Das Krimi All Star Jahrbuch 2020: 7 Romane. A. F. Morland

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Das Krimi All Star Jahrbuch 2020: 7 Romane - A. F. Morland

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die Garderobe herangepirscht, und ich war einfach zu blöd gewesen, um zu bemerken, was gespielt wurde.

      Aber wer rechnete auch mit so etwas?

      Nicht einmal ein Westernautor, dessen Romane nur so nach Pulverdampf riechen!

      Er spannte den Hahn, und es machte wirklich klick!, so wie ich das in meinen Stories immer behauptete. Und das flaue Gefühl in der Magengegend, das man bekommt, wenn man in eine blanke Revolvermündung blickt, war auch echt.

      Hartmut packte die Waffe mit beiden Händen und hielt sie in Höhe meines Kopfes. Unglücklicherweise zitterten seine Hände auch noch.

      "Schön ruhig!", zischte Hartmut und nahm den Parka vom Haken.

      Jake McCord griff zur Hüfte und riss blitzartig den Peacemaker heraus.

      Sein Gegenüber hatte noch nicht einmal den Finger krumm gemacht, da hatte McCord schon geschossen.

      Sein Gegner schrie auf, als ihm die Kugel in den Arm fuhr. Die Wucht des Geschosses riss ihn herum. Er wollte den Revolver noch einmal hochreißen, aber der Arm gehorchte ihm nicht mehr. Und als er in McCords ruhige, dunkle Augen sah, da wusste er, dass keinen Sinn mehr hatte.

      "Du kannst froh sein, an einen guten Schützen geraten zu sein und nicht an einen Stümper!", knurrte McCord düster. "Sonst wärst du jetzt nicht mehr am Leben!"

      Ich stand wie angewurzelt da und tat gar nichts, während sich Hartmut an mir vorbeischlich. Er hatte zwar die Waffe, aber ich hatte fast den Eindruck, dass er trotzdem nicht weniger Angst hatte als ich.

      "Bleib, wo du bist, oder ich blas‘ dich um, hörst du!"

      Es war wieder dieselbe Panik in seinen Augen wie bei unserer ersten, flüchtigen Begegnung.

      Ich nickte leicht. Aber ich hütete mich, irgendetwas zu sagen. Irgendwie erschien mir mein Gegenüber im Moment einer guten Portion Nitroglycerin zu gleichen, die schon explodieren konnte, wenn man sie streng ansah.

      Er machte die Tür auf und stürzte hinaus, als ob der Teufel hinter ihm her sei.

      Ich hörte mich selbst ausatmen, als er weg war. Auf meiner Stirn stand inzwischen auch Schweiß.

      Draußen hörte ich jemanden einen Wagen starten und mit aufbrausendem Motor davonfahren.

      28

      Eigentlich hatte ich mich auf schnellstem Wege davonmachen wollen, aber als ich durch die Wohnungstür ging, hörte ich hinter mir die Rote fragen: "Glaubst du wirklich, dass Hartmut zwei Menschen umgebracht hat?"

      Ich zuckte die Achseln und drehte mich halb herum.

      "Immerhin hat er einen Revolver und eines der Opfer wurde erschossen."

      "Revolver?"

      "Er hat ihn mir gerade unter die Nase gehalten."

      "Das ist eine Gaspistole. Hartmut ist ein bisschen ängstlich, deswegen hat er das Ding bei sich. Ich habe ihm auch schon gesagt, dass ein Elektroschocker viel besser sei."

      Ich lachte heiser. "Gaspistole?"

      "Ja."

      "Hat er dir das erzählt, ja?"

      "Ja."

      "Es war eine scharfe Waffe, da bin ich mir sicher. Ich kenne mich ein bisschen damit aus."

      "Bist du ein Waffenfreak oder so?"

      "Nein. Kriegsdienstverweigerer."

      "Du spinnst."

      "Schon möglich."

      "Was?"

      Ich ließ sie stehen. Und als ich dann hinter dem Steuer meines Fiat saß, fragte ich mich, was ich von der ganzen Sache halten sollte.

      Vielleicht war er's!, dachte ich. Zumindest das mit Annette Friedrichs. Bei dem Mord an Lammers war ich mir nicht mehr sicher.

      Sicher war nur, dass ich Hartmut Werneck fürs Erste verloren hatte.

      Nein, dachte ich, irgendwie ergab die Geschichte noch keinen richtigen Sinn. Jedenfalls nicht so, wie ich sie mir zurechtgelegt hatte. Irgendein ganz entscheidendes Teil fehlte noch im Puzzle.

      In meinem Kopf drehte sich alles. Als ich bei einem Kiosk vorbeikam, hielt ich an und stöberte etwas im Blätterwald herum. Ich mache das regelmäßig, um auf dem Laufenden zu bleiben. Im Moment machte es ich vor allen Dingen, um mich etwas abzulenken.

      29

      Am nächsten Morgen rief ich in der Praxis von Dr. Dörkheim an. Eine Sprechstundenhilfe säuselte im Sopran ihren Standard-Spruch, und ich stellte mich als Hartmut Werneck vor.

      "Ja, bitte, Herr Werneck?"

      "Könnten Sie mal nachsehen, ob ich am zweiundzwanzigsten dieses Monats bei Ihnen einen Termin hatte?"

      "Das kann ich schon, aber ..."

      Ich musste schleunigst meine Süßholzraspelmaschine in Gang bringen, um ihren Einwänden den Wind aus den Segeln zu nehmen, bevor sie sie ausgesprochen hatte.

      Und so unterbrach ich sie: "Ja, ich weiß, dass das etwas seltsam klingen muss. Aber, sehen Sie, ich habe an dem Tag etwas Wichtiges verloren, weiß aber nicht mehr genau, wo ich an dem Tag war!"

      "Ich verstehe."

      "Sie würden mir wirklich sehr helfen!"

      Ich hörte sie blättern. "Am zweiundzwanzigsten? Da waren Sie hier. 15.00 Uhr."

      "Bis wann?"

      "17.00 Uhr."

      "Danke. Sie haben mir sehr geholfen."

      "Was haben Sie denn verloren?"

      "Den Schlüssel für mein Bankschließfach. Aber wenn ich um 17.00 nicht mehr bei Ihnen war, muss ich ihn woanders verloren haben."

      "Tut mir leid."

      "Sie können ja nichts dafür." Ich hängte ein.

      In der Zeit, in der Lammers vermutlich gestorben war, hatte Hartmut auf einer Couch gelegen. Blieb noch der Verdacht, dass er Annette Friedrichs getötet hatte. Dass er zur Tatzeit am Tatort gewesen war, war eine Tatsache, und deshalb sträubte ich mich gegen den Gedanken, dass er nur das Erpressungsopfer, aber nicht der Mörder war.

      Es half nichts. Hartmut war mir durch die Lappen gegangen und vermutlich fürs Erste unauffindbar. Leider gab es wohl niemanden, der ihn für mich suchen würde. Diese Spur war tot, solange Hartmut untertauchte − und wahrscheinlich hatte ich ihn so erschreckt, dass es eine ganze Weile dauern würde, ehe er sich wieder hervorwagte. Und falls ich den Super-Pech-Jackpot geknackt hatte, dann pumpte er seinen Vater um ein paar Scheine an und nahm den nächsten Flieger

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