs’ Bild mal herumzeigen, wenn wir den Club ‚El Abraxas’ besuchen!“, schlug Milo vor.
„Es gibt übrigens noch ein paar Neuigkeiten zu O’Rourke“, erklärte Max Carter. „Bei der Hausdurchsuchung wurden seine Kontoauszüge sichergestellt, die keinerlei Auffälligkeiten verrieten. Aber laut Auskunft seiner Bank besaß er ein Guthaben auf den Cayman Islands von mehreren Millionen Dollar. Dazu gehört auch eine auf seinen Namen eingetragene Immobilie.“
„Soll das bedeuten, dass sich O’Rourke darauf vorbereitet hat, auf die Cayman Islands überzusiedeln und dort einen sonnigen Lebensabend zu verbringen?“, fragte Clive.
„Ja, wobei natürlich die Frage ist, wann das geplant war“, nickte Max. „Es sind bis kurz vor seinem Tod regelmäßig Bar-Überweisungen dorthin gemacht worden. Immer nur Beträge, die nicht gemeldet werden müssen – aber dafür regelmäßig.“
„Das könnte bedeuten, dass er sein Erpresser-Geschäft weiter betrieben hat“, vermutete ich.
„Dafür spricht auch die Auswertung der Anruflisten seines Apparates auf dem Revier in Queens“, ergänzte Max. „Er hatte intensiven Telefonkontakt zu mehreren Prepaid-Handys, die sich nicht weiterverfolgen lassen. Außerdem sprach er häufig mit seinen Kollegen McKenzie und Atkins. Mit ihnen hielt eroffenbar auch über die Versetzung hinaus regen Kontakt. Zu letzt übrigens in der Mordnacht.“
„Mit beiden?“, wunderte ich mich.
„Ja. Kurz bevor er das Revier verließ, wurde er vom Anschluss einer gewissen Donata Rivelli Gonzales aus Spanish Harlem angerufen.“
„Eine Verwandte von Harry Gonzales?“, fragte Mr McKee.
Max zuckte mit den Schultern. „Sie ist in unseren Dateien nicht als eine seiner Angehörigen aufgelistet und der Name Gonzales kommt nun wirklich sehr häufig vor.“
„Bevor wir uns heute Abend im Club ‚El Abraxas’ umsehen, könnten wir das doch abklären“, schlug ich vor. „Liegt doch ohnehin auf dem Weg.“
„Wenn Sie und Milo das übernehmen wollen – gerne“, sagte Mr McKee.
19
„Der letzte Fleck auf Barros Weste ist der Ausraster auf dem Parkplatz vor drei Jahren. Ansonsten ist da leider nichts, Milo! Und gleichzeitig gilt er als einer der Aufsteiger in Vargas’ Organisation! Wie kann das sein?“
„Wäre doch nicht das erste Mal, dass jemand, der innerhalb des organisierten Verbrechens aufsteigt, sich nicht mehr selbst die Hände schmutzig macht, Jesse!“
„Und das im wahrsten Sinn des Worts, denn der Schmauchspurentest war ja negativ…“
„Er könnte natürlich die Waffe irgendwo anders als in seiner Wohnung deponiert und Latexhandschuhe beim Schuss getragen haben – aber das ist doch alles recht weit hergeholt, Jesse, Ray Barros mag ein Gangster sein, aber ich glaube mit dem Mord an O’Rourke hat er nichts zu tun.“
„Das einzige, was ihn im Moment noch mit dem Fall in Verbindung bringt ist Christin Vistano und die Herkunft ihrer Waffe. Die Rolle, die diese Lady in dem Fall spielt, durchschaue ich ehrlich gesagt noch nicht so recht.“
„Vielleicht sehen wir klarer, wenn wir den Mann auftreiben, der ihr nach Barros’ Aussage die Waffe verkauft hat.“
„Dann sehen wir auch, wie glaubwürdig Ray Barros ist!“, meinte ich.
Milo zuckte mit den Schultern. „Nicht unbedingt! Dieser Kenneth Jakobs wird doch alles abstreiten und es wird schwer sein, ihm irgendetwas zu beweisen.“
„Konzentrieren wir uns auf Gonzales.“
20
Wir erreichten die im sechsten Stock eines Brownstone-Hauses gelegene Mietwohnung von Donata Rivelli Gonzales.
Eine Frau in den Dreißigern öffnete uns. Zwei Jungs im Alter von sieben oder acht Jahren tobten auf dem Flur herum. Die Mittdreißigerin rief ihnen etwa auf Spanisch zu, woraufhin sie uns zunächst scheu ansahen und anschließend in einem Nebenraum verschwanden.
„Jesse Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker?
„FBI? Madre de Dios! Ich habe nichts verbrochen! Was wollen Sie hier? Meine Jungs sind noch Kinder und…“
„Einen Moment, wir sind nicht hier, um Sie zu beschuldigen“, versicherte ich ihr. „Wir wollen nur unsere Fragen stellen und etwas abklären. Vielleicht können Sie uns dabei helfen.“
Sie musterte uns misstrauisch. „Helfen?“, fragte sie. „Wie sollte ich ihnen helfen?“
„Dürfen wir hereinkommen?“
„Kann ich mir Ihre Ausweise noch einmal ansehen?“
„Bitte!“
Ich gab ihr meine ID-Card. Sie betrachtete sie eingehend und gab sie mir anschließend zurück. „In Ordnung, kommen Sie ins Wohnzimmer. Aber beklagen Sie sich nicht darüber, dass hier nicht aufgeräumt ist! Das sind die Jungs gewesen!“
Wir folgten ihr ins Wohnzimmer. Abgesehen von ein paar Spielsachen, die auf dem Boden lagen, herrschte keineswegs Chaos. Die beiden Jungs spielten dort mit Autos und Action-Puppen.
„Hola Señor! Que tal?“, sprach mich einer der beiden an. „Eres un hombre de la policia?“
„Policia“, bestätigte ich.