9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker страница 15
„Nein.“
„Hoffentlich fällt dem nicht noch was ganz Verrücktes ein“, sagte ich.
„Was meinen Sie?“
„Seit ich ihn kenne, sucht er nach Möglichkeiten, sich aufzuspielen. Nicht immer ist dazu Gelegenheit.“
„Aber heute sieht er eine, wie?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Das ist zu befürchten.“
„Ich werde einen Mann abstellen, der Jones in seinem Office und bei allem, was er tut, beobachtet.“
„Ja, gute Idee.“
Duncan drehte sich um und schickte sofort einen jungen Transportbegleiter los. Aber der Mann kehrte bereits nach drei Minuten zurück und berichtete, dass Jones nicht in seinem Office sei.
„Suchen Sie ihn!“, befahl Duncan. „Die Stadt hat er bestimmt nicht verlassen.“
Wieder trabte der junge Mann los.
„Wo kann der Kerl nur stecken?“, murmelte Duncan kopfschüttelnd.
Ein paar Männer wollten mit Gewehren in die Phoenix Street vordringen.
„He, ihr da, zurück!“, befahl ich, lief los und erreichte die drei noch vor dem Hoftor der Agentur.
„Wir wollten nur die nächsten Häuser besetzen“, sagte der Anführer der drei.
„Wozu das?“
„Falls den Banditen einfällt, noch mehr Geiseln zu nehmen. Das muss man doch vereiteln!“
Die beiden anderen nickten, überzeugten mich aber nicht davon, die Wahrheit zu sagen.
„Schickt euch Marshal Jones?“, fragte ich misstrauisch.
Sie wichen sofort zurück.
„Haut ab, los!“
Die Männer liefen davon.
„Ich fürchte, Jones ist schon dabei, aktiv zu werden.“ Besorgt schaute ich Henry Duncan an.
„Wir vereiteln das sicher. Er fällt auf, wenn er losschlägt, weil das mit viel Aufwand vor sich geht.“
„Hoffentlich.“ Ich blickte in die Phoenix Street. Das Sonnenlicht brach sich in zwei Fenstern meines Hauses und vermittelte den Eindruck, als herrsche tiefster Frieden. Aber das trog. Deutlicher als zuvor wurde mir bewusst, wie machtlos wir waren.
16
Der Schatten des verfallenen Saloons in Boomtown erreichte fast schon die Straßenmitte.
Andy Grant lehnte an einer Vorbaustütze und schaute auf die in der Wildnis verschwindende Straße, über der ein Flimmern in der heißen Luft stand.
Merrill und Burton lehnten rechts und links an den nächsten Pfosten.
„Sie tauchen nicht auf“, murmelte Grant. „Wann kommt denn der Zug, den wir ausplündern sollen?“
„Am Abend.“ Merrill hob den Kopf und schaute zum Stand der Sonne, die hinter Dunstschwaden wie jenseits eines Schleiers stand.
„Dann wird es langsam Zeit, dass wir uns auf die Socken machen“, sagte Grant.
„Zu dritt ist es Wahnsinn“, erwiderte Burton, obwohl keiner so versessen wie er darauf war, das Rattennest zu verlassen.
Die glühende Hitze im Sand hatte die Nagetiere in den Schatten getrieben, so dass sie zur Zeit wenigstens nicht überall im Blickfeld herum huschten.
„Wenn wir den Zug durchlassen, ist unser ganzer Auftrag im Eimer.“ Merrill zog sich den Hut tief in die Stirn. „Der steht und fällt damit, dass wir exakt arbeiten und nichts aus lassen.“
„Aber zu dritt können wir keinen Zug überfallen“, beharrte Burton.
„Vielleicht geht es doch.“
Grant und Burton schauten überrascht und zweifelnd auf den Bandenführer.
„Der Zug hält bei dem Wassertank südlich von Bradshaw. Dort steht eine Hütte. Und es liegen Holzstiele für die Loks herum. Eine Menge Deckung, in der viele Leute mit angeschlagenen Gewehren stecken könnten!“ Merrill grinste.
„Du meinst, wir sollten bluffen?“
„So ist es.“
Grant schaute noch zweifelnd zu Burton, der mit den Schultern zuckte.
„Wir können den Zug natürlich auch durchfahren lassen und den ganzen Auftrag aus unserem Gedächtnis streichen.“ Merrill zog die Kassette unter der Jacke hervor. „Und die hier wegwerfen. Am besten setzen wir uns dann gleich nach Mexiko ab, um Unannehmlichkeiten mit dem Auftraggeber vorzubeugen.“
„Mit anderen Worten, wir müssen den Zug überfallen. Auf Biegen und Brechen.“
„Du sagst es, Andy. Und du bist ja ohnehin froh, dass wir dieses Nest verlassen, nicht wahr, Tony?“
„Stimmt genau. Aber dem Satan wollte ich deswegen eigentlich nicht direkt ins Maul springen.“
Merrill grinste die beiden anderen an. „Ängstlich geworden, wie? Reißt euch zusammen und denkt an den schönen Verdienst, der bei der Sache herausspringt.“
„In Ordnung, hauen wir ab.“ Grant schaute noch einmal aus zusammengekniffenen Augen nach Norden. Als jedoch noch immer keine Reiter auf dem Karrenweg zu sehen waren, drehte er sich um und betrat den Saloon.
Bis auf die Straße ließen sich die Geräusche der drinnen hastig fliehenden Ratten vernehmen. Burton schauderte bei der Vorstellung, sich an Grants Stelle allein mitten durch dieses Getümmel da drin im Halbdunkel bewegen zu müssen.
„Gehen wir durch den Hof, da sind sie weniger zahlreich.“ Merrill grinste den Kumpan ironisch an.
„Mir wird richtig elend, wenn ich nur an diese Biester denke“, bekannte Burton.
Durch den Hof erreichten sie die Rückseite des Saloons. Grant führte die gesattelten Pferde aus der Hintertür. Burton sah eine Ratte auf dem Sattelhorn seines Tieres, was ihm eine Gänsehaut über den Körper jagte. Grant, viel weniger pingelig
als Burton, packte das Tier am Schwanz und schleuderte es zum stinkenden Müllhaufen hinüber.
Sie saßen auf. Burton ritt schneller als die anderen und atmete auf, als er die letzte, bereits halb zusammengebrochene Hütte hinter sich hatte.
17
Zwischen Wassertank und Holzstößen lag wie eingeklemmt eine windschiefe Hütte mit einem kleinen Corral und zwei schweren