9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker

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9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker

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näherte sich dem Fenster, dessen Scheibe nur noch aus bizarren Resten innen im Rahmen bestand.

      Auf der Straße huschten Menschen durch die Schatten der Vordächer.

      „Das werden immer mehr. Jetzt haben wir den Auftrag nicht ausgeführt und sitzen ganz schön in der Tinte.“

      „Uns wird noch was einfallen“, erwiderte Regan. „Immerhin haben wir drei Geiseln. Das ist schließlich kein Dreck.“

      Older wandte sich um. „Ich sah ihn über den Lauf weg und wollte ihn nur zwei, drei, vielleicht vier Schritte näher heranlassen. Es konnte nichts schiefgehen.“

      „Wir haben drei Geiseln“, wiederholte Regan. „Und das wissen die da draußen.“

      Der hässliche Curtis fluchte grimmig vor sich hin.

      „Was ist denn in dich gefahren, Chap?,“ Regan grinste dünn. „Du wirst doch nicht etwa kalte Füße kriegen?“

      Chaco richtete sich in sitzende Stellung auf und lehnte den Rücken gegen die Wand.

      „Erinnerst du dich noch an deinen Traum, Gerry?“, fragte Curtis zurück.

      Regan wurde bleich.

      „Das hier ist nichts mehr, was man lässig erledigt. Wir sitzen in einer Falle. Und dass eine Geisel eine schwangere Frau ist, erfüllt die Menschen in der Stadt mit ganz besonderem Hass auf uns. Das sind die Tatsachen.“

      Regan blickte Older an. „An den Traum hatte ich schon nicht mehr gedacht, Luck.“

      „Am besten, du vergisst ihn auch möglichst schnell wieder“, knurrte Older. „Wir haben es immer geschafft, auch wenn es mal bedrohlich aussah. Unkraut vergeht nicht!“

      „Sprüche“, maulte Curtis. „Nichts als Sprüche.“

      Older sah aus, als wolle er sich auf den Kumpan stürzen und ihn wie Chaco zusammenschlagen.

      „Das sind mehr Leute, als wir Patronen haben“, fuhr Curtis fort. „Und wie gesagt, eine schwangere Frau bringt auch Leute auf Carringos Seite, die ihm sonst bestimmt nicht grün sind.“

      „Hör auf!“, befahl Older schroff.

      „In Ordnung. Hab ja auch schon alles gesagt, was ich denke. Jedenfalls wäre es sicher besser gewesen, Carringo an der Straße hierher zu erwarten. Es war verrückt, mitten in die Stadt zu reiten und die Pferde so weit entfernt unterzustellen, dass wir sie jetzt nicht greifbar haben, um Fersengeld geben zu können.“

      „Da hat er recht“, stimmte Regan zu.

      „Ihr sollt aufhören!“, knurrte Older. „Wir haben gute Trümpfe in den Händen. Es gibt keinen Grund zur Panik.“

      Chaco, der die Banditen genau beobachtete, wusste, dass es sich anders verhielt als Older tat. Die eigentliche Gefahr für Jellico, Manuela und ihn kam jetzt erst.

      Older näherte sich dem Fenster und spähte vorsichtig zur Straße.

      „Es werden immer mehr, wie?“ Curtis trat neben den Kumpan.

      Eine Staubwolke schwebte über der Straße. Von den beiden Straßenseiten wagten sich die Menschen näher an das Haus heran.

      Older hob die Waffe, wischte die Gardine damit zur Seite und jagte zwei Schüsse schräg hinüber.

      Augenblicklich ergriffen die Menschen die Flucht zu den Ecken oder suchten in Nischen und hinter offenen Türen Deckung.

      „Chap, sieh hinten nach, dass sie nicht von dort einzudringen versuchen!“

      Curtis verließ das Wohnzimmer. Hinten im Haus feuerte er ein paar Schüsse ab.

      „Wagen sie sich heran?“

      „Sind schon wieder weg, Luck.“

      „Jeder Traum hat Bedeutung“, murmelte Regan. „Es muss ja nicht unbedingt so eintreten, wie man es sah. Aber irgend so was Ähnliches passiert meistens.“

      „Hör auf!“, brüllte Older. „Sieh dir doch an, wie sie sich verkriechen! Wie Ratten verschwinden sie in ihren Löchern, sobald nur eine Kugel über die Straße pfeift. Die sind doch keine Gefahr für uns. Wir kriegen den Kerl, verlass dich darauf.“

      13

      Wir standen noch hinter der Ecke der Phoenix Street, und es gesellten sich immer mehr Menschen dazu.

      „Also, ich habe Jellico gestern Mittag auf dem Heimweg von der Schule gesehen“, erklärte mein Nachbar. „Da war noch alles wie immer.“

      „Und wann sahen Sie Manuela zuletzt?“, fragte ich.

      Der Mann nahm seinen Schlapphut ab, kratzte sich am Hinterkopf und sah sehr nachdenklich aus. „Das muss ein paar Stunden vorher gewesen sein. Ja, richtig! Dann bin ich zum Barbier, hab im Silver Bell Saloon einen gehoben und plauderte anschließend vor der Kirche ein bisschen mit dem Prediger. Kaum war ich dann zurückgekehrt, sah ich Ihren Sohn aufkreuzen.“

      „In der Zeit dazwischen müssen die Banditen ins Haus eingedrungen sein“, stellte ich fest.

      „Kann nicht anders sein“, gab der alte Mann zu. „Hab ja die Straße sozusagen immer im Auge.“

      „Hat denn sonst niemand etwas gesehen?“, erkundigte sich Henry Duncan.

      Niemand gab Antwort.

      „Es sind drei“, sagte ich.

      „Was denn, Sie haben die Kerle gesehen?“, fragte der Arzt erstaunt.

      „Nein. Aber es müssen drei sein. Sie schossen aus drei Colts auf mich, Doc.“

      „Einer kann zwei abgefeuert haben“, sagte Duncan. „So was stellt man doch nicht ohne Sichtkontakt fest.“

      „Es sind drei“, beharrte ich. „Sie schossen zugleich von zwei Fenstern und der Tür aus.“

      „Dann muss es auch stimmen“, pflichtete der Arzt bei. „Wir werden uns in der Stadt erkundigen. Irgend jemand muss die Banditen gesehen haben. Wahrscheinlich handelt es sich um Fremde.“

      Aus meinem Haus wurde auf einen Mann geschossen, der schräg über die Straße hetzte. Er lief im Zickzack, während rechts und links von ihm Kugeln in den Boden schlugen und Sandspritzer hochschleuderten. Keuchend erreichte der Mann die Ecke.

      „Was ist denn mit Ihnen los, Memphis.“

      „Steckte die ganze Zeit in dem verdammten Schuppen“, sagte der keuchende Mann. „Dachte schon, ich müsste da bis zum jüngsten Tag hocken.“

      Er wusste auch nichts, das sah ich ihm an. Nur seine Angst, womöglich selbst in die Hände der Killer zu fallen, hatte ihn aus dem Schuppen getrieben. Seine Erleichterung darüber, es geschafft zu haben, war nicht zu übersehen.

      „Wir

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