Omnipotens. Thorsten Klein

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Omnipotens - Thorsten Klein PSYCHE

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lebte. Er lag in seinem Schlafzimmer. Sah aber furchtbar krank aus. Soweit also alles in Ordnung. Nur mühsam konnte er den Genossen Wissarew zu sich heranwinken. Auch das war ein gutes Zeichen.

      Weniger gut war, dass Alexandra und Michael bereits im Vorzimmer saßen. Die waren also vor ihm beim Genossen Bolschoi gewesen. Was hatten die ausgeheckt? Wissarew ging ans Krankenbett des Genossen Wladimir Iljitsch und der Posten schloss die Tür des Schlafzimmers, so dass die beiden Revolutionäre allein waren.

      „Alexandra hat gesagt, ich hätte nur noch ein paar Minuten, die ich sprechen kann. Eigentlich wäre ich bereits tot, hat sie behauptet. Aber sie konnte mir eine Medizin geben, die mich noch so lange am Leben lässt, bis ich alles Wichtige geregelt habe. Mit Michael habe ich bereits gesprochen. Du wirst der sein, der meine letzten Worte hört.“

      „Es ist immer der Nachfolger, der dieses Privileg hat“, hoffte Wissarew.

      Bolschoi lächelte. Sehr mühsam, aber er lächelte. „Beim Zaren mag das so gewesen sein. Du weißt das besser, du warst bei Hofe, ich nicht.“

      „Dann werde ich nicht dein Nachfolger?“

      „Die Partei wird eine kollektive Führungsspitze haben, bei der der Generalsekretär natürlich eine wichtige Rolle spielen wird. Aber er ist nur einer von mehreren Führern.“

      „War das Michaels Idee?“, fragte Wissarew.

      „Nein, es war die von Alexandra. Das Kollektiv nennt sich Politbüro. Es wird alle wichtigen Entscheidungen treffen. Kollektive Entscheidungen sind besser, als die von Einzelpersonen, hat sie vorgeschlagen. Das leuchtet sogar mir ein und du wirst es auch verstehen“, erklärte Bolschoi.

      Wissarew würde also weiterhin Macht in diesem Land ausüben können. Wenn auch nicht als einziger. Aber die Zukunft war ja noch offen. Die würde er ohne Bolschoi gestalten. Dessen Tod gab ihm Zugriff auf die alleinige Macht. Und diese Macht blieb immer bei dem, der sie zu fassen und zu handhaben verstand. Darin war Wissarew viel besser, als Alexandra und Michael es je sein würden.

      Der Genosse Bolschoi reichte ihm die Hand. Wissarew ergriff sie. Er zog den alten Revolutionär zu sich heran. Um ihn zu umarmen. Viel lieber hätte er ihm einen Dolch in den Rücken gerammt, um die Sache endlich zu Ende zu bringen.

      Als er aber das kurze Zucken spürte und merkte, wie schwer der fremde Körper plötzlich wurde, wusste er, der Dolch war nicht mehr nötig.

      Intermezzo 1

       Nicht außerhalb, nur in sich selbst soll man den Frieden suchen. Wer die innere Stille gefunden hat, der greift nach nichts, und er verwirft auch nichts.

       Siddhartha Gautama (563 v.Chr. – 483 v.Chr.)

      Ort: Terra Nostra, Pembroke Castle

       Catarina Velare kämpfte.

       Gegen den schwarzen Herzog und Guillaume Le Marechal.

       Natürlich gegen beide gleichzeitig. Der Kampf wäre sonst im höchsten Maße unfair gewesen. Für Catarinas Gegner. Die beiden Herren waren schwer damit beschäftigt, sich der Angriffe Catarinas zu erwehren.

       Alle MindScriptProjektionen zeigten die Kämpfe von Vollbürgern immer in einer sehr, sehr langsamen Zeitlupe. Um dem Chronisten überhaupt die Möglichkeit zu geben, diese zu verfolgen. In dieser Zeitlupe kämpften die drei mehrere Stunden gegeneinander. In Echtzeit nur mehrere Minuten.

       Der Herzog und sein Mitkämpfer waren danach trotzdem außer Atem, während bei Catarina weder Schweiß noch beschleunigte Atmung zu erkennen war.

       „Mein Gott, hatte der eine Angst um dich, dass er dich zu so einer Kämpferin gemacht hat“, war das einzige Kompliment, welches der Herzog japsend von sich geben konnte.

       „Er hat gesagt, ich müsste die allerbeste Kämpferin werden, damit er in Ruhe seinem Tod entgegengehen kann,“ bestätigte sie.

       „Wirst du Unterricht geben?“, fragte der Chevalier, während er sich das Gesicht abtrocknete. „Das wäre eine gute Idee. Wir hätten dann weniger zu tun. Bei dir würden sie nämlich Schlange stehen. Selbst die alten Hasen könnten noch was von dir lernen.“

       „Ich soll unterrichten? Ich glaube, das kann ich nicht. Ich weiß, was mir Richard alles beigebracht hat. Aber ich wüsste nicht, wie ich das anderen beibringen sollte.“

       „Ich glaube, den meisten würde es genügen, wenn du ein paar Minuten mit ihnen kämpfst. Sie würden dann rasch selber merken, was sie noch lernen müssen“, beruhigte sie der Herzog. Er fand den Vorschlag auch akzeptabel. Alexandras Heilung und der Tod Richard Kummers hatten für viel Freizeit beim Hohen Rat gesorgt. Die wollte er sich nicht durch mehr Unterricht versauen.

       „Ihr könnt froh sein, dass ich eurer Bitte um einen Zweikampf nachgekommen bin. Ich habe auf Psyche so viel zu tun, dass ich nur noch selten auf Terra Nostra weile.“

       „So viel zu tun? Du suchst immer noch nach Richard?“, fragte der Chevalier, ohne dabei auszusprechen, was er dachte.

       Der Herzog hatte natürlich keine Probleme damit, auszusprechen, was Le Marechal nur dachte: „Den musst du nicht suchen. Richard Kummer ist tot. Definitiv.“

       „Das weiß ich doch“, antwortete Catarina, mit jener Natürlichkeit, die ihr immer eigen war. „Aber ein so starker und ausgeprägter Geist verschwindet nicht einfach so aus dieser Welt. In irgendeinem Körper wird er sich manifestieren.“

       „Hat er dir das gesagt?“, fragte der Herzog misstrauisch und dachte dabei: Dieser Spielverderber, so etwas zu verraten. Der konnte sein Liebchen einfach nicht in Trauer zurücklassen.

       „Selbstverständlich. Wir haben oft von seinen Besonderheiten gesprochen. Er war der erste Vollbürger der Erde, stimmt´s?“

       Der Herzog korrigierte: „Er war einer der ersten Vollbürger auf der Erde, das ist richtig. Über die Fähigkeiten von Vollbürgern zur Seelenwanderung hat er die ersten wissenschaftlichen Arbeiten verfasst. Die meisten Fakten darin waren sogar richtig.“

       „Also muss ich nur jenen Menschen finden, dessen Seele am meisten der Seele Richard Kummers gleicht. Dann habe ich ihn wiedergefunden.“

       „Das wäre zumindest eine passende Möglichkeit, mit deiner Trauer fertig zu werden“, stimmte der Chevalier zu.

       „Welche Trauer?“, fragte Catarina zurück und zeigte dabei nicht nur ihr hellstes Lachen, sondern auch helle Haare und eine helle Haut. Es ging ihr sichtbar gut. „Ich weiß, dass er noch lebt, und ich bin mir sicher, ich werde ihn wiederfinden.“

       Mit diesen Worten verschwand sie in der RaumZeit, zwei verblüffte Männer zurücklassend.

       „Die Kleine ist erwachsen geworden“, konnte der Herzog seine Anerkennung nicht verschweigen.

       „Das musste sie auch werden“, stimmte der Chevalier zu, „schließlich hat sie Großartiges vor.“

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