5 mörderische Herbst Thriller - Krimi Sammelband 5003 September 2019. Cedric Balmore
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Sein Gesichtsausdruck bekam etwas Irres, seine Augen traten unnatürlich weit hervor und Bount ahnte, was passieren würde und verhinderte es.
Bevor er auch nur einen Meter flüchten konnte, verpasste er ihm einen sauberen Haken, der Clansing erst einmal ins Land der Träume versetzte. Wie ein nasser Sack ging er nieder. Bevor er zu Boden fiel, fing Bount ihn auf und wuchtete ihn über die Schulter.
So trat er dann ins Freie.
June sah das und schaltete gleich. Sie rutschte ans Steuer des Chevys und fuhr ihn heran. Bount packte den bewusstlosen Morris Clansing auf die Hinterbank und setzte sich selbst daneben.
"Fahr los, June!", meinte er. "Ich schätze, wir haben hier schon mehr als genug Aufsehen erregt."
Der Mann aus dem Motel-Office stand mit gerunzelter Stirn vor seiner Tür und beobachtete die Szene. Und genau so verwundert schien der Fahrer eines Ford zu sein, der gerade ausgestiegen war, um besser sehen zu können.
20
Es dauerte ein bisschen, bis Bount den bewusstlosen Clansing wieder wach bekam. Er blickte entgeistert um sich, während Bount ihn mit der ersten Frage bombardierte.
"Wo ist Kimberley? Ich bin überzeugt davon, dass Sie wissen wo Sie ist!"
"Satans Kinder werden sie umbringen", murmelte er. Er lachte wie irre und meinte dann: "Scheint, als hätte ich mich in Ihnen getäuscht, was?"
"Irren ist menschlich. Wer sind die Kinder Satans?" Morris Clansing hielt Bount seine Hand hin und Bount sah das Pentagramm. "Ich selbst gehöre zu ihnen", erklärte er. "Oder besser: Ich gehörte zu ihnen. Ein Kind Satans..."
"Und Kimberley?"
"Sie auch."
"Sie und Kimberley haben sich beide sehr für Okkultismus und außersinnliche Phänomene interessiert."
Clansing nickte. "Ja. Wir waren beide wie besessen davon. Diese alten Rituale, schwarze Messen, schwarze Magie..."
"Ich verstehe!"
"Das glaube ich kaum, Mister Reiniger. Vielleicht haben Sie ein paar sensationslüsterne Illustrierten-Artikel darüber gelesen. Aber wirklich begreifen kann man das nur, wenn man dazugehört."
Bount musterte den Mann neben sich auf dem Sitz des Chevys nachdenklich. Wahrscheinlich hatte er recht. Bount selbst war eher der Ansicht, dass solche Dinge nicht ins zwanzigste Jahrhundert passten, aber welchen Sinn hatte es, jetzt darüber zu streiten? Es fanden sich eben immer wieder schwache Persönlichkeiten, die glaubten, nicht leben zu können, ohne dass sie irgendjemandem blind folgten einem Führer, einem Guru, einer starken Gemeinschaft oder einem finsteren, mächtigen Wesen im Hintergrund...
"Was ist schiefgelaufen?", fragte Bount schließlich. "Es sind doch Satans Kinder, die hinter Ihnen her sind, nicht wahr? Ihre eigenen Glaubensbrüder also - wenn man das Wort an dieser Stelle verwenden kann."
Clansing schluckte.
"Ja..."
"Erzählen Sie!"
"Wir kamen in New York mit Mitgliedern dieser Gruppe in Kontakt. Sie treffen sich im Geheimen, um die Zeremonien abzuhalten. Schwarze Messen, Totenbeschwörungen und so etwas." Er blickte Bount an und setzte hinzu: "Zuerst... war es wie eine Art Spiel! Diese dunklen Rituale und finsteren Mächte... Es war ein seltsames Prickeln, ein eigenartiges Schaudern dabei. Aber im Grunde war es harmlos."
"Satans Kinder findet man nicht im Telefonbuch, nicht wahr?"
"Nein. Sie tarnen sich hinter Stiftungen und dergleichen."
"Ist einer ihrer Deckmäntel zufällig das ZENTRUM FÜR ESOTERISCHE STUDIEN UND
PERSÖNLICHKEITSBILDUNG?"
Er nickte.
"Ja. Hier in Arizona ist das Zentrum dieser Gruppe. Es war reine Neugier, die uns hier her trieb - Kimberley und mich. Satans Kinder haben ein Stück Land gepachtet und dort eine Art Siedlung errichtet. Es liegt ziemlich einsam. Dort erregt man auch kein Aufsehen. Zuerst war es ganz gut. Eine feste Gemeinschaft. Jeder wusste, wo sein Platz war..." Er blickte hinaus in die Weite. "Ich hatte das Gefühl, etwas zu bedeuten." Er hielt inne und schien zu träumen. Bount sah, dass er einen ziemlich gebrochenen Mann vor sich hatte, der einige Probleme damit bekommen würde, wieder mit sich selbst zurecht zu kommen. Aber darauf konnte Bount jetzt keine Rücksicht nehmen.
Bount zog die Augenbrauen hoch und fragte: "Irgendwann muss es dann nicht mehr gestimmt haben, sonst wären Sie ja nicht getürmt..."
"Das ist richtig", flüsterte er. "Erst wollten wir es nicht wahrhaben, Kimberley und ich. Wir haben einfach die Augen verschlossen."
Bount Reiniger begriff. Man hatte Kimberley und Clansing vermutlich zu Anfang ihrer Zeit bei Satans Kindern einer Art Gehirnwäsche unterzogen. Das sie es dennoch geschafft hatten, davonzulaufen, war erstaunlich.
"Es geschahen schreckliche Dinge...", fuhr Clansing fort.
"Menschenopfer."
"Woher wissen Sie das?"
"Spielt doch keine Rolle, Clansing. War einfach nur eine Vermutung." Bount atmete tief durch und setzte dann noch hinzu: "Wissen Sie, ich war schon mal in der Gegend, wo sich dieses angebliche Studienzentrum befindet, aber man hat mich ziemlich unfreundlich wieder davon geschickt."
"Jetzt wissen Sie, warum."
"Allerdings."
"Seien Sie froh, dass man Sie nicht in der Wüste verscharrt hat, Reiniger! Diese Leute kennen nämlich kein Pardon."
"Warum töten Satans Kinder?", fragte Bount sehr ernst.
"Es gibt hier in der Gegend eine Serie von Morden. Alle Opfer wurde auf die gleiche, bestialische Weise getötet."
"Ja, ich weiß. Ich war selbst Augenzeuge." Er stockte kurz, bevor er weitersprach. Es fiel ihm ganz offensichtlich nicht leicht, darüber zu reden. "Es gehört zum Kult!", erklärte Clansing schließlich. "Satan, unser Herr, verlangt Opfer... Immer wenn sich der Mond in einer bestimmten Stellung befindet. Um das auszurechnen gibt es einen Astrologen. Und ein Knochenorakel entscheidet dann, wer das Opfer ist."
"Ein Knochenorakel?"
"Ja. Einige Knochensplitter werden auf den Boden geworfen. Das Ergebnis wird durch den Hohepriester Satans interpretiert."
"Wer ist der Hohepriester?"
"Er heißt James."
"James - und wie weiter?"
"Ich kenne ihn als James. Nichts weiter."
"Schauderhaft!", warf June March ein, die am Steuer saß und das Gas ziemlich durchdrückte. "Was sind das nur für Menschen?"
"Hinter die Sache mit den Menschenopfern kamen Kimberley und ich erst nach und nach. Wir wollten aussteigen..."