Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen. R. S. Stone
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen - R. S. Stone страница 9
Harlen Biggelow war der Kapitän dieses Schiffes, ein Mann, der die Fünfzig bereits weit überschritten hatte, mit grauem Backenbart und zerfurchtem Gesicht, den man mit der ausgedehnten Kreuzfahrt einer vornehmen Reisegruppe aus New Bedford beauftragt hatte. Das war das Geburtstagsgeschenk des steinreichen Reedereibesitzers Clement du Mauret für seine schöne, verwöhnte Tochter Marylee. Natürlich war der ganze Freundeskreis herzlich mit eingeladen worden.
Und so war die Reise in New Bedford aus gestartet, zog sich entlang der Küste, sollte fortgesetzt werden zum Golf von Mexico, bis sie schließlich der Hafen von Vera Cruz erreichen würden. Von dort aus würde es zurück in den heimatlichen Hafen von New Bedford gehen.
Gewiss eine schöne Reise, aber dem Kapitän behagte sie nicht. Er mochte diese verwöhnte und versnobte Gesellschaft an Bord nicht sonderlich. Aber Biggelow befand sich in einem Alter, in dem er nicht mehr allzu wählerisch sein konnte, wollte er noch als Kapitän ein Schiff führen.
Und als dann auch noch Brazos McCord mit seinem Anliegen zu ihm kam, sah sich der Kapitän in einer Not.
»Mister McCord, Texas-Ranger hin oder her. Aber das geht zu weit. Sie können von mir doch nicht verlangen, einen Banditen mit an Bord zu nehmen. Das würde die verehrte Gesellschaft nie und nimmer dulden. Sie müssen mich verstehen, wenn …«
Brazos fackelte nicht lange. Er griff in die Hosentasche, angelte seinen Geldbeutel hervor und zog ein paar Scheine heraus. Die legte er dem Kapitän in die Hand. »Ich bin davon überzeugt, dass dies als Entschädigung ausreichen sollte, wenn Sie uns in der Galveston Bay absetzen, Käpt‘n. Diskretion ist natürlich vorausgesetzt.«
Der Kapitän besah sich einen kurzen Augenblick die Scheine in der Hand, und richtete seinen Blick auf auf den Gefangenen, der hinter Brazos McCord und zwischen dem Marshal und dem Deputy stand. Der Mann war gefesselt. Dennoch hielten die beiden Gesetzeshüter ihre Gewehre auf ihn gerichtet. Kapitän Biggelow war alles andere als ein Dummkopf. Allein an dieser Szenerie erkannte er, wie gefährlich der Mann dort sein musste. Trotzdem legte sich ein Lächeln in sein Gesicht und hatte somit eine Entscheidung getroffen. Jedenfalls sah es für Brazos McCord so aus.
Keiner der Reisegäste befand sich im Augenblick an Deck der Sweet Travelling. Offensichtlich saßen sie jetzt zusammen beim Dinner im Schiffssaal. Nur die Mannschaft der Sweet Travelling war mit dem Verladen und Verstauen von Proviant und anderen wichtigen Gütern beschäftigt, die für die Weiterfahrt benötigt wurden. Der Kapitän rief mit befehlsgewohnter Stimme den Bootsmann zu sich heran.
»Mister Goodnight!«
Der Bootsmann eilte herbei. Ein hünenhafter Kerl, unter dessen kurzärmeligen Hemd sich prächtig die Muskeln wölbten.
»Sir?«
Biggelow wies mit ausgestrecktem Arm auf Cole Ketchum. »Mister Goodnight, bringen Sie diesen Mann dort unverzüglich nach unten in den Maschinenraum. Sorgen Sie dafür, dass es ohne Aufhebens geschieht, und dass er angekettet wird. Stellen Sie weiterhin einen Mann zur Bewachung ab. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass der Mann ein Gefangener ist und als solcher behandelt werden muss. Ein gefährlicher Mann, Mister Goodnight. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Aye, aye, Sir.« Der Bootsmann war ein Mann, der gewohnt war, keine unnötigen Fragen zu stellen. Er hatte einen unmissverständlichen Befehl erhalten, den es auszuführen galt. Goodnight trat furchtlos an Ketchum heran und überragte diesen um mindestens anderthalb Kopflängen.
»Sie haben gehört, was der Kapitän gesagt hat. Wenn Sie mir bitte folgen wollen …«
Ketchum starrte zu ihm auf. »Einen Dreck werde ich.«
Bevor der Bootsmann auch nur im entferntesten reagieren konnte, war Brazos McCord schon heran. Der Remington war ihm dabei wie Zauberei aus dem Holster geglitten, und die Mündung bohrte sich in Ketchums Bauch.
»Hatte ich mich vorhin im Office nicht klar genug ausgedrückt, Ketchum?«
Ketchums Lippen teilten sich zu einem bissigen Grinsen. Aber in seinen Augen loderte der Hass. »Schon gut, schon gut, Ranger. Hatte nur ‘nen kleinen Scherz gemacht.«
»So? Deine blöden Scherze kannst du für dich behalten. Die sind hier nicht besonders beliebt.« Er wandte sich an den Bootsmann. »Mit Ihrer Erlaubnis werde ich Sie begleiten, Mister Goodnight. Ich lege großen Wert darauf, dass unser Freund hier sicher und unbeschadet an seinen Platz unter Deck gelangt.«
Der Bootsmann verstand sofort und erlaubte sich ein schiefes Grinsen. »Sicher, sicher. Aber mit dem Vogel kann ich auch allein fertig werden. Mit Ihrer Erlaubnis, Sir.« Sprach‘s und seine Pranke packte Ketchum am Hemdkragen. Er drehte sich mittschiffs und zog den Banditen wie eine Puppe hinter sich her.
Brazos McCord beförderte seinen Remington mit einer vollendeten Drehung zurück ins Holster. Für einen kurzen Augenblick zog er es in Erwägung, dem Bootsmann zu folgen. Doch dann entschied er sich anders und ein Grinsen legte sich um seine Lippen.
Cole Ketchum würde in Goodnights Händen sehr gut aufgehoben sein. Und der Kapitän schien der gleichen Ansicht zu sein, denn er lächelte breit.
***
Am späten Nachmittag machte die Sweet Travelling die Leinen los und ging in den Strom. Brazos McCord stand an der Reling des Achterdecks und sah auf die schäumende Gischt, die durch das seitlich am Schiff angebrachte Schaufelrad aufgeworfen wurde. Kapitän Biggelow hatte keine Segel setzen lassen. Er überließ es der Kraft des Schaufelrades und der Maschinen, das Schiff über den Golfstrom zu setzen. Langsam entfernte sich die Sweet Travelling von der Landzunge und eine leichte Brise wehte zu Brazos McCord heran.
Es war schon sehr lange her, seit er sich an Bord eines Schiffes befand und gestand sich ein, dass es ihm gefiel. Von der Seefahrt verstand er nicht viel. Er machte sich auch keine allzu großen Gedanken darüber. Das überließ er erfahrenen Leuten wie dem Kapitän und dessen Mannschaft.
Cole Ketchum war sicher unter Deck im Maschinenraum untergebracht. Zudem war er angekettet, bedeutete also keine Gefahr für die ahnungslosen Passagiere. Auch seinem Schecken Pedro ging es gut. Es versprach, eine angenehme Reise zu werden, wenngleich diese keine vierundzwanzig Stunden dauern würde, bis sie die Galveston Bucht erreicht hatten.
Brazos drehte sich schmunzelnd eine Zigarette. Mochte dieser fettleibige Marshal Hardesty sein, wie er wollte. Aber die Idee mit dem Schiff war ein guter Einfall von ihm gewesen.
Langsam füllte sich das Deck mit den Passagieren. Brazos McCord erkannte viele Frauen unter ihnen. Sie waren teuer gekleidet und traten vornehm auf. Alles an ihnen schien auf großen Reichtum schließen. Vom Kapitän hatte er viel über diese Reisegruppe erfahren. Brazos entfachte ein Streichholz, führte es in der hohlen Hand an die Zigarette und beobachtete dabei, wie sich immer mehr das Deck füllte und sich Menschen an die Reling drängten.
Es musste herrlich sein, einen Daddy mit viel Geld zu haben und sich das Leben mit einer Fahrt entlang der Küste zu versüßen. Einfach nur so zum Spaß, sinnierte er und räumte gleichzeitig ein, dass es ihm selbst im Grunde auch nicht viel anders erging. Seit jeher hatte er eine Rastlosigkeit im Blut, war von einer Ranch zur nächsten gezogen und hatte sich oft als Trailman verdingt, um große Rinderherden von Texas nach Kansas oder Missouri zu treiben. Der Unterschied zwischen jener Reisetruppe und ihm war lediglich, dass sie einen Haufen Geld hatten, und er nicht.
Der