Isola Mortale. Giulia Conti

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Isola Mortale - Giulia Conti

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in seiner Winterjacke, hätte sie am liebsten ausgezogen, aber er durfte nun keine Zeit mehr verlieren, fühlte sich immer noch unbehaglich, wollte schnell wieder heraus aus diesem Garten, bevor ihn doch noch jemand entdeckte. Durch das Gebüsch sah er jetzt die Terrasse, ging etwas schneller, stolperte über einen Stein, rutschte aus und fiel der Länge nach hin.

      »Was tun Sie hier?«

      Das war nicht der Papagei. Simon hatte sich sofort wieder aufgerappelt und blickte in den Lauf eines Gewehrs. Der Mann, der es auf ihn richtete, war kräftiger und größer als er, aber wahrscheinlich etwa im gleichen Alter, vielleicht Mitte Fünfzig, hatte glatte, hellgraue Haare, die ihm bis zum Kinn fielen, einen kleinen silbernen Ring im Ohr und trug eine Wachsjacke und Stiefeletten, beides elegant und teuer. Er hatte die Frage auf Italienisch gestellt, aber der deutsche Akzent war unüberhörbar. Simon starrte auf das Gewehr. Er hatte sich bei dem Sturz am Fuß wehgetan, aber das war im Moment egal. Dieser Mann schien ziemlich entschlossen. Jetzt bloß nichts Falsches sagen, ihn nicht weiter gegen sich aufbringen.

      Simon antwortete auf Deutsch. »Entschuldigen Sie, dass ich einfach so in Ihren Garten eingedrungen bin. Sie sind bestimmt Max Huber. Wir wollten zu Ihnen, haben geklingelt, aber niemand hat uns aufgemacht. Wir dachten, dass Sie im Garten sein könnten. Ich wollte nachsehen, das Tor stand ja offen.«

      »Und wer ist wir?« Der Mann – der wohl tatsächlich Max Huber war, jedenfalls widersprach er nicht – richtete immer noch das Gewehr auf ihn. »Und was wollen Sie von mir?«

      »Ich bin mit Maresciallo Moretti hier. Sie wartet vor Ihrer Haustür. Wir sind wegen des Mordes an der jungen Nonne auf der Insel. Sie haben bestimmt davon gehört.«

      Der Mann fixierte ihn noch einen Moment, nahm aber schließlich langsam das Gewehr herunter. Er schien ihm zu glauben. Simon hoffte, dass er ihm nicht vorzeitig eine Information preisgegeben hatte. Carla wäre not amused.

      Aber Huber wusste ohnehin Bescheid. »Leonie? Wegen ihr sind Sie also hier?«, sagte er. »Von dem Mord weiß ich natürlich.« Sein Ton war immer noch schroff, er schulterte das Gewehr, drehte sich abrupt weg und kehrte Simon den Rücken zu. »Kommen Sie mit, dann schauen wir mal, was der Maresciallo vorne an der Haustür macht und lassen ihn auf dem unter zivilisierten Menschen üblichen Weg herein. Darf ich fragen, wer Sie sind?«

      »Simon Strasser.«

      »Und Sie sind auch Polizist?«

      »Nein, aber so etwas Ähnliches. Ich unterstütze Maresciallo Moretti bei den Ermittlungen, weil die Ermordete eine Deutsche war.«

      »Und Sie sind auch Deutscher?«

      »Nicht ganz, aber doch, ja.«

      Max Huber gab sich mit der kryptischen Antwort zufrieden, forderte Simon auf, ihm zu folgen und ging voraus zur Terrasse.

      7

      Selten hatte Simon so bequem gesessen. Die Ledersofas von Max Huber sahen sündhaft teuer aus, waren aber ohne Zweifel ihr Geld wert. Wie der Arbeitsraum der Äbtissin im Kloster war der große Wohnraum des Deutschen zum See hin verglast, und Simon konnte von seinem Platz aus beobachten, wie sich im Verlauf des Nachmittags nach und nach die Dämmerung über das Wasser legte, es erst silbrig, dann rosa, schließlich immer dunkler färbte. Zwei Motorboote fuhren in hohem Tempo über den See und kamen auf die Insel zu. Simon erkannte das der Carabinieri, das bestimmt wieder Stefano lenkte, das zweite musste das der Spurensicherung sein. Simon machte Carla ein Zeichen, aber sie hatte die beiden Boote schon bemerkt und nickte ihm zu.

      Max Hubers riesiger und lichtdurchfluteter Wohnraum strahlte Luxus aus, aber auf den ersten Blick herrschte einfach Chaos. Der Terrakottaboden war übersät mit Kunstbänden und Zeitschriften, auf einem Sekretär stapelten sich Bücher, und vor Simon auf einem niedrigen Tisch standen ein paar Weingläser mit roten, etwas verkrusteten Resten und eine Schale mit Grissini, wahrscheinlich Überbleibsel des Vorabends. Mitten im Raum zog eine Skulptur aus grob gearbeiteter Bronze den Blick auf sich, ein Mann mit schmalen Gliedern, die Arme in die Höhe gestreckt, als wollte er einen Ball fangen. Die fließende Figur erinnerte an Giacometti, und womöglich stammte sie tatsächlich von ihm, dachte Simon. In einem offenen Kamin loderten ein paar Holzscheite vor sich hin, und an den Wänden hingen großformatige Bilder, Vögel in grellen Farben und kubistischen Formen; auch den Papagei aus dem Garten meinte Simon auf einem von ihnen wiederzuerkennen. Weiter hinten stand raumgreifend vor einer getäfelten Wand ein Billardtisch mit gedrechselten Holzfüßen, die bunten Bälle noch auf dem grünen Filz verteilt, als sei gerade eben eine Partie gespielt worden. Sonst sah Simon an den Wänden nur Bücher, Bücher, Bücher.

      Huber war wie ausgewechselt, seit er Carla erblickt hatte. Erst in diesem Moment begriff er wohl, dass der Maresciallo eine Frau war, half ihr zuvorkommend aus der blauen Winterjacke, geleitete sie in den Wohnraum und verwickelte sie in seinem gebrochenen Italienisch in eine Plauderei. Dann servierte er Espresso und saß ihnen nun in einem asymmetrisch geschwungenen Sessel aus stahlgrauem Samt gegenüber.

      Simon schwieg und beobachtete den Deutschen. Erst jetzt sah er, dass unter dessen rechtem Auge ein dunkler Schatten lag, es konnte auch ein blauer Fleck sein. Ohne seine Wachsjacke, in dunklem Hemd und maßgeschneidertem Jackett, wirkte er gar nicht mehr so massig. Wenig erinnerte an die robuste Person, die ihn im Garten mit einem Gewehr bedroht hatte. Galant war dieser Huber, dachte Simon, auch wenn das mal wieder so ein überholter Begriff war, der ihm da in den Sinn kam. Sein Italienisch war wirklich nicht sehr gut, immer wieder suchte er nach den richtigen Worten, was er jedoch mit seinem gewinnenden bayerischen Akzent geschickt überspielte.

      Seine ganze Aufmerksamkeit galt Carla, die neben Simon auf dem Sofa nah am Kamin saß und inzwischen auch noch ihre Uniformjacke abgelegt hatte. Aber die Polizistin reagierte kühl auf Hubers routinierten Charme, für den sie generell nicht sehr empfänglich war. Vermutlich, spekulierte Simon, war das der Grund, warum er, der Uncharmante, ihr sympathisch war. Huber gegenüber wirkte sie jedenfalls fast abweisend, ging jetzt auf seine Plauderei nicht mehr ein, sondern kam wie stets ohne Umschweife zur Sache. »Sie leben hier auf der Insel, Signor Huber?«

      »Nein, ich bin eigentlich in München zu Hause, aber ich verbringe hier am See so viel Zeit, wie es eben geht.«

      »Sie wissen, was passiert ist und warum wir hier sind?«

      »Ja, natürlich. Sie würden sich zwar wundern, was auf dieser winzigen Insel alles geschieht, wovon man nichts erfährt. Aber ja, selbstverständlich habe ich mitbekommen, dass Leonie ermordet worden ist.« Er rückte sich in seinem Sessel zurecht, schlug mit einer entschlossenen Bewegung die Beine übereinander, griff zu einem Zigarillo und hielt Carla und Simon die Packung hin. Als sie beide ablehnten, entzündete er seines und nahm einen tiefen Zug.

      »Sie waren vorgestern mit ihr verabredet?«, fragte Carla.

      »Ja, sie ist hier vorbeigekommen, um ein paar Bücher abzuholen. Wir haben noch einen Tee zusammen getrunken.«

      »Wann war das?«

      »Gegen 17 Uhr ist sie gekommen und wohl eine Stunde geblieben. Dann hatte sie es auf einmal sehr eilig, als ob sie noch eine Verabredung hätte.«

      »Und was war mit den Büchern?«

      »Die hat sie mitgenommen.«

      »Und was haben Sie danach gemacht?«

      »Ich war natürlich hier. So viele andere Möglichkeiten gibt es ja auf der Insel nicht. Die ist ja ziemlich übersichtlich.«

      »War

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