5 lange und 7 kurze Krimis. A. F. Morland
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу 5 lange und 7 kurze Krimis - A. F. Morland страница 13
Der Baron blickte Le Beau kurz an und beugte sich wieder über die Karte.
„Blödsinn“, brummte er. „Bis jetzt hast du dir nur dieses Bild von Helen Teflin angesehen. Aber Robert hat recht. Du solltest dir die Gesichter der Männer noch viel mehr einprägen, mit denen wir es zu tun bekommen. — Dein Plan, das allein zu machen, taugt nichts, Le Beau. Wir haben es bei Jancton nicht mit einem Kleinstadtgangster, auch nicht mit einem Mafioso, sondern mit einem mit allen Wassern gewaschenen Profi zu tun. Le Beau, fang mal allmählich an, dich von deinen Freudenhausträumen zu lösen und beginne zu denken! Debora-Konzern, das ist auch Chilloe. Und Chilloe baut was?“
„Handgranaten, Kartuschen, Bomben bis vierzig Kilo“, leierte Robert herunter wie ein Automat, „Schnellfeuergewehre, Selbstzündersprengstoffe, automatische Selbstschussanlagen und ...“
„Das genügt“, sagte der Baron und winkte ab. „Le Beau, fängt es bei dir nun endlich an zu arbeiten?“
„Na und?“ Le Beau zuckte die Schultern und drehte sich eine Zigarette. Neuerdings behauptete er, Selbstgedrehte schmeckten am besten. Der Tabak, den er da ins Papier wickelte, sah aus wie schwarzer Tee. Böse Zungen meinten, er sähe nicht nur so aus, er würde sogar so riechen wie verbrannter Tee.
„Na und!“, rief der Baron unwillig; „Jancton hat sich beim Verkauf von Waffen in Südamerika in den verschiedensten Staaten einen Namen gemacht. Mitunter hat er dieses Zeug beiden Parteien zugleich verhökert. Kurzum, Freunde: Jancton ist kein Greenhorn. Und wir haben es nun mal mit ihm zu tun. Er hat bis heute alle harten Geschichten der Deburo-Leute ausgeführt, und sie sind ihm alle gelungen, Das wollen wir mal festhalten. Und auf dieser Basis können wir planen. Die Klein-Moritz-Tour geht diesmal nicht. Wer Jancton aufs Kreuz legen will, muss sich etwas einfallen lassen. Und noch etwas: Selbst wenn wir Helen Teflin haben, sind wir noch nicht sicher. Wir müssen sie praktisch unsichtbar machen. Wir müssen sie so gut verstecken, dass weder Scotland Yard noch FBI sie finden würden. Und selbst dann würde Jancton noch eine ganz schöne Portion Chancen haben.“
„Das sagst du!“, meinte Le Beau.
Der Baron lachte geringschätzig und zog eine Zeitung aus der Seitentasche seines hellgrauen Anzugs.
„Hier, lies mal, was da steht! Spanisch kannst du ja.“
Le Beau las den Bericht von einer Hetzjagd auf einen Mann, der ein Munitionsdepot in Guatemala gesprengt hatte. Es war sinnigerweise das Depot von Revolutionären. Der Täter hatte sich sogar einer Gesichtsoperation unterzogen, war dann aber nach monatelanger Jagd in Uruguay nahe Montevideo aufgespürt und niedergeschossen worden. Experten der Polizei nannten als verantwortlich für die Tat: Jim Janctons Leute. In Südamerika ein fester Begriff.
„Kapiert?“, fragte der Baron.
Le Beau schleuderte die Zeitung auf den Bauplan.
„Na wenn schon. Der kocht auch nur mit Wasser!“
Ohne darauf einzugehen, sagte der Baron: „James müsste mit dem Wagen fertig sein. Robert, Sie notieren, was wir jetzt festlegen. Arbeiten Sie dann die Zeiten aus, dass alles synchron richtig abspult. — Fangen wir also methodisch an. Zuerst das Ziel! Helen Teflin muss befreit und an einen sicheren Fleck im Ausland gebracht werden, wo sie vor einem ordentlichen Gericht eine protokollierte Aussage machen kann, notfalls unter Eid. Der Weg, dieses Ziel zu erreichen, muss jetzt von uns klargelegt werden. Ich möchte aber vorausschicken, dass wir möglicherweise auch ein Auge auf diesen oder jenen anderen Zeugen werfen müssen.“
„Die Amtsärzte?“, fragte Le Beau.
„Ja, die auch. Ich dachte an Hamilton. Das würde sich einfacher machen lassen. Aber da setzen wir uns natürlich ins Unrecht.“
Robert nickte eifrig.
„Und ob. Das wäre Entführung, Sir.“
„Hmm, belassen wir's also bei Helen Teflin. Sie genügt auch. Wenn Wallace ihre Aussagen hat und die Namen, dann kann sich Zlanabitnik mit der Munition seiner eigenen Tochterfirma in die Luft schießen. — Fangen wir mit dem Plan an! Und jetzt gut aufgepasst!“ Der Baron zeigte auf eine Stelle des Plans. „Hier ist das Zimmer von Helen Teflin ...“
12
Der Morgen war kühl, und überall an Blättern, Zweigen und Gräsern hing der perlende Tau der Nacht. Ein Hauch von Nebeldunst schwebte über dem kurzgeschorenen Rasen zwischen den beiden Rosenbeetanlagen. Mitten auf dem Rasen, der die Fläche und Größe eines Fußballfeldes aufwies, stand mit erhobenem Arm und in Heldenpose General U.S. Grant, einer der amerikanischen Heldenväter, der in seinem Leben niemals so prahlerisch dagestanden hatte, weder als Bürgerkriegsgeneral noch als späterer Präsident. Das militärische Genie Grant hatte nämlich außerdem ein paar Eigenschaften, über die man im Geschichtsunterricht gerne schwieg, und auch auf dem Denkmalsockel stand nichts von Granits Liebe zum Alkohol, sein ausgeprägter Leichtsinn, mit Geld umzugehen, der den alternden Ex-Präsidenten sogar auf die Goldfelder getrieben hatte, wo ihn seine Familie mit Mühe vom restlosen Versumpfen im Alkoholismus retten konnte.
Nun, der dort in Gips geformt auf Marmor mahnend den Finger hob, während um seine Füße die Dunstschleier spielten, sah streng, respektierlich und großartig aus.
Le Beau, der ihn sinnend betrachtete, hatte weniger über die Geschichte des größten amerikanischen Generals nachgedacht als darüber, wie er in der Umgebung auf diesem Rasen einen sicheren Landeplatz für einen Hubschrauber finden und markieren konnte.
Es war kühl, und Le Beau fröstelte. Er trug eine graue Kombination, auf deren Rücken halbrund stand: Oaks Electric & Cable Cy. Dasselbe war auf dem Schirm des Schutzhelmes verzeichnet, den Le Beau trug. Darin sah er aus wie einer der vielen Puertoricaner, die häufig im Tiefbau arbeiteten.
Er schob eine kleine Schubkarre vor sich her und zockelte damit über den Rasen, besah sich noch einmal das Areal und blickte dann hinüber zum hohen Gemäuer des Anstaltsgebäudes, das grau und öde mit seinen mehr als hundert gardinenlosen Fenstern wie ein Gefängnis wirkte. Und tatsächlich waren auch einige der Fenster vergittert.
Zwei kleinere Häuser befanden sich unterhalb, und eines davon wurde von einem Schornstein überragt. Le Beau ging noch ein Stück, ließ die Schubkarre stehen und begab sich zu einem Jeep, auf dem ebenfalls die Aufschrift vermerkt war, die Le Beau auf dem Rücken trug. Das ganze Jeep war ebenso grau wie Le Beaus Kombination. Vermessungsstangen ragten rotweiß hinten heraus. Le Beau zog einige davon weg, klemmte sie sich unter den Arm und begann nach Art der Geometer diese Stangen aufzustellen, aber er machte sich nicht die Mühe, das nun wirklich mit so viel Akribie auszuführen. Er verteilte diese Stangen in einer graden Linie zwischen dem Platz, wo rechts neben dem Denkmal seine Schubkarre stand und einem Nebeneingang an der Parkfront des Anstaltsgebäudes.
Es war fünf Uhr morgens. Im Küchenanbau, wo der Schornstein aufragte, klapperte schon Geschirr, rasselten Tiegel und Töpfe. Einer der Wächter der Anstalt kam langsam mit seinem großen Deutschen Schäferhund den kiesbedeckten Rundweg entlang, der den Rasen umrahmte.
Le Beau war jetzt wieder bei seiner Schubkarre, die mit Schlämmkreide gefüllt war. Unten befand sich wie bei den Markierungswagen für Spielplätze ein Trichter mit Schlund, den er nun öffnete. Sofort rann ein dünner Strom der Kreide heraus und wurde von einem Druckrad angepresst. Die Linie, die Le Beau zog, führte geradewegs vom Rasen auf die Nebentür zu. Als er in dieser Richtung den Kiesweg überquerte, war der Wächter mit dem Hund gerade auch dort.