8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld
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Читать онлайн книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld страница 40
„Ja, ich habe mir die Wohnung von Proud angesehen. Alles steht auf dem Kopf, kein Haken mehr am selben Platz“, erklärte Hartman. „Es steckt also ein ganzer Club hinter Ferrenc.“
Es sah wirklich so aus. Obgleich dem Baron auch hier ein paar Schönheitsfehler zu denken gaben. Dennoch, die Beweise gegen Mike verdichteten sich mehr und mehr. Völlig unschuldig konnte er auf Grund der Indizien nicht sein. Das glaubte jetzt selbst Alexander nicht mehr. Wenn er auch den Mord an Ferguson oder sogar an Koog nicht begangen haben sollte, war er doch seines Erachtens in die ganze Geschichte verwickelt.
„Sorgen, Boss?“, fragte James und bot ihm eine Zigarette an.
„Ach, alles Murks! Fahren wir also zu meinem Hotel! Der Koffer liegt ja noch immer im Wagen, und ich weiß nicht einmal, wo ich übernachte. Wo hat Inspektor Hartman für mich ein Zimmer bestellt?“
„Wie ich ihn kenne, hat er das vergessen“, lachte James. „Warten Sie, ich frage ihn.“ Er rief über Funk Hartman an, doch der war schon wieder unterwegs. Schulterzuckend meinte James: „Um diese Jahreszeit bekommen Sie hier alles, nur kein Hotelzimmer. Wissen Sie was? Schlafen Sie, wenn Sie dazu kommen, einfach bei mir.“
Davon war der Baron nicht sehr begeistert. Denn er kam ja zu den unmöglichsten Zeiten zum Schlafen und würde dann immer James stören.
„Keine Sorge, Boss“, beteuerte James. „Dann fahren wir zu Jack, ein Freund von mir, der hat ein Motel. Da sind Sie richtig!“
„Versuchen wir‘s erst in einem Hotel.“
Der Versuch missglückte, und so landeten sie nach einer Stunde doch noch im Motel. Der Baron bekam ein Zimmer in einem der Bungalows mit Ausblick auf das Meer. Jetzt war es in Dunkel gehüllt, und nur der Parkplatz vor dem Bungalow lag im grellen Licht vieler Neonlampen.
Während James bei seinem Freund im Hauptgebäude saß und sich unterhielt, wusch sich der Baron, mähte seine Bartstoppeln und warf sich in Schale.
James pfiff durch die Zähne, als er ihn im dunklen Anzug erblickte. „Hallo, großer Meister, das sieht nach Nachtclub aus, wie?“
„Erraten“, erwiderte der Baron. „Fahren Sie mich noch zum Shores Club, dann ist für Sie der heutige Film gelaufen, James.“
James nahm das mit großer Befriedigung zur Kenntnis. „Klappt wie gegossen, habe nämlich heute Abend ein Rendezvous.“
„Übernehmen Sie sich nicht, Sie haben morgen einen harten Tag vor sich“, sagte der Baron.
„Okay, Meister, okay, so schnell ist meine Batterie nicht leer. Bis morgen früh, sechs, sieben, acht?“
„Sieben Uhr auf dem Platz hier.“
„Da habe ich schon einen Strandlauf hinter mir“, meinte James und trabte mit fröhlichem Gesicht davon. Dieser Bursche war nicht totzukriegen.
Er fuhr den Baron im Rennstil zum Shores Club, dann brauste er davon.
Der Baron blieb noch einige Augenblicke auf dem Vorplatz stehen, zündete sich eine Zigarette an, und besah sich das Grundstück. Es sah recht gediegen aus, keine große Lichtreklame, nur zwei alte Stalllaternen neben dem Eingang, ein schwach beleuchtetes Schild mit der Aufschrift „Miami Shores Country Club“, ein Portier in weißem Dress und ein paar Dutzend klotzige Autos auf dem Parkplatz neben dem. Haus. Aus dem Park hinter dem Clubhaus erklang leise Tanzmusik.
Der Baron trat auf den Mann im weißen Dress zu, und der fragte höflich: „Sind Sie Mitglied?“
Als Baron Strehlitz verneinte, erwiderte er: „Dann kann ich Sie nur einlassen, wenn Sie erwartet werden.“
„Ja, Miss Gillmore erwartet mich.“
Er nickte freundlich und öffnete die Tür. „Sie ist im Park, ziemlich am Ende finden Sie ihren Tisch, Sir.“
Hinter der Tür wartete schon ein Boy in schneeweißer Uniform. „Darf ich Sie führen, Sir?“, fragte er und trabte vor dem Baron her.
Es ging über einen langen Gang vorbei an breiten Glastüren, hinter denen Leute lachten, plauderten und diskutierten. Ein Gewirr von Stimmen. Dann die Hintertür. Durch sie gelangte man in den Park. Lampions schaukelten über Tischen, an denen kleinere Gruppen von jungen Leuten saßen. Es sah sich alles recht romantisch an, und die Luft war vom Duft diverser Parfüms und dem Blütengeruch der Sträucher und Bäume erfüllt, die wie ein Dach über diesem Clubgarten den Himmel verdeckten.
Miss Gillmore saß tatsächlich fast am Ende des Parks zusammen mit zwei Pärchen an einem versteckt liegenden Tisch. Duftende Jasminsträucher umstanden diese Nische.
Auf dem Tisch flackerte eine Kerze, zwei Sektkübel mit Inhalt blinkten auf dem weißen Kies neben den Stühlen.
„Hallo, da ist er ja endlich!“, rief Miss Gillmore, Sie erhob sich und kam dem Baron entgegen, während er dem Pagen ein Trinkgeld in die offene Hand drückte.
Es folgte eine allgemeine Begrüßung, die für die beiden Pärchen gleichzeitig das Zeichen zum Abschied waren.
Miss Gillmore trug ein dunkelblaues Kleid, das ihr hervorragend stand. Dass sie ihr blondes Haar lang über den Schultern liegen hatte, machte sich auch nicht schlecht. Weniger hingegen gefiel ihm der Brief, den sie ihm zuschob, als sie allein am Tisch saßen.
„Da, das sollten Sie lesen, Baron. Ich erhielt ihn von einem unbekannten jungen Mann ausgehändigt.“
Der Baron las. Was da stand mit Maschine getippt und ohne Unterschrift war nicht gerade rosig:
„Miss Gillmore, wenn Sie nicht sofort Ihre Stellung aufgeben und die Stadt verlassen, werden Sie Ihr blaues Wunder erleben. Sie haben nachteilige Aussagen über Dr. Ferrenc gemacht, und dafür werden wir Sie zur Verantwortung ziehen. Sie haben nur eine Chance: Verlassen Sie sofort die Stadt!
Ihre guten Freunde.“
„Was sagen Sie dazu?“, fragte sie und lächelte. „Ein Scherz wohl kaum, wie?“
Der Kellner kam, und der Baron steckte den Brief in die Tasche. Er bestellte zwei Martini, und dann waren sie wieder unter sich. „Hmm, sicher kein Scherz, aber auch kein Geniestreich.“
Der Baron blickte sie aufmerksam an und wartete gespannt auf die Antwort.
Sie zuckte die schlanken Schultern und lächelte wieder unergründlich. „Wie soll ich das verstehen?“
„Wer auch immer es geschrieben hat, er muss ein Narr sein, Miss Gillmore. Aber reden wir nicht mehr davon.“ Der Baron lächelte jetzt ebenfalls. „Der Abend ist zu schön, um solche trüben Dinge zu bedenken. Ist hier kein Tanz?“
„Die Musiker machen Pause. Nachher geht es weiter. Aber erst möchte ich wissen, was ich tun soll?“
„Nichts.“