Wer auf dich wartet. Gytha Lodge

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wer auf dich wartet - Gytha Lodge страница 6

Wer auf dich wartet - Gytha Lodge Detective Chief Inspector Sheens ermittelt

Скачать книгу

gekrochen waren. Maeve hatte sich in einem fort bei Zoe entschuldigt, bis diese nachdrücklich erklärt hatte, dass es nicht Maeves Schuld sei, und dann entschlossen das Thema gewechselt hatte, indem sie Maeve aufforderte, ihr von ihrem Date am Abend zuvor zu erzählen.

      »Oh, es ist ganz gut gelaufen, würde ich sagen.« Maeve wandte den Blick ab und betrachtete die Fußgänger, an denen das Taxi quälend langsam vorbeirollte. »Ich meine, er war nett. Ein bisschen altmodisch. Man konnte sich gut mit ihm unterhalten.«

      Zoe lachte spöttisch. »Was soll bei einem von der Kirche arrangierten Date auch sonst passieren? Da ist ein altmodischer netter Typ quasi garantiert.«

      Maeve schnaubte abschätzig. »Gut die Hälfte von denen ist kein bisschen so, sag ich dir. Es gibt da genauso viele sexistische Flachwichser wie nette Typen.«

      Zoe lächelte. »Klingt genau wie bei nichtchristlichen Dates.«

      »Stimmt«, pflichtete Maeve ihr bei und seufzte dann. »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass ich ihn noch mal treffe. Er war einfach nicht … interessant genug.«

      Das bedeutete, er war nicht wie Isaac. Zoe wünschte sich wieder, dass Maeve diese Schwärmerei endlich überwinden und jemanden finden würde, der sie wirklich wollte. Jemanden, der sie als Mensch schätzte und nicht nur sein Ego von ihr streicheln ließ.

      »Man kann es nicht erzwingen«, sagte Zoe nur leichthin.

      »Ah, ich komme auch allein zurecht«, erklärte Maeve mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ich fühle mich mit mir selbst wohl, daran muss ich mich erinnern.«

      »Ja«, stimmte Zoe ihr zu. »Immerhin bist du irgendwie interessant. Manchmal.«

      »Hau ab«, sagte Maeve lächelnd.

      Während der übrigen Fahrt versiegte ihr Gespräch. Sie versanken in angespanntes Schweigen, während immer offensichtlicher wurde, dass sie zu spät kommen würden. Um 12:58 Uhr, zwei Minuten vor dem offiziellen Beginn der Zeremonie, traf das Taxi schließlich bei der Vinery ein und hielt ein Stück hinter einem silbernen Rolls-Royce, der gerade eine Gruppe in weiße und lavendelfarbene Spitze gehüllte Gestalten vor den Eingangsstufen abgesetzt hatte.

      Zoe hastete auf ihren hohen Absätzen unbeholfen über den Gehsteig.

      »Sorry«, sagte sie grinsend zu Gina, die in ihrem hochgeschlossenen figurbetonten Brautkleid mit Schleppe gegenüber ihrer praktischen Alltagserscheinung wie verwandelt aussah.

      »Zoe!«, stieß sie hervor und lachte dann rau. »Wir wollten gerade reingehen!«

      »Maeves Schuld«, keuchte Zoe. Im selben Moment tauchte Maeve hinter ihr auf und bestätigte: »Ja, es lag an mir! Tut mir schrecklich leid!«

      Sie liefen über die Marmorfliesen in das große Gewächshaus, in dem mit Pfingstrosen geschmückte Bänke aufgestellt waren. Die Hälfte der Anwesenden drehte sich um, weil sie trotz fehlender Einzugsmusik die Braut erwarteten. Zoe versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, als sie Angelines aufgerissene Augen sah. Sie saß mit Victor in der Mitte und hatte zu Zoes Erleichterung zwei Plätze für sie frei gehalten.

      Angeline rutschte kopfschüttelnd in der Bank auf, um Zoe und Maeve hereinzulassen.

      »Wir dachten schon, ihr hättet einen Unfall gehabt!«, flüsterte sie ziemlich laut. »Wir sind schon seit einer Ewigkeit hier.«

      Zoe grinste nur und drehte sich um, als Streicherklänge vom Band den Einzug der Braut verkündeten. Es war schwer, nicht ein wenig sentimental zu werden, als Gina hereinkam.

      Zoe kannte niemanden, der so hart arbeitete wie Gina, ihre Chefin. Der Erfolg ihres phantastischen kleinen Cafés war ebenso sehr der allumfassenden Herzlichkeit seiner Besitzerin wie den Speisen und Getränken zu verdanken. Und selbst wenn Michael, der Typ, den sie heiratete, ein bisschen langweilig wirkte, war er der Mann, der für sie da sein und sie mit Liebe überschütten würde. Zoe fand, dass Gina genau das verdient hatte.

      3.

      Der Anruf erreichte Jonah im Auto, als sie noch etwa zehn Minuten von Zoes Wohnung entfernt waren, und als er hörte, wie der Sergeant »Sir« sagte, wusste Jonah Bescheid. Sie ermittelten jetzt in einem Todesfall, und er war froh, dass O’Malley bereitgestanden hatte, ihn zu begleiten. Von seinen drei Teammitgliedern war er am meisten abgehärtet, und sie mussten sich nun auf den Tatort eines Gewaltverbrechens einstellen.

      Bis Lightman und Hanson ankämen, würde es schon leichter sein. Die Kriminaltechniker würden bereits vor Ort sein mit ihren Post-its, Pfeilen und Etiketten, Utensilien, die einen sterilisierenden Effekt hatten. Es würde aussehen wie ein Labyrinth von Indizien und darüber fast vergessen lassen, dass dort ein Mensch gelitten hatte und gestorben war.

      Er parkte den Mondeo in der Latterworth Road, einer vorstädtisch anmutenden Wohnstraße, die an der A35 Richtung Norden endete. Er und O’Malley waren an einer Reihe identischer Häuser aus den dreißiger Jahren vorbeigefahren: flache Erkerfenster, die obere Haushälfte weiß gestrichen, rechteckige Vorgärten. Zoes Apartmentblock war das einzige Gebäude, das aus der Reihe tanzte. Es sah aus, als wäre es auf der Fläche von zwei Doppelhäusern ohne erkennbare Rücksicht auf die ansehnliche Nachbarschaft errichtet worden. Ein ultramoderner Bau mit einer abgestuften rechteckigen Fassade, die beinahe aggressiv wirkte.

      Sie wurden von einem Police Constable durchgewunken, der an der Tür stand. Eine unglaublich dünne Frau, bei der es sich um Angeline Judd handeln musste, saß mit einer Polizistin auf einer Fensterbank und hielt einen Becher Tee mit beiden Händen an die Brust gedrückt, neben sich eine Reihe zerknüllter Papiertaschentücher. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet.

      Die Polizistin nickte ihm zu, während Angeline ihn ängstlich musterte wie ein gefährliches Raubtier.

      »Ich bin DCI Sheens«, sagte er und blieb vor ihr stehen. »Ich leite die Ermittlung und will herausfinden, was Zoe zugestoßen ist. Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen, in Ordnung?«

      Angeline starrte ihn an und antwortete dann: »Ja. Ja, das ist okay.«

      Wenn man sie in ihrer zu großen grauen Strickjacke und den grünen Leggings betrachtete, konnte man kaum übersehen, wie hager sie war. Die Arme und Beine schienen beinahe skelettartig, und ihr unglaublich dürrer Körper ließ ihr Gesicht übergroß wirken, die riesigen Augen wie die einer Puppe, ihr kurzes flaumiges Haar kraftlos.

      Jonah fragte sich, ob sie vielleicht krank war. Sie wirkte fast kindlich, was seinen Beschützerinstinkt weckte.

      Er bedankte sich sanft für ihre Hilfe und sprach ihr sein Beileid aus. Schließlich erklärte sie, dass sie bereit sei, einige Fragen zu beantworten. Aber ihre Antworten bestanden hauptsächlich aus Kopfschütteln zu allem, was er auch andeutete, und dabei kullerten Tränen über ihre Wangen.

      Ihres Wissens hatte Zoe keine Feinde gehabt. Keine Geldsorgen. Keinen Streit in letzter Zeit. Kein sonderbares Verhalten gezeigt.

      »Sie war – so liebenswürdig«, sagte Angeline am Ende mit belegter Stimme.

      Sie musste ein paarmal schlucken, bevor sie weitersprechen und Jonah erzählen konnte, dass sie Zoe von der Uni kannte.

      »Studieren Sie auch Kunst?«, fragte er lächelnd.

      »Oh. Nein. Ich mache … Tanz, ein Aufbaustudium fürs Lehramt.«

      Ihre

Скачать книгу