Wer auf dich wartet. Gytha Lodge

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Wer auf dich wartet - Gytha Lodge Detective Chief Inspector Sheens ermittelt

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Exfreundin. Er hatte schon gedacht, dass er vielleicht den Rest seines Lebens damit verbringen würde, sie zu vermissen.

      Aber all das hatte sich geändert, seit Jojo, in die er schon als Teenager verknallt gewesen war, wieder in seinem Leben aufgetaucht war. Sie hatten sich darauf verständigt, dass die Ermittlung, in die sie verwickelt gewesen war, erst abgeschlossen werden musste, bevor sie sich treffen konnten. Und dann hatte Jojo beschlossen, auf Reisen zu gehen, während ihr Haus repariert wurde. Nachdem ihr Freundeskreis ebenfalls von der Mordermittlung erschüttert worden war, war ihr Bedürfnis nach Abstand nur allzu verständlich. Trotzdem hatte Jonah einen Stich gespürt, als sie ihm von ihren Plänen erzählt hatte.

      Jetzt war sie in Namibia auf einer Tour zu spektakulären Klettersteigen, die alle meilenweit entfernt von der Zivilisation lagen. Der Gedanke, dass sie sich allein dort draußen in der Wildnis herumtrieb, hätte Jonah eigentlich nervös machen sollen, doch das war er aus irgendeinem Grund nicht. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass Jojo sich schon immer zu helfen gewusst hatte und gerade einen Mordanschlag überlebt hatte. Keine Nachricht von ihr. Er legte das Handy beiseite und loggte sich in seinen Computer ein. Einige weitere Dateien zu der Erpressungsermittlung waren zur Akte hinzugefügt worden, doch er überflog sie nur flüchtig. Aus irgendeinem Grund gingen ihm die Worte im Kopf herum: Bitte helfen Sie ihr. Vielleicht lebt sie noch.

      Wie auf Autopilot machte Juliette Hanson sich einen Kaffee, den sie heute Morgen eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Sie stand ganz kurz vor einem Durchbruch, das spürte sie bis ins Mark. Sie war schon vor sechs aufgewacht, und durch ihren Kopf schwirrten eine Reihe von Zahlungen auf verschiedene Konten, die mit Sicherheit etwas mit ihrem Fall zu tun hatten. Sie war in ihrem Element.

      Seltsam, dass sie den finanziellen Aspekt des Falles beinahe gemieden hätte. Normalerweise wäre das eher ein Job nach Ben Lightmans Geschmack gewesen. Lightman war in ihrem Team der Penibelste und Akribischste und hatte das beste Gedächtnis. Aber er steckte mitten in etwas anderem, und sie hatte das Gefühl gehabt, einspringen zu müssen.

      Sie war überrascht, dass Lightmans Schreibtisch noch unbesetzt war. In den vier Monaten, die sie jetzt zu dem Team gehörte, war es noch nie vorgekommen, dass er sich verspätet hatte, und man konnte sich nur schwer vorstellen, dass ihn unvorhersehbare Ereignisse von der Arbeit abhielten. Doch als sie gerade O’Malley nach Lightman fragen wollte, kam er durch die Tür des CID, unerschüttert wie eh und je.

      »Lightman, alter Junge«, sagte O’Malley mit einem breiten Grinsen. »Was ist passiert? Hast du verschlafen?«

      Lightman lächelte knapp und warf seine Wagenschlüssel auf den Schreibtisch. »Ich hatte noch etwas zu tun.«

      »Aah«, erwiderte O’Malley mit einem wissenden Nicken. »Also eine Frau? Die dich den Schlaf gekostet und nicht aus dem Haus gelassen hat?«

      Lightman schüttelte lachend den Kopf, sagte jedoch nichts, während er seinen Mantel auszog und sich auf seinem Stuhl niederließ.

      Statt seine Tutorien vorzubereiten, ertappte Aidan sich dabei, die Polizei von Southampton zu googeln. Southampton, las er, gehörte zur Hampshire Constabulary, die eine eigene Website hatte. Er klickte sie an, obwohl unklar war, was er dort suchte. Er bezweifelte, dass sie Einzelheiten von Fällen oder Berichte über Einsätze zur Rettung verletzter Frauen veröffentlichten.

      Natürlich gab es nichts dergleichen. Nur eine Reihe von Kästen mit großen Überschriften, die dem Besucher diverse Optionen anboten. Er entschied sich für Hilfe und Ratschläge. Aber dort gab es nichts Relevantes.

      Zurück auf der Homepage fiel sein Blick auf ein Formular, mit dessen Hilfe sich Verbrechen online melden ließen. Wenn die Polizei von Southampton seinen Anruf nicht ernst genommen hatte, könnte er es vielleicht auf diesem Weg noch einmal versuchen.

      Als Erstes wurde er nach der Postleitzahl des Tatorts gefragt, worauf er am liebsten die Stirn auf die Tischplatte geschlagen hätte. Es gab kein Kästchen, in das man schreiben konnte: »Ich weiß die Scheißpostleitzahl nicht!« Immerhin konnte er Southampton eingeben und weiter klicken.

      Nachdem er Einzelheiten des Verbrechens geschildert hatte, wurde er nach seiner E-Mail-Adresse oder Telefonnummer gefragt. Er gab Zoes E-Mail-Adresse an, weil er das Gefühl hatte, dass er damit keinen Verrat mehr beging, und hoffte, die Polizei würden keine Zeit damit verschwenden, diese erst zu überprüfen, bevor sie etwas unternahm.

      Aber als er das Formular abgeschickt hatte, empfand er keine Erleichterung. Er spürte gar nichts, während Zoe womöglich im Sterben lag. Oder vielleicht schon tot war.

      Daran durfte er nicht denken, und das Leugnen machte es noch schlimmer. Immerhin hatte er etwas getan. Er hatte etwas getan und sie nicht einfach dort liegen gelassen.

      Als Jonah am späten Nachmittag seinen Bericht über den Erpressungsfall geschrieben hatte, wanderten seine Gedanken zurück zu der Lagebesprechung am Vormittag. Ob Heerdens Team herausgefunden hatte, was hinter der Mordmeldung steckte?

      Er fand den Fall in der Datenbank und las, dass ein Constable aus Heerdens Team versucht hatte, die Identität des mutmaßlichen Opfers zu ermitteln. Aber in ganz Großbritannien gab es keine Zoe Swardedeen, und eine Vermisstenmeldung lag auch nicht vor. Der Constable hatte vorgeschlagen, den Fall zu schließen.

      Jonah seufzte unzufrieden und fragte sich, wieso der Constable es nicht mit anderen Schreibweisen des Namens versucht hatte. Warum beschäftigte ihn dieser Anruf bloß so?

       Bitte helfen Sie ihr. Vielleicht lebt sie noch …

      Er stellte sich den verzweifelten Klang der Stimme vor und entschied, sich die Originalaufnahme anzuhören. Sie war nur eine Minute lang. Die Stimme der Beamtin in der Zentrale dröhnte so laut, dass Jonah die Lautstärke hastig leiser drehte, um sie ebenso rasch wieder lauter zu stellen, als der Anrufer zu sprechen begann. Er flüsterte kaum hörbar.

      Jonah spürte, wie er beim Zuhören eine Gänsehaut am Hals und an den Armen bekam. Er hatte schon öfter Anrufe dieser Art gehört, meistens als Beweismittel vor Gericht. Die ängstlich gesenkte, angespannte Stimme ließ ihn an Opfer häuslicher Gewalt denken, die sich vor ihrem Partner versteckten.

      Die Stimme ging ihm unter die Haut, vor allem weil der Anrufer den Zwischenfall offenbar nur über eine Webcam verfolgt hatte.

      »Wir waren zusammen online. Ich konnte nicht sehen, was passiert ist, aber ich habe es gehört. Jemand hat ihre Wohnung betreten …«

      Als der Anrufer kurz darauf nach seinem Namen gefragt wurde, beendete er das Gespräch. Jonah lauschte den gedämpften Geräuschen, bevor die Verbindung unterbrochen wurde, und starrte dann auf den Bildschirm.

      So saß er noch da, als ein fröhliches Zwitschern des Computers vermeldete, dass der Akte eine neue Datei hinzugefügt worden war. Es handelte sich um ein Verbrechen, das am Vormittag über die Homepage gemeldet worden war und nach Ansicht der Zentrale mit diesem Fall zu tun haben könnte.

      Jonah öffnete sie eilig und las eine praktisch gleichlautende Schilderung. Diesmal wurde der Name des Mädchens Zoe Swardadine geschrieben.

      Er gab die neue Schreibweise in die Suchmaschine ein und fand das Bild einer jungen Frau mit dunkelbrauner Haut und dunklen Locken. Als er es anklickte, landete er auf ihrer Website, eine schlichte WordPress-Seite über eine in Southampton lebende Künstlerin, die stilisierte Figuren auf bedrohlich dunklen Hintergründen malte. Ganz unten auf der Seite war eine Telefonnummer angegeben, was ihm ein wenig vertrauensselig vorkam. Aber vielleicht stolperten nicht allzu viele Menschen über Zoes Seite.

      Er

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