Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric Balmore

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Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018 - Cedric Balmore

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sagte aber nichts.

      Gerti ahnte wohl, was in ihm vorging und erklärte:

      „Wir sind am Wochenende mit dem Rad unterwegs gewesen. Und seitdem haben wir Freundschaft geschlossen.“

      „Ich habe keine Einwände erhoben“, meinte er lakonisch.

      „Wir haben auch nicht mit Ihren Einwänden gerechnet“, meinte Doris spitz.

      Er lächelte nur, aber Gerti sah Doris überrascht an. Es lag ihr etwas auf der Zunge, aber sie sprach es nicht aus. Dann, als Dr. Graf einmal hinausging, bevor er das Dessert gegessen hatte, fragte Gerti:

      „Sag mal, was hast du mit dem? Willst du dich mit ihm anlegen?“

      „Ich glaube, er hat es schon verstanden“, sagte Doris mit hintergründigem Lächeln. „Er ist nicht so zimperlich, wie du denkst.“

      „Aber es hat ihm wehgetan. Ich kenne ihn auch schon ein paar Tage. Er ist zwar nicht mein Typ, aber ein guter Kollege und ein netter Kerl. Wir beide haben uns doch vorgenommen, ihm zu helfen.“

      „Komm, nicht schon wieder die Platte. Übrigens, wenn es dich beruhigt, ich gehe heute Abend zusammen mit ihm in die Oper.“

      „Donnerwetter! Das hast du mir noch gar nicht erzählt“, rief Gerti.

      Doris erklärte ihr die Sache mit den Freikarten. Sprach auch von seinem Anruf gestern Abend.

      „Ach, so ist das!“, meinte Gerti. „Na ja, dann mach ihm doch die Freude.“

      „Mach ich ja auch“, erwiderte Doris, beugte sich etwas vor und sagte, ohne zur Seite zu sehen, sehr leise: „Er kommt jetzt. Und hör damit auf! Es ist kein Krieg zwischen uns, wie du denkst.“

      Er setzte sich wieder, blickte schmunzelnd von einer zur anderen und meinte dann: „Habt ihr beide mich richtig schlecht gemacht?“

      „Natürlich. Was denn sonst?“, erwiderte Gerti. „Oder hast du etwa angenommen, es gäbe etwas Gutes von dir zu berichten?“

      Er zuckte wieder die Schultern, wie er es oft tat, aß dann seinen Pudding, lehnte sich anschließend zufrieden zurück und meinte: „Heute hat mir das Essen mal ganz gut geschmeckt. Na ja, sehen wir weiter.“ Er wandte sich an Doris: „Wie ist es übrigens, soll ich Sie abholen?“

      „Nein, nein, danke. Wir können uns ja im Foyer treffen.“

      „Warum denn so förmlich“, warf Gerti ein. „Er kann dich doch abholen, Doris. Er hat einen Wagen, und du sparst den Bus oder das Taxi.“

      „Gut. Wenn er unbedingt will“, sagte Doris und blickte ihn dann an. „Wollen Sie?“

      „Es war ein Angebot, und ich meine so etwas ernst.“

      Er wurde dann hinausgerufen, weil irgendetwas auf der Station geschehen war. Doris bot sich an mitzukommen, aber er winkte ab. So waren Gerti und Doris noch ein paar Minuten allein zusammen.

      „Also, ihr beiden seid richtige sture Büffel“, meinte Gerti. „Dabei passt ihr zusammen wie ...“

      „Ich flehe dich an, Gerti, hör auf damit! Das ist ein Punkt, bei dem ich nicht mehr zuhören werde. Du machst dich sehr schlecht als Kupplerin.“

      „Nun hör bloß auf! Ich will keine Kupplerin sein. Aber ich kann beobachten. Ihr zwei sitzt im selben Boot. Habt irgendwie mehr oder weniger dieselbe Vergangenheit. Deine Geschichte hast du mir ja erzählt. Und seine kenne ich. Die ist auch nicht viel anders. Er hat zwar wenig darüber gesprochen, aber Frau Winter kennt die ganze Story. Und außerdem sorgt seine Geschiedene dafür, dass diejenigen, die es noch nicht wussten, auch mittlerweile im Bilde sind. Ein furchtbares Frauenzimmer.“

      „Ich finde es gar nicht. Sie ist nett. Aber sie ist irgendwie fanatisch“, meinte Doris. „Ich habe den Eindruck, sie will ihn zurückhaben. Um Biegen und Brechen. Koste es, was es wolle.“

      „Da wird sie auf Granit beißen. Er hat die Nase voll, das glaubst du gar nicht. Er hasst sie.“

      Doris sagte nichts. Es geht mich nichts an, dachte sie. Es ist seine Sache. Ich gehe mit ihm heute Abend in die Oper und sehe darin so etwas wie eine Pflichtübung. Mehr wird daraus nicht werden. Dafür will ich sorgen.

      Sie spürte, dass sie von Gerti beobachtet wurde, aber Gerti schwieg. Schließlich gingen sie jede an ihre Arbeit.

      Den Nachmittag über hatte sie als stellvertretende Stationsschwester Dienst. Professor Winter brauchte sie ja nur an den Vormittagen während der ambulanten Sprechstunde. Und die fand auch nicht jeden Tag statt. Morgen noch einmal und dann am Donnerstag und Freitag. Danach stand sie wieder Dr. Graf zur Verfügung.

      Mit Schwester Silke hatte Doris auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Und als sie auf der Station ihrer Kollegin gegegenüberstand, sagte sie leise, dass andere es nicht hörten:

      „Silke, das mit den Freikarten war zwar wahnsinnig nett, aber warum hast du die andere ausgerechnet Doktor Graf gegeben?“

      „Warum nicht“, meinte sie. „Er ist genauso einsam wie du. Es ist doch schön, wenn jemand, der in seiner Freizeit immer allein herumhockt, mal irgendwo hingehen kann. Bei dir ist es doch nicht anders.“

      „Ich fühle mich aber gar nicht einsam.“

      „Du kommst mir sehr einsam vor“, beharrte Silke. „Wen hast du denn? Nach dem Dienst gehst du nach Hause und bist allein.“

      „Ich fühle mich aber wohl, wenn ich allein bin“, erklärte Doris.

      Silke winkte ungläubig ab. „Mach mir nichts vor! Kein Mensch ist gern allein.“

      „Ich schon“, versicherte Doris. „Ich bin sehr gern allein. Ich gehöre zu den Menschen, die auf dem Standpunkt stehen, dass bei drei Leuten, die zusammen sind, schon einer zu viel ist.“

      „Das machst du dir nur vor. Und ist es denn so schlimm, wenn Doktor Graf neben dir sitzt?“

      „Nein, nein. Es ist schon gut. Ich danke dir jedenfalls.“

      „Na, sehr überzeugend klang das nicht. Wenn du nicht willst, dann verschenke doch die Freikarte. Ich dachte, ich mache dir eine Freude.“

      „Du hast mir eine Freude gemacht. Aber vielleicht wäre es besser, du hättest mir vorher gesagt, dass die andere Karte ...“

      „Nun hör aber auf!“, meinte Silke. „Er ist doch kein Menschenfresser. Er ist ein netter Mann. Und ich habe dir gesagt, was ich davon denke. Ihm geht es wie dir. Statt dass du das einmal siehst, fauchst du immer, wenn er nur in deine Nähe kommt. Er will ja gar nichts von dir. Er möchte nur, dass du etwas freundlicher bist.“

      „Ach, hat er das zu dir gesagt?“

      Sie nickte. „Hat er einmal gesagt. Ob du irgendetwas hättest. Ob ich das wüsste.“

      „Ich habe nichts. Ich will nur meine Arbeit tun, sonst nichts. Und das andere, mein Privatleben, ist meine Sache. Es geht keinen etwas an.“

      „Hui! Du bist ja heute wieder grantig ...“

      „Ach,

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