9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker

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9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker

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obwohl ich mich fragte, was eine bessere Beobachtung bewirken sollte. Meine Gedanken beschäftigten sich auch zu sehr mit Manuela, Jellico und Chaco, von deren Schicksal wir nichts wussten. Sicher war nur, dass die Banditen es darauf abgesehen hatten, mich zu töten.

      14

      Das Sonnenlicht fiel durch die zerschlagenen Fensterscheiben in den früheren Saloon von Boomtown.

      Staub, Rattendreck, Scherben, Trümmer von Möbeln und Spinnengewebe in den Ecken, an der Decke und den Wänden und auf der nach oben führenden Treppe waren jetzt deutlich zu erkennen.

      Tony Burtons Ekel vor den Nagetieren wurde auch bei Tageslicht nicht geringer.

      Andy Grant füllte klares Brunnenwasser in ein paar aufgefundene Gläser, grinste seine Kumpane an und sagte: „Ihr müsst euch einbilden, es sei guter Whisky aus Kentucky. Prost!“

      Burton beachtete das Geschwätz des Komplicen nicht.

      Merrill teilte das aus dem kleinen Tresor im Expresswaggon geraubte Geld in drei Haufen, was den beiden anderen kein sonderliches Interesse entlockte. Merrill schob Burton und Grant je ein Häuflein zu und steckte das dritte in die Tasche.

      „Mehr war es nicht.“

      „Schmeckt euch mein Whisky nicht?“, fragte Grant scheinbar entrüstet.

      „Ich will hier weg“, sagte Burton.

      Grant grinste ihn an. „Du siehst grün aus, Tony, altes Haus. Alles wegen der paar Ratten?“

      „Mann, das sind Heerscharen.“

      Merrill blickte zu den Tieren in den Ecken und zwischen dem Gerümpel. Die Ratten hockten geduckt im Schatten und schienen die Männer am Tresen wachsam zu belauern.

      „Die warten nur darauf, dass wir uns schlafen legen“, sagte Burton heiser. „Finden doch hier nichts Vernünftiges mehr zu fressen. Und wenn sie Krankheiten mit sich herumschleppen und dich erst mal gebissen haben, ist es zu spät.“

      „Er übertreibt doch, was, Frank?“ Grants Stimme klang nicht so sicher, wie er es selbst gern gehabt hätte.

      „Mir gefällt es hier auch nicht“, brummte Merrill. „Aber es ist der vereinbarte Treffpunkt.“

      „Genau!“, pflichtete Grant bei.

      „Wir können außerhalb der Stadt warten“, schlug Burton vor. „Hab ich doch schon mal gesagt.“

      „Überall ist unübersichtliche Wildnis“, erwiderte Grant. „Buschland. Da kannst du hundert Yards entfernt an einem anderen vorbeireiten, ohne ihn zu bemerken.“

      „Stimmt auch.“ Merrill nickte. „Wir werden hier auf die drei anderen warten müssen, Tony.“

      „Ich bleibe hier keine Nacht mehr!“

      „Older und die anderen werden vor Anbruch der Nacht hier sein“, beruhigte Merrill den Komplicen. „Hoffentlich.“

      „Hätten sie den Kerl gestern angetroffen und in die Hölle geschickt, wären sie schon da.“ Grant verließ den Tresen und wandte sich der Schwingtür zu.

      Die Ratten bei der Frontseite des Saloons ergriffen die Flucht und verschwanden in den zahlreichen Löchern von Dielen und Scheuerleiste.

      „Dann war er eben gestern doch noch nicht zurück“, murmelte Merrill.

      „Ich bleibe hier keine Nacht mehr“, erklärte Burton eigensinnig. „Nicht für Geld oder gute Worte!“

      „Vielleicht tauchen sie bald auf. Zu dritt können wir den nächsten Zug nicht anhalten. Das ist zu riskant.“

      Merrill trank das Brunnenwasser. „Dann eben den übernächsten.“

      „Du vergisst offenbar, dass wir den nächsten anhalten sollen!“ Merrills Augen funkelten böse.

      „Und wenn wir mal einen verpassen?“

      Grant wandte sich um. „Auf der Straße sehe ich niemanden.“ Er kehrte an den Tresen zurück.

      „Wenn wir den nächsten durchlassen, bringen wir das Konzept unseres Auftraggebers durcheinander, Tony. Das darf nicht passieren. Der gute Lohn hängt von exakter Arbeit ab.“

      „Und wenn wir die Stadt verlassen und unsere Leute uns deswegen nicht finden, können wir den ganzen Zaster für den Auftrag vergessen, Tony. So sieht das doch aus.“

      „Genau“, stimmte Merrill erleichtert zu. „Wenigstens einer, der erst nachdenkt und dann redet.“

      „Alles geplatzt. Wegen ein paar Dutzend Ratten!“ Grant lachte lauthals. „Wenn das jemand erfährt, sind wir unsterblich blamiert.“

      Merrill nickte wieder beipflichtend.

      Burton fluchte, schnappte sein Glas und schleuderte es den Nagetieren auf der Treppe entgegen.

      Sie quietschten, vollführten Luftsprünge und verschwanden augenblicklich von den vier Stufen, über die die Scherben flogen. Aber schon eine Minute später tauchten sie bei den Pfosten, im Trümmerhaufen und rechts und links der Treppe wieder auf.

      „Die werden wir nicht los, bevor wir das Nest nicht verlassen“, murmelte Burton, dem das nackte Grauen vor den widerlichen Tieren kalte Schauer über den Rücken jagte.

      „Wollt ihr noch was von meinem Whisky?“ Grant hob die Wasserflasche.

      Burton verließ den Saloon. Unter dem durchgebogenen Verandadach blieb er im Schatten stehen und schaute zu den anderen Hütten der Geisterstadt, zu den eingeschlagenen Fensterscheiben, den zerborstenen Türen, den zertrümmerten Möbeln und den Ratten, die auch hier kreuz und quer über die Straße huschten.

      „Die könnten aber wirklich allmählich hier sein“, sagte Grant im Saloon. „Man kriegt ja das Gefühl, dass da was nicht geklappt hat.“

      „Nicht geklappt?“, fragte Merrill.

      „Na ja, der Verdacht drängt sich doch zwangsläufig auf, wenn etwas ungebührlich lange dauert.“

      „Unsinn. Luck ist ein ruhiger und besonnener Mann. Was soll da schon schief gehen?“

      Andy Grant zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich! Hat in deinem Leben denn immer alles geklappt?“

      „Natürlich nicht.“

      „Na, siehst du! Schiefgehen kann immer etwas. Manchmal braucht nur eine Kleinigkeit anders zu verlaufen, als du geplant hast, und schon ist es passiert. Willst du wirklich nichts mehr von meinem guten Kentucky-Whisky?“ Grant trank sein Wasser und verdrehte die Augen, als sei es ein besonderer Genuss.

      „Hör endlich mit diesem Schwachsinn auf, zur Hölle!“, schimpfte Merrill.

      „Du bist ziemlich nervös, Frank. Kennt man sonst bei solchen Situationen gar nicht an dir. Es nervt dich also ebenfalls,

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