Die Zukunft kann wieder weiblich werden .... Karin Werner

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Die Zukunft kann wieder weiblich werden ... - Karin Werner

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der ökonomischen Ebene entwickelte sich unter den Menschen das Sammeln und Haltbarmachen von Pflanzen und Kleintieren. Es war und blieb die Basis der Ernährung der Menschen bis heute. Das Sammeln von Pflanzen machte 60-70 Prozent der Grundnahrung aus.

       „Die Pflanzennahrung bestand aus Blättern, Stängeln und Sprossen, Wurzeln und Zwiebeln, Früchten, Beeren und Wildgemüse, Samen und Nüssen und war damit äußerst vielfältig. Hinzu kamen sammelbare Kleintiere wie Insekten, Frösche, Eidechsen, Schildkröten, auch Vogeleier und Honig, und Frauen wie Männer dieser frühen Menschengruppen sammelten sie gemeinsam.“3

      Die Jagderfolge hingen zu allen Zeiten der Altsteinzeit vom Zufall ab. Mittlerweile ist es erwiesen, dass Männer wie Frauen zur Jagd gingen.

      Die Frauen entwickelten ein reiches Wissen über die Pflanzenwelt. „Sie erfanden die wichtige Kunst des Haltbarmachens von Pflanzen durch Trocknen, Räuchern, Rösten und Einfrieren und das Anlegen von Vorräten für den Winter.“ 4 (Hervorhebung K.W.)

      Weibliche Erfindungen waren Netze und Körbe, um das Sammelgut zu transportieren, ebenso wie die Herstellung von Schlingen und Riemen, um die kleinsten Kinder bei sich zu tragen. Weiterhin hüteten sie das Feuer.

      „So bestand die erste lebensnotwendige Kunst der Frauen darin, in den Höhlen und in den Zelten und Hütten der Freilandlager das Feuer zu hüten. Vermutlich waren es vor 1 Mio. Jahren die Frauen, die das Feuer zähmten, indem sie kleine Glutstücke in Behältern mitnahmen, um es im Lager durch Anblasen wieder zu erwecken.“ 5

       „An der Feuerstelle sind von den Frauen die Künste der Nahrungszubereitung erfunden worden, das Braten, Grillen, Garen und das Herstellen von Vorräten. Hierher gehört auch das Sammeln und Kochen von Heilkräutern, ein uraltes Wissen, das von den Frauen erworben wurde und in ihren Händen lag. Auch das hatte mit ihren Aufgaben als Müttern zu tun, dem Erhalt der Gesundheit der Kinder sowie ihrer eigenen während Schwangerschaft und Geburt. So wurden sie zu den ersten Heilerinnen.“ 6 (Hervorhebung K.W.)

      Eine weitere lebensnotwendige Erfindung war Kleidung, die Frauen aus Fellen, Häuten und Pflanzenfasern herstellten. Jede Gruppe entwickelte die für sie notwenigen Werkzeuge selbst. Auch der Bau von Hütten und Zelten, Windschirmen und Dächern war Sache der Frauen.

      Die Frauen hatten in der Altsteinzeit eine große ökonomische Bedeutung. Sie waren praktisch Selbstversorgerinnen und damit unabhängig von den Männern. Eher waren wahrscheinlich die Männer auf die Künste der Frauen angewiesen.

      Grundsätzlich bestand in der Altsteinzeit eine Gemeinschaftsökonomie und keine individuelle Wirtschaftsweise wie bei uns heute in der Kleinfamilie.

      Auf der sozialen Ebene war die altsteinzeitliche Gesellschaft gleichwertig.

      „Die deutlichsten Belege für die Egalität (Gleichwertigkeit) der Geschlechter liefern die Gräber aus der Altsteinzeit (z.B. La Ferrassie in Frankreich und Es-Skhul im Karmel-Gebirge in Palästina/Israel). Die Toten wurden gleichmäßig z.B. mit Schmuck aus Muscheln, Schneckenhäusern und Tierzähnen ausgestattet.“ 7

      Es gab auch eine gleichwertige Wohnweise in den Behausungen. „Es gibt aus der Altsteinzeit ein Beispiel von mehreren Zeltstellplätzen, wobei das Innere der Zelte in zwei völlig gleiche Seiten, die weibliche und die männliche, aufgeteilt war. In der einen Hälfte fand man männliche Gerätschaften und in der anderen weibliche Gerätschaften einschließlich Frauenstatuetten. Frauen und Männer saßen also bei den gemeinsamen Zusammenkünften in getrennten Hälften, was man auch für paläolithische (altsteinzeitliche) Lager in anderen Gebieten annimmt. Diese Sitzordnung stimmt mit den heutigen Gebräuchen in mongolischen Jurten und in den Zelten der Tuareg überein; sie hat sich bis in die großen Clanhäuser erhalten, wie bei gegenwärtigen, matriarchalen Ackerbaugesellschaften, z.B. den Mosuo in Südwestchina, zu sehen ist.“ 7

      Die elementare soziale Form ist in allen Gesellschaften die Mutter-Kind-Gruppe. Sie entsteht durch Geburt und eine jahrelange Pflegephase. Aus der Mutter-Kind-Gruppe entwickelte sich die soziale Intelligenz der Frauen, die Grundlage der Gemeinschaft wurde.

      Frauenverbindungen stellten eine dauerhafte Sozialform dar, die durch ein gemeinsames Wissen eine starke Solidarität unter Frauen bewirkte. Sie beinhalteten die Geburtshilfe, die Mitbetreuung der Kinder sowie die Regelung der sozialen Angelegenheiten der gesamten Gruppe.

      Die zentrale Stellung der Frauen in der sozialen Organisation, der Gruppe oder dem Clan geht damit weit über das Behausen, Beköstigen und Bekleiden hinaus. Die Frauen bildeten den stabilen Kern der gesamten Gesellschaft. Sie garantierten durch ihre soziale Intelligenz deren Zusammenhalt. Frauen achteten auf das Teilen von Nahrung und Behausung, damit alle gut versorgt waren.

      Aus der vertrauten Intimität zwischen Mutter und Kind entwickelte sich die früheste Sprache: „Das zärtliche Lallen, das einlullende Singen, der warnende Zuruf bei Gefahr für das Kind, und zunehmend bildeten sich auf diese Weise artikulierte Silben und Wörter. Die Kinder ahmten es nach, wodurch ihre Sprachfähigkeit sich in jeder Generation steigerte. Es ist die „Muttersprache“, die auf diese Weise entstand, denn jedes Kind lernt zu allen Zeiten die Sprache von der Mutter.“ 8

      Die Liebesbeziehungen zwischen Frauen und Männern waren offen und konnten wechseln.

       „Männliche Personen können als ältere Söhne oder Liebhaber in den Hütten der Frauen gewohnt haben, aber sie sind hier Helfer oder Gäste statt Besitzer.“9

      Die altsteinzeitlichen Menschen waren immer mobil. Sie wechselten die Orte teils nach Jahreszeiten, teils für neue Sammel- und Jagdgründe. Besondere Steine und Objekte nahmen sie mit und nutzten sie als Geschenke bei zufälligen oder regelmäßigen Zusammentreffen mit anderen Gruppen. So wurde Frieden gesichert und etwaiger Streit frühzeitig beigelegt.

      Auf der Ebene der Kultur und Religion besaß die altsteinzeitliche Gesellschaft eine umfassende Wiedergeburtsreligion. Die Erde wurde als Urmutter angesehen. Die Frau stand als ihr Abbild im Zentrum. Das immer wiederkehrende Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen sowie die Wiederkehr von Sonne, Mond und Sternen wurde verehrt. Aufgrund dieser Wiedergeburtsreligion bezeichnet Heide Göttner-Abendroth diese Gesellschaften als mutterzentriert.

       Zusammenfassung:

      Die altsteinzeitliche Gesellschaft war gleichwertig bezüglich des Zusammenlebens von Frauen und Männern und Männern untereinander von 200.000 bis 10.000 Jahren v.u.Z.

      Auf der ökonomischen Ebene entwickelte sich eine Sammel- und Jagd-Ökonomie und auf der sozialen Ebene eine mutterzentrierte Altersklassengesellschaft ohne Verwandtschafts-Beziehungen.

      Auf der Ebene der Kultur und Religion glaubten die Menschen an die Wiedergeburt alles Lebendigen.

       Noch heute nach altsteinzeitlicher Art lebende Völker: Die Pygmäen und die San

      Die Pygmäen leben im Urwald Zentralafrikas. Bei ihnen gilt: Zur Gruppe gehört, wer gerade anwesend ist. Die Gruppe gilt als „Familie“, was nichts mit Blutsverwandtschaft zu tun hat. In jeder Altersgruppe benennen sich die Personen untereinander als „Schwestern“ und „Brüder“, was eine Zugehörigkeit zu Personen ähnlichen Alters bedeutet. „Auf dieselbe Weise sind alle Frauen mit Kindern kollektiv „Mütter“, und die Gruppe der älteren Frauen, die den Müttern

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