Sorgenkind Kita. Petra Görgen

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Sorgenkind Kita - Petra Görgen

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gar nicht dazu in der Lage ist, einen Kindergartenalltag auszuhalten. Kleine Kinder brauchen kontinuierlich eine Bezugsperson, der sie vertrauen können, die sich mit ihnen beschäftigt, die mit ihnen spricht, singt und spielt, die sie auf den Schoß nimmt, wenn es ihnen nicht gut geht oder wenn sie einfach das Bedürfnis nach Nähe und Ruhe haben. Hier geht es um Urvertrauen, Bindung und um emotionale Sicherheit. Natürlich lassen Kleinstkinder auch die Nähe von anderen Personen zu. Aber nur, solange es ihnen gut geht. Genau dann, wenn sie sich wehgetan haben, krank oder traurig sind oder wenn sie sich einfach in einer emotionalen Notlage befinden, brauchen sie Mama oder Papa. Aber die sind im Kindergarten nicht anwesend. Kleine Kinder müssen auch einfach mal zur Ruhe kommen dürfen, wenn sie müde werden. Sich einfach mal zurückziehen können. Doch genau das ist im Kindergartenalltag nicht möglich. Hier entscheiden das Personal, der Tagesplan, die Uhrzeit und die personelle Situation, was dem Kind zugemutet wird.

      Die Tatsache, dass Kleinkinder morgens in den allermeisten Fällen nur äußerst ungern von ihrer Mama oder ihrem Papa getrennt werden und oft am Tag nach ihnen rufen, weinen und sich manchmal kaum beruhigen lassen, ist eigentlich schon Beweis genug dafür, dass sie nicht diese erforderliche Reife besitzen, über mehrere Stunden an fremde Menschen abgegeben zu werden. Viel zu viel passiert dort um sie herum, viel zu viel Lautstärke, viel zu viele Eindrücke - und sie müssen viel zu viele fremde Menschen notgedrungen aushalten. Auf ihre ganz individuellen Bedürfnisse kann man überhaupt nicht eingehen. Kleine Kinder haben unterschiedliche Schlafrhythmen. Ich habe es erlebt, dass unmittelbar neben dem Schlafraum, in dem die Babys zur Ruhe kommen sollten und den sie anfangs als fremd und unangenehm empfanden, laut gespielt wurde. Das ließ sich noch nicht einmal verhindern, denn der Gruppenraum grenzte direkt an diesen Schlafraum und man kann von älteren Kindergartenkindern nicht fordern, permanent leise zu sein. Es sind eben Kinder, die einfach nur spielen wollen. Sie können nicht eine Stunde lang „Rücksicht nehmen“ und ihren natürlichen Spiel- und Bewegungsdrang unterdrücken! Und sie sollen es auch nicht müssen. Trotzdem wurden sie andauernd darauf hingewiesen und teilweise gemaßregelt und bestraft, obwohl sie eigentlich gar nichts Schlimmes getan haben.

      Was der Staat sich anmaßt

      Rainer Stadler trifft es wunderbar in seinem Buch „Vater, Mutter, Staat“ mit einer seiner Überschriften zu diesem Thema: „Diskriminierung unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit“. Glaubt ein Staat, der die Menschen kurz nach der Geburt ihres Kindes direkt zur Arbeit „zwingt“, tatsächlich, er sei der bessere Erzieher und dass nur er ein Kind adäquat fördern und perfekt betreuen könne? Darf er die Kinder den Familien entreißen, die sich eigentlich in den meisten Fällen während der ersten drei Jahre viel besser um deren Wohl kümmern würden? Politiker suggerieren der Frau, sie sei nicht in der modernen Welt angekommen, wenn sie sich ganz bewusst dazu entscheidet, zunächst zu Hause zu bleiben. Und fast alle Frauen haben diese Haltung unreflektiert übernommen. Es ist nicht rückschrittlich, sich um sein eigenes Kind kümmern zu wollen - es ist natürlich und es ist richtig! Was in aller Welt wird uns da eingeredet? Und warum bewundern wir eine Staatsform, die zwar augenscheinlich eine hervorragende Familienpolitik vorzuweisen hat, die aber letztendlich aus rein wirtschaftlichem Interesse handelt?

      Verdrängen wir, wie sensibel eine Kinderseele ist?

      Ich weiß. Spätestens jetzt werden ganz viele Mütter, Väter und Betreuende rebellieren. Es ist doch angeblich wissenschaftlich nachgewiesen, dass es sogar sehr förderlich für Kleinkinder sei, in altersgemischten Gruppen aufzuwachsen. Sie würden sich viel von den Älteren abschauen, würden sich schneller entwickeln. Das mag in einigen Bereichen durchaus stimmen. Aber ich erwähnte ja bereits den zu geringen Personalschlüssel und die leider auch oft fehlende Kompetenz der Betreuenden. Was passiert also in den Momenten, in denen die Minis emotional aufgefangen werden müssen? Viel zu oft habe ich erlebt, dass Kolleginnen in solchen Situationen sagen: „Ach, da muss sie/er jetzt durch. Ich kann mich wirklich nicht andauernd um dieses Kind kümmern. Ich habe Wichtigeres zu tun. Das Geheule geht mir langsam echt auf den Nerv. Hier müssen mal andere Seiten aufgezogen werden!“ Solche Aussagen habe ich tatsächlich regelmäßig gehört und sie beweisen, dass in Kitas Menschen arbeiten, die nicht verstehen, welche Verantwortung sie tragen.

      Ich erinnere mich an eine Situation, die mich bis heute verfolgt. Ein zweijähriger Junge, der nicht deutscher Herkunft war und so gut wie kein Wort Deutsch sprach, besuchte seit kurzem unsere Einrichtung. Er suchte sehr oft die Nähe von uns Erzieherinnen und auch die des Praktikanten, was mir als absolut logisch erschien. Denn man braucht sich doch nur in die Situation dieses Jungen hinein zu versetzen, der nicht nur sehr klein war, sondern auch nichts von dem verstand, was um ihn herum gesprochen wurde. Nach ein paar Wochen meinte eine Kollegin, sie müsse ihm nun abgewöhnen, immer auf den Schoß irgendwelcher Erwachsenen klettern zu wollen. Das sei alles Anstellerei. Der Junge verstand die Welt nicht mehr, als man ihn nun plötzlich daran hinderte, Geborgenheit und Sicherheit zu suchen. Er weinte und konnte weder aufgrund seines Alters noch seiner fehlenden Sprachkenntnisse begreifen, was man ihm da antat. Er schrie und streckte seine Ärmchen nach den wenigen Personen aus, denen er vertraute, doch diese wurden in barschem Ton darauf hingewiesen, dass sie sich daran zu halten hätten, was beschlossen wurde. Ich merkte an, dass ich das nicht in Ordnung fände (aus besagten Gründen) und machte mich damit extrem unbeliebt bei den Kolleginnen. Sehr oft musste ich ein solches „erzieherisches“ Verhalten erleben, bei dem die fehlenden fachlichen Kenntnisse, die Unlust oder der Zeitmangel mehr wogen als die Herzenswärme.

      Ich habe es sogar erlebt, dass die ganz Kleinen einfach im Außenbereich in ihrem Kinderwagen festgeschnallt wurden, damit sie eine Weile „aus dem Weg“ waren.

      Es ist wie es ist. Unter Dreijährige werden meistens einfach nur durch den Kindergartenalltag hindurch geschleust - ungeachtet ihrer echten Bedürfnisse. Seien Sie sicher, dass das Fachpersonal sich in Gegenwart anwesender Eltern immer nur von seiner besten Seite zeigt. Wenn Sie also Ihr unter dreijähriges Kind in einem Kindergarten abgeben, dann sollten sie nie davon ausgehen, dass es dort die Förderung und Zuwendung bekommt, die man ihm in privater Umgebung angedeihen lassen könnte. Es wird verwahrt, beaufsichtigt, hier und da wird mal ein Liedchen gesungen oder mit Farben und Materialien experimentiert. Aber Eltern können von niemandem ersetzt werden - erst recht nicht von einem überforderten Personal.

      Ich entschuldige mich bei all den Kolleginnen und Kollegen, die, trotz aller widriger Umstände, eine hervorragende Arbeit in der Betreuung der U3-Kinder leisten. Ich bitte aber alle Eltern inständig, sich gut zu überlegen, ob sie ihr Kind wirklich derart früh abgeben müssen, auch, wenn sie aus irgendeinem Grund unter Druck stehen. Es gibt durchaus genug Entwicklungspsychologen, die sagen, dass das Kind unter drei Jahren nicht reif für den Kindergarten ist. Und ich teile diese Meinung - vor allem deshalb, weil ich mit eigenen Augen immer wieder gesehen habe, wie sehr die allermeisten Kinder in diesem Alter leiden. Und wer weiß, wie vielen Kindern man es einfach nur nicht anmerkt…

      Gründliche Prüfung der Einrichtung nötig

      Sie wollen oder müssen Ihr Kind unbedingt abgeben? Bitte überprüfen Sie im Vorfeld folgende Aspekte:

      • Sehen Sie Ihr Kind dazu in der Lage, mehrere Stunden einen Kindergartenalltag mit viel Lautstärke und einer Masse an Menschen und Eindrücken auszuhalten?

      • Kann es sich ohne Probleme von Ihnen trennen?

      • Empfinden Sie die betreuende Erzieherin als kompetent und herzenswarm?

      • Wie sind der Personalschlüssel und die Gruppenstärke?

      • Ist vor Ort garantiert, dass man auf die speziellen Bedürfnisse, z.B. auch den Schlaf- und Essrhythmus Ihres Kindes, eingehen kann?

      • Kann die Einrichtung auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten reagieren bzw. sehen Sie in dieser Einrichtung Ihre eigenen Vorstellungen von gesunder Ernährung vertreten?

      • Wie geht man

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