Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte. Pete Hackett

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Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett

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Vorsehung trieb ihn. Das Rauschen des Nachtwindes im Ufergebüsch mutete ihn an wie höhnisches Gelächter. Und er hatte plötzlich das Empfinden, dass ihm die Schlingen und Schläge eines tückischen Schicksals nach und nach den Todesstoß versetzten.

      *

      Flint Dexter kroch an der Längsseite des Ranchhauses entlang. Immer wieder hielt er an, um zu wittern wie ein jagender Puma. Aus dem Fenster in der Giebelseite spuckte mit monotoner Gleichmäßigkeit ein Gewehr Feuer, Rauch und Blei. Bei jedem Aufglühen des Mündungsfeuers wurde das Fensterrechteckt für einen Sekundenbruchteil aus der Dunkelheit gerissen.

      Dexter vermutete Harrison an diesem Fenster. Er hatte das Gewehr zurückgelassen. Sein Colt steckte im Holster. Vorsichtig bewegte er sich weiter. Über ihm harkten Geschosse in die Wand. Querschläger quarrten grässlich. Der Lärm war ohrenbetäubend und nervenzermürbend. Der ätzende Geruch von verbranntem Pulver lag in der Luft und der Nachtwind vermochte ihn nicht zu vertreiben.

      Der Vormann hatte keine Angst, von den Kugeln seiner Begleiter getroffen zu werden. Er hatte dem Sheriff seinen Plan unterbreitet, und dann ging es von Mund zu Mund, dass sich Dexter Einlass ins Haus verschaffen wollte und dass sie ihre Kugeln so platzieren sollten, dass er auf keinen Fall gefährdet war. Also klatschten die Bleistücke hoch über ihm in die Hauswand und gefährdeten ihn nicht. Und sie erzielten den Effekt, den sie erreichen sollten: Tex Dooley und Slim Winslow hatten nur Augen für die Mündungslichter, die zwischen den Gebäuden oder hinter irgendwelchen Deckungen lohten.

      Der Sheriff war auf Flint Dexters Vorschlag eingegangen, denn er wollte dem sinnlosen Kampf ein Ende bereiten. Er hatte dem Vormann das Versprechen abgenommen, nur zu schießen, wenn es sich nicht umgehen ließ – nur wenn Harrison nicht Vernunft annehmen sollte und es die Notwehrsituation erforderte.

      Dexter hatte keine Skrupel, es dem Sheriff in die Hand zu versprechen. In Wirklichkeit aber wollte er nur töten. Er erreichte die Tür, richtete sich vorsichtig auf, seine Hand ertastete den Türknopf. Er drehte ihn. Langsam schwand die Tür nach innen auf. Dexter stand in dem engen, stockfinsteren Flur, der die beiden Wohnräume voneinander trennte. In dem Raum rechterhand befand sich der Schütze, den der Vormann für Harrison McQuinn hielt.

      Dexter wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er konnte den Eingang zu dem Raum ausmachen. Seine Hand legte sich auf die Türklinke. Krachend flog die Tür auf.

      Als Tex Dooley die Gefahr erkannte und die Sekunde, die zwischen Erkennen und Begreifen liegt, überwunden hatte, war es für ihn zu spät. Der Mann auf der Schwelle schoss in rasender Folge. Der Oldtimer, der noch halb her­umgewirbelt war, spürte die Einschlä­ge in seinem Körper, ächzte und tau­melte. Krampfhaft versuchte er, die Winchester abzudrücken. Aber aus seinem Körper floh bereits das Leben. Seine Waffe fiel zu Boden. Wie durch Nebel nahm Dooley den großen Mann in der Tür wahr, dunkel und drohend. Und dann hauchte Tex Dooley sein Leben aus. Er sank zu Boden, streckte sich, seine Gestalt erschlaffte.

      Flint Dexter ließ die Hand mit dem Colt sinken. Mitleidlos und ohne jede Re­gung starrte er auf die reglose Gestalt am Boden. Dann stieg er über den Toten hinweg und trat neben das Fenster. Er brüllte: „Aufhören! Ich habe McQuinn. Der Narr schoss auf mich. Nun, es ist nicht zu ändern.“

      Der Lärm riss ab. Nur noch vereinzelte Schüsse fielen. Und schließlich schwiegen die Waffen. Dexter riss ein Streichholz an. Vager Lichtschein breitete sich aus und geisterhafte Reflexe zuckten über den Mann am Boden hinweg.

      Flint Dexter durchrann es wie ein Stromstoß. Unwillkürlich entfuhr ihm ein lästerlicher Fluch. „Gottverdammt!“

      Er sah nur die grauen Haare und wusste, dass er einen von Harrisons Cowboys erschossen hatte. Draußen erklang die barsche Stimme des Sheriffs: „Was für ein Teufel hat euch geritten, Winslow, als ihr – du und Dooley -, die Waffe nahmt, um einen Mordverdächtigen vor dem Gesetz zu beschützen. Weißt du, was das heißt? Weißt, was für eine Strafe darauf steht?“

      „Du verblendeter Narr!“, keifte Slim Winslow. „Merkst du denn nicht, dass du dich zum Werkzeug der B.R. machst?“

      Flint Dexter ließ das Schwefelholz fallen, als er sich fast schon die Finger verbrannte. Er stieß mit einer wütenden Bewegung seinen Colt ins Holster, dann ging er hinaus. Die Männer aus der Stadt und von der Brazos River Ranch hatten sich im Hof versammelt. Einige Fackeln loderten und verbreiteten trüben Lichtschein, der jedoch schon wenige Yards im Umkreis endete.

      Vor der Eingangstür blieb Dexter stehen. Er ließ seine metallische Stimme erklingen: „Die beiden alten Narren haben sich für McQuinn geopfert! Drin liegt Dooley. Ich musste ihn in Notwehr erschießen. Sie haben Harrisons Flucht gedeckt.“

      Er setzte sich wieder in Bewegung und näherte sich dem Pulk, der sich um Slim Winslow herum zusammengerottet hatte.

      Sheriff Jim Hickock stieß hervor: „Heraus mit der Sprache, Winslow. Wohin ist McQuinn geflohen?“

      „Keine Ahnung“, näselte der Oldtimer. Das unwirkliche Licht, das die Fackeln verbreiteten, schien die Linien und Furchen in seinem Gesicht zu vertiefen. Im ständigen Wechselspiel von Licht und Schatten funkelten seine Augen wie Glasstücke.

      Obwohl Slim Winslow alles andere als ein Angsthase war, spürte er angesichts der versteinerten, unversöhnlichen Mienen ringsum doch ein mulmiges Gefühl. Es bereitete ihm fast körperliches Unbehagen. Nach außen hin aber zeigte er sich furchtlos und unerschrocken.

      „Wir können es aus ihm herausprügeln!“, fauchte einer der Männer im Pulk.

      Flint Dexter war heran. „Ein Pferd konnte sich McQuinn nicht nehmen“, gab er zu verstehen. „Er musste zu Fuß fliehen. Die nächste Farm ist die von Ben Walker. Fünf Meilen den Fluss hinunter. Und er hat allenfalls eine Viertelstunde Vorsprung. Mike, Hank und Joe, holt unsere Pferde. Wir folgen ihm.“

      Die drei Aufgerufenen eilten davon und verschwanden in der Dunkelheit.

      An den Sheriff gewandt sagte Dexter: „Sperr Winslow ein, Hickock. Er hat mit der Waffe in der Faust die Flucht eines Mörders gedeckt und wird sich vor Gericht verantworten müssen. Kümmert euch auch um den Toten im Haus. Die Arbeit mit McQuinn nehmen meine Männer und ich euch ab. Wir liefern ihn bis zum Morgengrauen bei dir ab, Sheriff. So oder so. Es wird ganz an ihm liegen.“

      Sekundenlang hing Schweigen zwischen Dexter und dem Sheriff. Es war, als müsste Hickock die Antwort auf dieses Ansinnen erst in seinem Kopf vorformulieren. Schließlich erwiderte er schroff: „Es ist genug Blut geflossen, Dexter. Außerdem ist McQuinns Schuld nicht erwiesen. Sicher, der Anschein spricht gegen ihn, der Beweis allerdings ist nicht erbracht. Und solange er nicht schuldig gesprochen ist, gilt er vor dem Gesetz als unschuldig. Darum reite ich mit euch, damit Recht und Ordnung gewahrt werden, falls euch McQuinn in die Hände fällt.“

      „Du traust uns also nicht!“, schnarrte Dexter. Seine Worte fielen wie Peitschenhiebe. „Ist die Saat, die McQuinn in deinen Verstand gestreut hat, aufgegangen? Denkst auch du, dass wir von der B.R. Dreck am Stecken haben? Sprich es schon aus, Hickock! Der Verdacht, den McQuinn äußerte, ist bei dir auf fruchtbaren Boden gefallen.“

      Er nahm eine herausfordernde Haltung ein – eine Haltung, die ebenso herausfordernd war wie seine Worte.

      „Ich vertrete das Gesetz“, antwortete Hickock fast gelassen. „Und ich dachte darauf, dass alles mir rechten Dingen zugeht. Was ich denke und glaube, das musst du schon meine Sache sein lassen, Dexter.“

      Der Sheriff wandte sich nach diesen Worten ab. Er rief: „Harrison, Turner und Tucker,

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