9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker

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9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker

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rappelte sich schimpfend auf. Sein Gewehr hatte er verloren. Dafür hielt er auf einmal den Colt in der Hand, richtete ihn auf mich und spannte den Hammer.

      Niemand hatte mit dieser Reaktion gerechnet, nicht einmal ich, der ich bei diesem Neurotiker auf nahezu alles gefasst war.

      „Sie sind verhaftet!“, schnarrte der Marshal. „Los, Hände hoch und vor mir her!“

      Ich war noch so perplex, dass ich gehorchte.

      „Jetzt hakt’s bei Ihnen völlig aus, Jones“, sagte Duncan.

      „Widerstand gegen die Staatsgewalt!“, brüllte Jones und wackelte in Duncans Richtung mit der Waffe. „Platz da! Weg frei!“

      Die Menschenmauer vor mir und dem seltsamen Marshal rührte sich nicht.

      „Seid ihr schwerhörig?“

      Ich drehte mich etwas um und sah, wie die Hand mit dem schweren Revolver von rechts nach links einen Halbkreis beschrieb, wie sie zitterte und die Erregung des Marshals verriet.

      „Soll ich den Weg freischießen?“ Jones’ Stimme drohte sich zu überschlagen.

      Ich knallte ihm die Handkante aufs Handgelenk und wirbelte herum.

      Die Menge schob sich hinter mir dichter zusammen.

      Ich versetzte Jones’ herumliegendem Revolver einen Tritt. Er flog bis zu den links von mir stehenden Männern. Einer hob ihn auf und versenkte ihn in der noch halbvollen Regentonne an der Ecke des Schuppens.

      „Wenn Sie jetzt nicht augenblicklich das Feld räumen, lasse ich Sie im höheren Interesse der Wells Fargo in Gewahrsam nehmen!“, drohte Henry Duncan.

      Jones klappte der Unterkiefer herunter.

      Die Männer der Agentur zeigten Anstalten, die Drohung Henry Duncans in die Tat umzusetzen.

      Da stürzte Jones an der Regentonne vorbei, flankte über den Zaun zum nächsten Anwesen und verschwand.

      Ich schaute dem Mann nach, wandte mich um und wollte zur Gasse zwischen den Gebäuden.

      Duncan und seine Männer vertraten mir den Weg.

      „Wir wollen noch einmal gemeinsam nachdenken, ob es nicht einen anderen Weg gibt“, sagte Duncan. „Das Ultimatum ist verstrichen. Die Banditen haben es nicht mehr erneuert. Lassen Sie uns nachdenken.“

      „Gut“, sagte ich. „Aber lasst mich das Haus sehen.“

      Der Ring öffnete sich. Ich erreichte die Schuppenecke und spähte hinüber. Es blieb unheimlich still in meinem Haus. Völlig offen blieb für uns, wie die Banditen auf den Feuerüberfall des Marshals reagieren würden, oder was im Haus indessen geschehen war.

      „Es muss noch eine andere Lösung als Ihren Opfertod geben“, sagte Duncan eindringlich dicht hinter mir. „Es sind doch nur drei Banditen, Carringo! Mit denen müssten wir auch anders fertig werden.“

      25

      Titus Lancaster saß zurückgelehnt im Einspänner, beide Hände auf einen Stock mit Silberknauf zwischen seinen Beinen gestützt.

      Napoleon lenkte den leichten Kutschenwagen zur Bahnstation und hielt auf dem Platz davor. „Soll ich Sie anmelden, Sir?“

      „Das werde ich selbst erledigen.“ Lancaster stieg aus. „Warte auf mich.“

      „Ja, Sir.“

      Lancaster schwang seinen wertvollen Stock, schob das Fenster in der Nebentür damit nach oben, und schlug kräftig auf den kleinen Sims darunter.

      Ein Beamter mit schwarzen Stulpen über weißgrauen Hemdsärmeln und einer runden Nickelbrille vor den Augen wandte sich drinnen am Stehpult um.

      „Ist Preben Caine anwesend?“, schnarrte Lancaster scharf und befehlsgewohnt.

      „Ja, Sir.“ Der Beamte dienerte und legte den Federhalter neben das Tintenfass.

      „Öffnen Sie!“ Lancaster stieß den Stock ungeduldig gegen die Tür.

      „Sofort, Sir!“ Der Beamte suchte nach einem Schlüssel, fand ihn schließlich, eilte zur Nebentür, schloss sie auf und verneigte sich wie ein Untergebener.

      Lancaster schritt würdevoll, dabei aber hart auftretend vorbei und stieß den Stock mehrfach pochend auf den Boden. „Wo finde ich Preben Caine?“

      „Ich führe Sie zu ihm, Sir.“

      „Gut.“ Lancaster ließ den Mann an sich vorbei und folgte ihm.

      Der Gesuchte befand sich in seinem Dienstzimmer in den Wells-Fargo-Räumen des Bahnhofes. Er verwaltete die Postkutschenstation und zugleich das Expresswesen der Railroad. Caine war ein mittelgroßer, korpulenter Mann von fünfundvierzig, dessen Haar sich so stark lichtete, dass er schon selbst damit rechnete, im nächsten Jahr mit einer Glatze herumzulaufen. Er galt in Phoenix als außerordentlich fleißig und korrekt. Allerdings sagten ihm nicht nur böse Zungen nach, dass er auch reichlich bieder und einfältig wäre und komplizierte Denkvorgänge nicht in seinen Kopf passten.

      „Sir.“ Der mittelgroße Agenturleiter sprang hastig hinter seinem Schreibtisch auf und verneigte sich mehrmals. „Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?“

      Der Beamte aus der Expressstation schloss hinter dem Gast die Tür und entfernte sich.

      „Bitte, nehmen Sie doch Platz!“ Caine deutete auf einen Ledersessel vor seinem massigen Schreibtisch.

      „Danke.“ Lancaster setzte sich und klopfte mit dem Ende des Stocks auf die Schreibtischkante. „Ich hörte, der Zug sei überfallen worden.“

      Caines Gesicht wurde faltig. Bekümmert nickte er und sank in seinen Sessel. „In der Tat, das geschah, Sir. Gestern.“ Er beugte sich vor. „Aber darf ich fragen, warum Sie daran interessiert sind?“

      „Das dürfen Sie, Mister Caine.“ Lancaster zog ein zweimal gefaltetes Schreiben aus der Innentasche der Anzugjacke.

      Caine reckte den Kopf.

      „Eine Empfangsbescheinigung, Mister Caine. Und zwar in Eureka, Nevada von der Wells-Fargo-Agentur ausgestellt. Ich gab dort eine Kassette mit Wertpapieren zum Transport an die Ostküste auf.“ Lancaster legte dem überraschten Beamten die Empfangsbescheinigung vor die Nase.

      Caine runzelte die Stirn, während er das Papier studierte. „Aktien, Wertpapiere und Pfandbriefe“, murmelte er.

      „Ganz recht.“

      „Mein Gott, eine Kassette!“ Caine stand auf. „Eine Kassette wurde aus dem Tresor im Expresswaggon entwendet!“

      Lancaster blickte ihn nur an.

      Caine setzte sich wieder, prüfte das Datum, an dem die Sendung in Eureka aufgegeben worden war und sah erst dann den angegebenen Wert.

      „Zweihundertfünfzigtausend

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