"ERKENNE DICH SELBST" - HEGELS THEORIE DER PERSÖNLICHKEIT. Peter Schöber

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ist. Deshalb gehe er über dieselbe hinaus, befreie sich von ihr, und diese Befreiung sei nicht, wie der Verstand meine, eine niemals vollendete, eine ins Unendliche reichende, immer nur erstrebte Befreiung, vielmehr reiße sich der Geist von diesem Progress, diesem Fortschreiten ins Unendliche, los, befreie sich absolut von der Schranke, von seinem Anderen, komme somit zum absoluten Fürsichsein und mache sich wahrhaft unendlich. Dazu komme der Geist als absoluter, wenn er sich, Hegel zufolge, als “denkende Idee“ (ders.155) erkennt und das Logische die Bedeutung hat, dass es die “im konkreten Inhalt als in seiner Wirklichkeit bewährte Allgemeinheit ist“156. Die Philosophie tut also nichts anderes, als, unter Einbeziehung der “endlichen“ Wissenschaften, das zu begreifen, was wirklich ist.

      3.3 Der subjektive Geist157

      Der Geist, der sich in seiner Idealität entwickelt, ist, so Hegel, der Geist als erkennender. Aber das Erkennen werde hier nicht nur so verstanden, wie es die Bestimmtheit der Idee als logischer Idee158 ist, sondern so wie der konkrete Geist sich zum Erkennen bestimmt.

      Der subjektive Geist ist nach Hegel

      A) an sich oder unmittelbar Seele oder “Naturgeist“ und als solcher Gegenstand der Anthropologie.159

      B) Für sich oder vermittelt, noch als identische Reflexion in sich und in Anderes, der Geist in einem Verhältnis, ist der subjektive Geist Bewusstsein160 und Gegenstand der Phänomenologie des Geistes.

      C) Als der sich in sich bestimmende Geist, als Subjekt für sich, ist der subjektive Geist Gegenstand der Psychologie

      In der Seele erwache, so Hegel, das Bewusstsein. Dieses setze sich als Vernunft, die unmittelbar zur sich wissenden Vernunft erwache und sich durch ihre Tätigkeit zur Objektivität, zum Bewusstsein ihres Begriffs befreie.161

      Wie im Begriff überhaupt die Bestimmtheit, die an ihm vorkommt, Fortgang der Entwicklung sei, so sei auch an dem Geist jede Bestimmtheit, in der er sich zeigt, ein Moment seiner Entwicklung.162 Und, indem er sich immer weiter bestimmt und vorwärts zu seinem Ziel hin schreitet, mache er sich zu dem, werde er für sich, was er an sich ist. Jede Stufe sei innerhalb ihrer dieser Prozess, und das Produkt der Stufe sei, dass für den Geist (d. h. die Form desselben, die er in ihr, also der Stufe, habe) das ist, was er zu Beginn der Stufe an sich oder damit nur für uns (also die Betrachtenden, d. Verf.) war. Die psychologische und die gewöhnliche Betrachtungsweise würden, wie Hegel fortfährt, das beschreiben, was der Geist oder die Seele ist, was ihr geschieht und was sie tut. Demnach werde die Seele als ein fertiges Subjekt vorausgesetzt, an dem solche Bestimmungen nur als Äußerungen zum Vorschein kämen, aus denen erkannt werden soll, was sie ist, welche Vermögen und Kräfte sie in sich besitzt. Dabei fehle es in jener Betrachtungsweise am Bewusstsein darüber, dass die Äußerung desjenigen, was die Seele ist, im Begriff dasselbe für sie setzt, wodurch sie eine höhere Bestimmung gewonnen habe.163

      Von diesem Fortschreiten des Geistes, wie es hier betrachtet wird, müssten, Hegel zufolge, Bildung und Erziehung unterschieden und davon ausgeschlossen werden; denn dieser Bereich würde sich nur auf die einzelnen Subjekte als solche beziehen, in denen der allgemeine Geist zur Existenz gebracht werden soll. In der philosophischen Ansicht des Geistes als solchen werde er selbst danach betrachtet, wie er sich nach seinem Begriff bildet und sich erzieht. Seine Äußerungen würden als die Momente des Prozesses angesehen, in dem er sich zu sich selbst hervorbringt und sich mit sich selbst zusammenschließt. Erst dadurch werde er wirklicher Geist.164

       Die drei Hauptformen des Geistes

      Wie bereits ausgeführt, sieht Hegel den Geist in drei Hauptformen, nämlich den subjektiven, den objektiven und den absoluten Geist unterschieden und darüber hinaus die Notwendigkeit eines Fortgangs von der ersten zur zweiten und von dieser zur dritten Form.165 Was den subjektiven Geist betrifft, so ist dieser, wie Hegel in seinem Zusatz erläutert, noch in seinem unentwickelten Begriff, d. h. der Geist habe sich seinen Begriff noch nicht gegenständlich gemacht. 166 Dies geschehe erst auf der Stufe des objektiven Geistes. In seiner Subjektivität sei der Geist aber zugleich objektiv, habe eine unmittelbare Realität, und durch die Aufhebung derselben werde er erst für sich, d. h. gelange zu sich selbst, zum Erfassen seines Begriffs, seiner Subjektivität.167 Daher könnte man ebenso sagen, der Geist sei zunächst objektiv und soll subjektiv werden, wie auch umgekehrt, er sei erst subjektiv und soll sich objektiv machen. Der Unterschied zwischen dem subjektiven und dem objektiven Geist sei folglich nicht als starr anzusehen.168

      Schon am Anfang müsse man, so Hegel, den Geist nicht als einen bloßen Begriff, als ein bloß Subjektives, sondern als Idee im Sinne einer Einheit des Subjektiven und des Objektiven fassen, und jeden Fortgang von diesem Anfang als ein Hinausgehen über die erste einfache Subjektivität des Geistes, als einen Fortschritt in der Entwicklung der Realität oder der Objektivität des Geistes betrachten.169 Diese Entwicklung des Geistes bringe eine Reihe von Gestalten (z. B. Wahrnehmung und Verstand, d. Verf.) hervor, die zwar durch die Empirie belegt werden müssten, in der philosophischen Betrachtung dürften sie aber nicht äußerlich nebeneinander gestellt bleiben, vielmehr müsste jede Gestalt als Ausdruck einer notwendigen Reihe bestimmter Begriffe zu erkennen sein. Von Interesse für das philosophische Denken seien die Gestalten eben nur, indem sie eine solche Reihe von Begriffen ausdrücken. Zunächst könnten wir aber die sich voneinander unterscheidenden Gestaltungen des subjektiven Geistes nur vorläufig angeben; erst durch die bestimmte Entwicklung des subjektiven Geistes (wie sie die philosophische Arbeit nachvollzieht, d. Verf.) würde sich die Notwendigkeit jener Gestalten zeigen.

       Die Seele

      Die drei Hauptformen des subjektiven Geistes sind, Hegel zufolge, 1. die Seele, 2. das Bewusstsein und 3. der Geist als solcher. Als Seele habe der Geist die (begriffliche, d. Verf.) Form der abstrakten Allgemeinheit, als Bewusstsein die (begriffliche, d. Verf.) Form der Besonderung und als für sich seiender Geist die (begriffliche, d. Verf.) Form der Einzelheit.170 So stelle sich in der Entwicklung des subjektiven Geistes die Entwicklung des Begriffs (des Geistes, d. Verf.) dar. Weshalb die jenen drei Formen des subjektiven Geistes entsprechenden Teile der Wissenschaft die Bezeichnung Anthropologie, Phänomenologie und Psychologie erhalten haben, werde in der Wissenschaft vom subjektiven Geist verdeutlicht werden.

      Den Anfang der Betrachtung müsse der unmittelbare Geist bilden, dies sei aber der Naturgeist, die Seele. Ein Fehler sei es, mit dem Begriff des Geistes zu beginnen; sei doch der Geist, wie schon erwähnt, von vornherein Idee, also verwirklichter Begriff. Am Anfang aber könne der Begriff des Geistes (als Idee im Sinne der Einheit von Subjektivität und Objektivität; Beispiel: das Bewusstsein als Einheit von abstraktem Ich und seinem Gegenstand, d. Verf.) noch nicht die vermittelte Realität haben, die sie durch das abstrakte Denken (den subjektiven Begriff, d. Verf.) erhält. Seine Realität (also der Idee des Geistes, d. Verf.) müsse am Anfang zwar auch schon eine abstrakte Realität sein, und nur dadurch würde sie der Idealität des Geistes (als einer Innerlichkeit, d. Verf.) entsprechen, sie sei aber notwendig eine noch unvermittelte, noch nicht (vom Geist als Idee, d. Verf.) gesetzte Realität, folglich eine nur seiende, dem Geist (als einem Innerlichen, d. Verf.) noch äußerliche, eine bloß durch die Natur gegebene Realität. Man müsse also bei dem noch in der Natur befangenen, auf seine Leiblichkeit bezogenen, noch nicht bei sich selbst seienden, also noch nicht beim Geist anfangen.171 Hegel spricht

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