Münchner Gsindl. Martin Arz

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Münchner Gsindl - Martin Arz

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nieder. »Hui!«, machte die Alte. Putzi bellte und watschelte zu der Stelle, an der der Pfau gescharrt hatte.

      »Mei«, rief die Alte. »Da hat wieder jemand seinen Müll hingeschmissen. Des seh ich doch von hier. So eine Schande! Des san Zeiten. Des hätts früher ned gem.«

      »Früher hats offenbar gar nix gem«, sagte Pfeffer.

      »Was? Was erlauben Sie sich. Komm her, Putzi, Geh weg da! Da holst du dir sonst noch was. Da, sengs des? Müll!«

      Max Pfeffer ging den Kreuzweg hinauf zum Hund, der hinter einer Stele schnupperte und dann hinschiss. Neben der Stele lag tatsächlich ein blaues Bündel. Eine blaue Strickjacke, Jeans und darunter rote Turnschuhe. Der Hund zerrte knurrend an der Strickjacke und schleifte sie schließlich Richtung Frauchen, die »Pfui, Putzi! Pfui!« keifte.

      »Nehmen Sie jetzt Ihren Hund an die Leine«, sagte Pfeffer. Die Frau überhörte ihn geflissentlich. Dann sah Max Pfeffer neben dem Häufchen Hundekot eine Hand. Sie schimmerte weiß aus dem Grün. Er schob das dichte Unkraut zur Seite. An die Rückseite der Stele gelehnt, saß eine junge Frau. Nackt und tot. Pfeffer berührte ihren Hals mit drei Fingern, noch warm. Er prüfte schnell die Vitalfunktionen. Nichts. Definitiv tot, wenn auch erst seit wenigen Minuten …

      Der Jogger!

      Pfeffer wirbelte herum, stolperte beinahe über Putzi, der nun die Hose in Richtung Frauchen wegzerrte.

      Pfeffer sprang über den Hund und rannte zum Hauptweg. Keine Chance! Inzwischen war München erwacht und zahlreiche Jogger waren in Sichtweite, aber keiner schien auf der Flucht oder war so gekleidet, wie Pfeffer sich einbildete, es sich gemerkt zu haben. Der Läufer hätte in jede Richtung davonrennen können. Auch über die Brücke rüber nach Sendling.

      »Fuck«, fluchte Pfeffer laut. Dann trabte er zurück, schnappte sich schnell ein Bein der Hose, die Putzi wegschleppte, und zog ruckartig daran. Der Hund ließ nicht los. Pfeffer riss die Hand in die Höhe, der Hund hing nun in die Hose verbissen in der Luft.

      »Herrschaftszeiten, was machen Sie mit meinem Putzi, Sie Tierquäler!«, kreischte die Alte. »Polizei! Lassens meinen Putzi in Ruhe, Sie ausgschamter Mistkerl, Sie!«

      »Rufen Sie jetzt sofort Ihren Hund zu sich!« Pfeffer trug die Jeans mit dem daran baumelnden Hund zum Hauptweg vor, er schüttelte die Hose, und als das nichts brachte, packte er den Hund im Genick, drückte ein wenig zu, bis das Tier locker ließ, auf den Boden plumpste und zu seinem Frauchen trabte.

      »Polizei!«, schrie die Alte wieder. »Tierquäler!«

      Max Pfeffer holte sein Smartphone aus der Halterung am Oberarm, stoppte die Playlist und rief seine Kollegen an.

      2

      »Scheiße!«, fluchte Hauptkommissarin Annabella Hemberger. Sie versuchte den Hundekot, in den sie eben hineingetappt war, im Gras vom Schuh zu wischen. »Beschissene Drecksköter!« Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihre blonde Kurzhaarfrisur.

      »Und ihre Frauchen«, stimmte die Rechtsmedizinerin Doktor Gerda Pettenkofer zu. Sie wies mit dem Kopf zu der älteren Frau, die hinter dem Absperrband stand – Sabine Lobmair, die ihren übergewichtigen Hund nun auf den Armen hielt und wütend herüberfunkelte, weil weder die Hauptkommissarin noch die Rechtsmedizinerin zu überhören waren.

      »Mei«, rief die Alte, »des kann ja keiner ahnen, dass da ein totes Madl liegt! Gell? Woher soll ich des denn wissen?«

      »Schon gut«, sagte Bella Hemberger halblaut und stellte sich neben ihren Chef, Kriminalrat Max Pfeffer. Für sie, wie für die meisten anderen Anwesenden von der Kripo, bot er einen eher ungewöhnlichen Anblick. Normalerweise war Pfeffer gut bis sehr gut, zumindest aber tadellos gekleidet. Er liebte italienische Anzüge. Nun stand er durchgeschwitzt in hautenger Funktionssportwäsche da, die jeden Muskel seines durchtrainierten Körpers betonte. Kurze schwarze Shorts, nachtblaues langärmliges Shirt und darüber ein leichtes schwarzes Hoodie, denn Pfeffer zog meist die Kapuze auf, wenn er lief, um nicht zu viel Körperwärme über den Kopf zu verlieren – außer im Hochsommer. »Hey, Sexy«, hatte ihn vorhin die Rechtsmedizinerin begrüßt, gemeint nicht als Adjektiv, sondern als Spitznamen und ihm unverhohlen auf seinen wirklich repräsentabel-knackigen Hintern geklopft, so dezent, dass es kein Klatschgeräusch gab und nur die Kollegen es mitbekamen, die zufällig hingeschaut hatten. Die Pettenkoferin durfte das. Das war bekannt. Sie durfte auch Pfeffer zuflüstern: »Du wirst mir bald zu mager, Maxl. Iss mal ein bisserl mehr, sonst ists Schluss mit dem Knackhintern.« Danach kicherte sie kleinmädchenhaft, wobei ihre enorme Leibesfülle wackelte und wogte. Vom Tierpark nebenan klangen Geräusche, die anzeigten, dass die meisten Tiere inzwischen wach waren. Vor allem die Ziegen im Streichelzoo machten sich bemerkbar.

      »Das hatten wir auch noch nie«, sagte Bella Hemberger und nahm ihre Brille ab, um sie zu putzen. Sie trug eine dieser großen auffälligen Gestelle mit dickem schwarzem Rahmen, die zwar modern waren, aber die meisten Träger minderbemittelt aussehen ließen. Bella jedoch stand das Modell ausgesprochen gut.

      »Was? Ein totes Mädchen?«, fragte Gerda Pettenkofer.

      »Nein, dass einer von uns zufällig eine Leiche findet.«

      »Stimmt. Klingt nach Fernsehkrimi.«

      »Ist aber leider Realität«, sagte Pfeffer. Er hatte den Kollegen bereits zu Protokoll gegeben, was er angefasst hatte, wo er langgegangen war und was der Hund an Spuren möglicherweise zerstört hatte.

      »Mein Putzi hat sie gefunden«, rief die ältere Frau herüber.

      »Hat er nicht«, rief Pfeffer zurück. »Und ich habe Ihnen schon mehrfach gesagt, dass Sie nun bitte nach Hause gehen können. Wir haben Ihre Daten. Danke. Wiedersehen.« Er beugte sich hinunter und sah noch einmal dem toten Mädchen ins Gesicht. Durchschnittlich hübsch, zart. Die Augen halb geschlossen, der Mund leicht geöffnet. Fast wie wenn sie etwas genießen würde. Der Schmerz der brutalen Misshandlung, die es gegeben haben musste, denn davon sprach das violettrot getrocknete Blut an ihrem Unterleib, der Schrecken zu sterben – nichts davon spiegelte sich in ihrer Miene wider. Man hatte keine Hinweise auf die Identität der Toten gefunden. Bisher. Pfeffer richtete sich auf. Wenn er keine Liegestütze auf dem Weg gemacht hätte, ein paar Minuten früher hier vorbeigekommen wäre – wer weiß, dann könnte das Mädchen vielleicht noch leben!

      »Bin ich auf Droge, oder sitzt da ernsthaft ein Pfau auf dem Dach von der Hütte?« Hauptkommissarin Hemberger kratzte sich am Kopf und deutete zu dem Tier hinauf, das schon eine Weile sein prächtiges Federrad zur Schau stellte.

      »Pfau? Wo?« Die Pettenkoferin sah sich suchend um. »Also, ich seh nichts. Du, Maxl?«

      »Ich auch nicht«, spielte Pfeffer mit.

      »Ihr … also sagt mal …« Bella Hemberger stotterte verunsichert. »Da ist doch ein Pfau, Kollege?« Sie schnappte sich einen von der Spurensicherung, der ihr umgehend bestätigte, dass ein exotischer Vogel auf dem Dach der Marienklause saß.

      »Sehr witzig«, zischte sie zur Rechtsmedizinerin und ihrem Chef, die beide wie Lausbuben kicherten. Bella Hemberger verdrehte die Augen. »Ich habe schon zwei Kinder und einen Künstler als Gatten, da brauch ich euch nicht auch noch …«

      »Ich habe schon beim Zoo angerufen, während ich auf euch gewartet habe«, sagte Pfeffer. »Es war aber noch niemand da.«

      Die drei bummelten langsam zum Absperrband und kletterten aus dem gesicherten Bereich. Doktor Pettenkofer holte Zigaretten hervor. »Maxl?«

      »Ja,

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