Wie tief kann ein Engel fallen? Teil 1 und 2: Zwei Romane: Redlight Street 64/65 Doppelband. G. S. Friebel
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Читать онлайн книгу Wie tief kann ein Engel fallen? Teil 1 und 2: Zwei Romane: Redlight Street 64/65 Doppelband - G. S. Friebel страница 6
»Wenn du jetzt noch mehr trinkst, dann schließe ich dich in dein Zimmer ein. Und da kannst du toben, so viel du willst, da hört dich keiner. Ich hab wirklich keine Lust, mir durch dich Scherereien auf den Hals zu holen.«
Sie grinste ihn hämisch an.
»So weiß die Kleine also noch gar nichts von dir, mein schöner Täuberich? Für was hält sie dich denn?«
»Für einen Schauspieler!«
Wieder lachte sie gurgelnd.
»Allerhand«, sagte sie nach einer Weile. »Das ist wirklich einsame Spitze! Das muss man ja unseren Alten sagen: Als sie uns machten, da haben sie alles reingelegt. Wir sehen wirklich nicht übel aus, was meinst du?«
Wider Willen musste er lachen.
»Es hätte schlimmer sein können.«
»Ist es aber nicht«, sagte Elvira und steckte sich eine Zigarette an. »Und wenn ich diesen Bastard von Bob nicht kennengelernt hätte, vielleicht wäre ich wirklich ein Filmstar geworden.«
»Aber bestimmt hättest du dann nicht so in Geld geschwommen, wie du es jetzt tust. Von deiner Sorte laufen beim Film genug herum. Geh mal nach München, da kriegst du sie dutzendweise.«
»Möglich«, antwortete sie kühl. »Aber dann wäre ich nicht so verdorben wie jetzt.«
»Von wegen! Wenn du da was werden willst, dann musst du dich durch die richtigen Betten huren, sonst wirst du nichts. Nur mit dem Unterschied, dass sie es Liebe nennen und dich nicht mal entsprechend bezahlen. Aber jetzt hör endlich auf, von diesem Quatsch zu reden. Ich hab was anderes vor.«
»Ach so ja, die Kleine! Hab ich schon wieder vergessen. Wo hast du sie denn aufgegabelt?«
Mit wenigen Worten berichtete er ihr, wo er sie gefunden und was sie ihm von ihrem Elternhaus erzählt hatte.
»Was hast du mit ihr vor?«
»Ich will mal wieder ganz groß raus, du weißt doch. Jungfrauen gibt es nicht wie Sand am Meer. Und die hat außerdem noch den unschuldigen Blick. Wenn die nicht ankommt!«
Elvira grinste und steckte sich eine neue Zigarette an.
»Was kriege ich, wenn ich die Finger von ihr lasse und aus ihr eine perfekte Nutte mache?«
Roger hielt für einen Augenblick die Luft an.
»Was willst du?«
»Du sollst mich an deinem Geschäft beteiligen«, sagte sie eiskalt.
Roger glaubte, nicht recht gehört zu haben. »Wie bitte?«, keuchte er. »Du schwimmst doch in Geld.«
»Und? Das hindert mich nicht daran, selbst kleine Geschäfte zu machen. Von Geld kann man nie genug bekommen. Ich will mit der Kleinen sozusagen üben, verstehst du? Und wenn es klappt, ziehe ich vielleicht mal selbst so ein Geschäft auf. Wer sagt mir denn, dass dieser Halunke von Bob je wieder auftauchen darf? Im Untergrund zu leben, ehrlich, dazu hab ich nun wirklich keine Lust.«
»Solange dich Bob noch liebt, bleibt dir keine andere Wahl«, sagte er gehässig. »Der lässt sich nicht gefallen, dass man ihn betrügt.«
»Das lass nur meine Sorge sein, darum brauchst du dich nicht zu kümmern. Also, ich krieg die Hälfte davon, und du wirst sehen, wie perfekt sie ist.«
Roger starrte sie wütend an. »Andere Wünsche hast du wohl nicht, wie?«
»Nein. Und jetzt hau ab. Du hast doch eben gesagt, dass du etwas zu tun hast. Geh jetzt und lass mich mit dem Täubchen allein. Ich mach das schon!«
»Wenn du sie berührst, dann ...«
»Ich weiß schon, ich weiß schon. Hast du mir eben schon mal gesagt. Keine Sorge, ich kann mich noch im Zaume halten. Das kommt später. Ich mach mir doch nicht mein eigenes Geschäft kaputt.«
Roger ging zur Tür.
»Vielleicht ist deine Idee gar nicht so schlecht«, murmelte er. »Ich muss nur sehen, dass ich richtiges Material bekomme. Dann könnten wir vielleicht ganz groß ins Geschäft kommen und den anderen Konkurrenz bieten.«
»Jetzt fällt sogar bei meinem Brüderchen der Groschen«, grinste Elvira.
5
Die Tür war ins Schloss gefallen. Elvira und Helga waren allein in der Wohnung. Sie genehmigte sich noch einen Drink, dann drückte sie die Zigarette aus und durchquerte den Salon. Als sie vor Helgas Tür stand, klopfte sie leise an.
»Ja bitte«, hörte sie die übereifrige Stimme.
Als sie das Zimmer betrat, sah sie die Kleine vor dem Schreibtisch sitzen.
Aber sie schrieb nicht.
»So etwas habe ich mir schon immer gewünscht«, sagte sie mit einem verlegenen Lächeln und stand hastig auf.
Elvira ging näher und nahm sie jetzt gründlich in Augenschein. Obwohl sie jetzt noch sehr einfach und dümmlich wirkte, so merkte sie doch, dass man aus diesem Typ eine Menge machen konnte – mit dem entsprechendem Fingerspitzengefühl.
»Bei euch zu Hause war Luxus wohl verboten, wie?«
»Ja«, sagte Helga schnell. »Alles, was ein bisschen anders aussah, das durfte ich nicht. Was sollen denn die Nachbarn denken? Das war die ständige Ausrede meiner Eltern.«
»Jetzt wird ja alles ganz anders«, sagte Elvira. »Wenn du willst, natürlich.«
»Wenn ich will? O du mein Gott, ich habe immer davon geträumt, von zu Hause fortzugehen. Dort ist es grässlich. Aber hier?« Sie sah sich mit leuchtenden Augen um. »Ich kann es noch immer nicht glauben. Wirklich, es ist wie im Traum. Und ich verspreche Ihnen, dass Sie keine Unwürdige in Ihr Haus aufgenommen haben.«
»Moment mal«, sagte Elvira überrascht. »Was, um Gottes willen willst du denn tun?« Blitzschnell überlegte sie: Roger hat doch gesagt, sie ist vollkommen unschuldig; und jetzt spricht sie, als wüsste sie schon über alles Bescheid.
»Ich soll doch putzen«, sagte Helga. »Das hat Ihr Bruder mir gesagt, wissen Sie? Etwas anderes kann ich ja noch nicht.«
»Putzen?« Elvira lachte herzlich auf. »Aber Kindchen, dafür bist du ja viel zu schön! Aber nein, das war doch nur ein Scherz von meinem Bruder.«
Helga riss die Augen auf.
»Was?«, flüsterte sie.
»Zum Putzen haben wir unsere alte Schräder. Nein, du wirst dir deine zarten Fingerchen nicht schmutzig machen.«
So hatte noch nie jemand zu ihr gesprochen. Das ging wie Butter runter. Ihr war richtig schwindelig.
Elvira ließ sie gar nicht zur Besinnung kommen.
»Mein