9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker

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9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker

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ein wesentlicher Zug seiner Persönlichkeit waren und ihn befähigten, auch mit lichtscheuem Gesindel, mit Gaunern, Betrügern, Dieben und großkalibrigen Halunken zusammenzuarbeiten, wenn dies seinen vielfältigen Interessen und Zielen diente.

      20

      Der Satansanbeter Saint stand an der Tür des schäbigen Zimmers in der Absteige am Stadtrand, die er nur einen Spalt offenhielt, damit Napoleon nicht ins Innere schauen konnte und nichts von der Schäbigkeit sah.

      „Gut, ich bin in einer Viertelstunde bei Mister …“

      „Keinen Namen!“, zischte Napoleon, drehte sich um und stieg die schmale, knarrende Treppe hinunter.

      Saint schaute ihm noch ein paar Herzschläge lang nach, dann zog er sich zurück und schloss leise die Tür.

      „Wer war es?“, fragte Diablo, der Knecht und Schüler des Satansanbeters.

      „Napoleon. Ich soll Mister Lancaster aufsuchen. Vielleicht will er mir endlich erklären, warum er mich nicht nach Prescott schickte, um Carringo zu erledigen!“

      „Ach so.“ Diablo wirkte müde, hatte schwarze Ringe unter den Augen, und sah unnatürlich bleich aus. Er krankte noch an der schweren Verletzung aus Mexiko und konnte froh sein, dass er am Leben geblieben war.

      Saint ging zum schmalen Fenster unter dem Schrägdach. Er musste sich etwas ducken, um mit seinen fast zwei Yards Länge nicht gegen die niedrige Decke zu stoßen. Schlohweiß fiel ihm das Haar über die Schultern. Sonst war er hager und geschmeidig wie in seinen jungen Jahren geblieben. Auch trug er noch immer schwarze Kleidung von Kopf bis Fuß, meist einen gleichfarbigen Umhang dazu und um den Hals die alte Silberkette mit dem verkehrt hängenden Kreuz.

      Der schwarze Umhang lag zusammengeknüllt auf einem der schäbigen Holzstühle. Das Zimmer wies zwei davon auf, hatte ferner einen wackligen Tisch, einen schmalen Schrank, eine Waschschüssel in einem Drahtständer und einen fast völlig blinden Spiegel darüber.

      Saint nahm den Umhang, schüttelte ihn aus und hängte ihn über die Schultern.

      „Bleibst du lange weg?“

      „Nein, Diablo.“ Saint wandte sich ab und verließ das Zimmer.

      Der Pensionswirt zog sich hinter einen schweren Vorhang zurück, als der Satansanbeter auf der laut knarrenden Stiege erschien. Er wollte mit diesem finsteren Gast nicht reden, weil der ihm unheimlich erschien, also konnte er ihn auch nicht fragen, wann er endlich die Rechnung der letzten Woche bezahlte.

      Saint ging an dem Vorhang vorbei und verließ das Haus.

      Aufatmend erschien der Mann vor dem Vorhang.

      Aus der Küche trat eine dicke Frau, die mit blitzenden Augen fragte: „Hast du es ihm gesagt?“

      „Nein.“

      „Wann willst du es sagen?“

      „Später.“

      „Du wirst es nie sagen. Und er bildet sich ein, wir wären auf Rosen gebettet!“

      „In Arizona wachsen keine Rosen, Maria. Du solltest dir endlich ein anderes Vokabular für deine Vergleiche zulegen. Hier gibt es bestenfalls Prärieanemonen. Aber selbst die sind seltener als bei dir daheim die Rosen.“

      „Du lenkst vom Thema ab“, sagte die dicke Frau wütend. „Er soll bezahlen oder verschwinden!“

      „Ich werde es ihm schon noch sagen“, versicherte der Mann.

      Empört zog sich die Frau in die Küche zurück und hämmerte die Tür zu.

      21

      „Warum schickten Sie mich nicht?“ Saints Augen funkelten scharf.

      Lancaster ging vom Fenster zum Tisch, setzte sich dahinter und blickte zu der etwas exotischen Gestalt des Mannes an der Tür. Er hatte keine Ahnung, wie alt Saint sein könne, schätzte ihn jedoch auf ungefähr vierzig Jahre.

      „Glauben Sie, ich hätte das nicht erledigen können?“

      „Ihr junger Gehilfe ist in Mexiko verletzt worden“, gab Lancaster zu bedenken.

      „Ich hätte das allein in Prescott erledigt.“

      „Ich wusste nicht, dass Sie so verrückt auf diese Sache sind“, wich Lancaster aus. Er wollte nicht sagen, dass er Saint ansah, wie dringend dieser Geld brauchte, und er wusste auch, dass er ihn tödlich beleidigen würde, wenn er darauf hinwies.

      „Ich brauche Sie später für andere Aufgaben, Saint. Und noch etwas: Ihr Auftauchen in Prescott hätte zu viel Aufsehen erregt. Ihre Beschreibung hätte genügt, um Bekannte Carringos auf Sie hinzuweisen. Es nutzt meinen Interessen nichts, wenn bekannt wird, wer Carringo zum Ende seiner Laufbahn verhalf.“

      Saints Gesicht hellte sich auf, soweit das überhaupt möglich war.

      „Ja, das kann ich verstehen“, gab er zu. „Natürlich hätten seine Bekannten gewusst, wer ich bin.“

      „Na also, da haben wir’s doch.“ Lancaster lächelte. „Ich wollte Ihnen jedenfalls versichern, dass ich Sie dringend brauche. Viele meiner Geschäfte sind langfristig angelegt.“

      Saint nickte.

      „Ich wollte Ihnen aber auch noch für den hervorragenden Einsatz in Mexiko danken. Einzigartig, wie sie die Spur unterbrochen haben, auf der Carringo in seine Vergangenheit vordringen wollte.“ Lancaster hatte plötzlich eine Idee, wie er seinem Handlanger ein wenig unter die Arme greifen konnte, obwohl das eigentlich nicht seine Art war.

      Was Saint in Mexiko erledigt hatte, war abgegolten. Dass er einen Verletzten mit sich herumschleppte und erhöhte Ausgaben deswegen für besondere Lebensmittel, hauptsächlich aber für Ärzte und Medikamente hatte, war eine andere Sache, die ihn, Lancaster, letztlich nichts anging und ihm auch gleichgültig war.

      Aber er gehörte zu den Leuten, die um sich herum alles funktionstüchtig hielten und besonderes Interesse darauf verwandten, Zufriedenheit bei den Mitarbeitern zu erzeugen, weil sich das, wie er meinte, stets auszahlte. Nur kurzsichtige Geschäftemacher, die nicht über den Rand des Suppentellers hinaus dachten, beuteten die Mitarbeiter aus, auf die sie stets wieder angewiesen sein würden, wenn sie weiterhin den Rahm abschöpfen wollten.

      „Sie haben sich eine Prämie verdient, mein Lieber.“ Lancaster lächelte, beobachtete den seltsamen Mann aber scharf. Wie erwartet, bildete sich zunächst eine steile Falte auf der Stirn des Teufelsanbeters.

      „Doch, doch!“, betonte Lancaster. „Napoleon wird Ihnen nachher einen Umschlag in Ihr Hotel bringen. Ich möchte Sie bitten, darüber kein Wort zu verlieren.“ Lancaster stand auf. „Ich glaube, uns wird noch eine lange, fruchtbare Zusammenarbeit verbinden.“

      Saint nickte und dankte Lancaster innerlich dafür, dass er um die Prämie kein großes Gerede veranstaltete. Nach anfänglichen Spannungen zwischen ihnen hatte auch er ein zufriedenstellendes Verhältnis zu dem steinreichen Mann gefunden und akzeptierte ihn als Boss. Das hatte Seltenheitswert

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