Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric Balmore

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Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018 - Cedric Balmore

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des Heimwegs frischte der Wind auf. Es war nicht mehr so heiß wie am Samstag, und als sie gegen Mittag in Weyarn aßen, war dort so ein Betrieb, dass sie beide auch nur über Alltägliches redeten.

      Kurz vor München machten sie noch einmal Rast. Sie waren durch einen langen Waldweg gefahren, und hier im Schatten der mächtigen alten Bäume war es kühl und angenehm. Sie setzten sich auf einen Baumstumpf, und als sie sich etwas erholt hatten, begann Gerti Lamprecht plötzlich aus ihrer Vergangenheit zu erzählen. Von dem Mann, der Matthias’ Vater war, und wie sie ihn kennengelernt hatte. Noch einmal von Münzinger, von dem sie sehr respektvoll und freundschaftlich sprach, aber auch von anderen Kollegen, von Schwestern, und es fiel Doris auf, dass Gerti keinen einzigen schlechtmachte. Im Gegenteil. Sie sah überall nur das Gute. Und schließlich kam sie auf Wieland Graf zu sprechen.

      Da sie sich mit allen Kollegen, bis auf Professor Winter, duzte, nannte sie die auch beim Vornamen.

      „Wieland“, sagte sie, „ist ein Pfundskerl. Aber im Grunde ein armes Schwein. Dafür, was diese Frau aus ihm gemacht hat, sollte man sie einsperren. Als Arzt ist er ein Ass. Aber das werden Sie auch bemerkt haben. Nur privat herrscht bei ihm das nackte Chaos. Wissen Sie, was der brauchte?“

      Doris wusste genau, worauf Gerti hinaus wollte. „Sie wollen sagen, er braucht eine Frau. Das ist es doch, Frau Doktor Lamprecht.“

      „Doris“, sagte Gerti Lamprecht mahnend, „ich habe Ihnen doch gestern schon einmal gesagt, dass Sie den Doktor weglassen sollen. Ich lege auf diese Dinge keinen Wert. Und überhaupt. Ich als die Ältere schlage Ihnen vor, dass wir uns duzen. Einverstanden?“

      „Aber das geht doch nicht. Im Dienst ...“

      „Ach was. Der Chef hat gegen so etwas gar nichts. Er ist ganz anders, als sie denken. Nicht so hochgestochen. Kein Patriarch oder so ein Mensch gewordener Gott. Im Gegenteil. Der hätte es wahrscheinlich am liebsten, wenn wir auch zu ihm so wären, wie wir untereinander sind. Aber keiner wagt es ihm anzubieten. Eigentlich kann nur er das tun. Und vielleicht ist es wirklich nicht richtig. Aber wir untereinander, wenn wir uns gut verstehen, warum sollten wir uns nicht duzen. Also komm, sagen wir du?“

      Doris nickte. „Wenn Sie ... wenn du willst?“

      Da nahm Gerti Lamprecht Doris an den Schultern, zog sie an sich und küsste sie auf die Wange.

      Doris zierte sich erst, aber dann erwiderte sie den Kuss.

      „Also, jetzt sind wir Freundinnen“, sagte Gerti. „Und wenn ich auch Ärztin bin, das darf dich nicht stören.“

      „Es stört mich nicht, wenn es dich nicht stört“, rief Doris lachend.

      „So, und weißt du was? Jetzt hecken wir mal einen Plan aus, wie wir Wieland helfen.“

      In Doris verkrampfte sich etwas. Das war kein Thema, das sie fortführen wollte. „Ach, lass ihn doch aus dem Spiel“, sagte sie.

      „Warum?“ Gerti blickte Doris verwundert an. „Er ist doch ein prima Kerl, oder hast du nicht diesen Eindruck.“

      „Doch. Ich arbeite gern mit ihm zusammen, weil er ein guter Arzt ist. Aber ich mag den Mann nicht in ihm sehen. Und ich möchte nicht, dass er in mir eine Frau sieht. Verstehst du, was ich meine?“

      „Du kleines Schäfchen. Ist es dir etwa so ergangen wie ihm?“

      „In gewisser Weise ja. Im Grunde ist es das, was uns beide verbindet“, gab Doris zu. „Aber ich möchte nicht, dass wir darüber sprechen. Es ist eine frische Wunde. Sie ist noch nicht richtig verheilt. Und es ist eine Privatsache.“

      „Rede doch nicht solchen Stuss! Du brauchst doch einen Menschen, mit dem du darüber sprechen kannst, um es loszuwerden. Sonst wirst du es nie los. Was willst du nur damit sagen? Du bist doch geschieden von deinem Mann. Oder hast du noch immer ...“

      Doris schüttelte den Kopf. „Nein. Er hat mir zwar dieser Tage einen schwachsinnigen Brief geschrieben, da geht es um irgendwelche Eigentumsgeschichten, die noch von der Scheidung herrühren. Aber ich bin mit ihm fertig. Ich frage mich heute, wie es möglich war, den Mann überhaupt geheiratet zu haben. Aber es ist passiert, und ich habe es hinter mir.“

      „Und Wieland? Wäre das kein Mann für dich?“

      „Bitte! Wenn du willst, dass wir noch weiter miteinander reden, dann aber bitte nicht über das!“, erklärte Doris entschieden. „Hier verstehe ich keinen Spaß. Ich möchte mit ihm arbeiten, aber nicht mehr. Von Männern habe ich vorläufig die Nase voll.“

      „Aber du kannst sie doch nicht alle in einen Topf werfen. Sieh mal, ich habe auch mit Männern Pech gehabt. Aber deswegen lehne ich doch die Männer nicht insgesamt ab“, erklärte Gerti. „Verstehst du, was ich damit meine?“

      „Ich verstehe sehr gut, was du damit meinst. Aber ich habe Angst, eine Wiederholung zu erleben. Am Anfang sind sie alle unheimlich nett. Und dann geht es los. Ich kenne keinen einzigen Mann, der anders wäre, jedenfalls nicht in dieser Beziehung.“

      „Aber wir sind doch auch nicht immer von unserer Schokoladenseite zu betrachten. Wenn du mal mit einem Menschen zusammen bist, ergibt es sich einfach, dass er an dir Seiten kennenlernt, die nicht so schön sind. Das muss man eben tolerieren. Das wird immer so sein, wenn Menschen sich näher kennenlernen. Ich werde an dir auch nicht so günstige Eigenschaften kennenlernen. Und du an mir. Es fragt sich nur, wie stark die Sympathie ist, die wir füreinander empfinden. Das hat im Grunde gar nichts mit einer Ehe zu tun. Das passt immer, wenn Menschen zusammen sind. Wenn sie längere Zeit zusammen sind. Verstehst du?“

      Doris nickte. „Trotzdem“, sagte sie. „Es ist für mich kein Thema.“

      „Willst du damit sagen, dass du die Männer generell ablehnst? Dass du nie wieder mit einem Mann zu tun hast? Du lieber Himmel, du bist doch eine Frau. Du hast doch Empfindungen. Es muss doch Momente geben, wo du dich nach einem Mann sehnst.“

      „Ich habe jedenfalls bis jetzt keinen vermisst“, behauptete Doris.

      Gerti war zu intelligent, um in diesem Punkte weiter zu bohren. Sie erhob sich, lächelte zu Doris herab und frage: „Wollen wir weiter? Oder möchtest du dich noch was ausruhen.“

      „Nein, nein. Den schlimmsten Muskelkater hatte ich heute Morgen. Aber das ist ausgestanden. Trotzdem bin ich froh, wenn wir wieder in München sind. Für den Anfang war das eine ganz schöne Tour.“

      „Hast dich jedenfalls tapfer gehalten, Doris. Und jetzt auf die Räder und ab! Wir haben ja nicht mehr weit. Wenn wir nach Hause kommen, koche ich uns eine schöne Tasse Kaffee. Kommst du zu mir?“

      „Und wenn du zu mir kämst?“, fragte Doris.

      „Einverstanden. Fahren wir zu dir. Ich möchte gerne mal deine Wohnung kennenlernen. In dieser Gegend wollte ich einmal eine Eigentumswohnung kaufen. Ich habe es dann doch nicht getan. Das wäre für Matthias zu weit in die Schule gewesen,“

      Doris wusste nicht einmal, wo Gerti Lamprecht jetzt wohnte. Sie fragte danach.

      „Keine hundertfünfzig Meter von der TANNENHOFKLINIK entfernt. Ich habe es gut, nicht wahr? Also komm, jetzt fahren wir weiter.“

      Sie radelten dann in die Stadt hinein zu Doris. Alles, wonach sich Doris sehnte, war eine heiße Dusche. Und Gerti schien es nicht anders zu ergehen.

      „Willst

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