Whitney Houston. Mark Bego
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Im Jahr 2001 schien ihre Welt zu zerbrechen. Es sah so aus, als wollte Whitney selbst mit aller Macht jenes Erfolgsimage zerstören, das so sorgfältig und mühevoll für sie aufgebaut worden war. 2005, als das amerikanische Fernsehen die imageschädigende Reality-Serie Being Bobby Brown zeigte, wurde Whitney Houston in der Presse als arrogant, unzuverlässig, drogensüchtig und paranoid dargestellt, als Frau, die sowohl ihr gutes Aussehen als auch ihre Stimme leichtfertig ruiniert hatte. Selbst ihre treuesten Fans wandten sich allmählich von ihr ab.
Die Hochzeit mit dem durchaus talentierten, aber schwierigen „Bad Boy“ Bobby Brown hatte zu starken Veränderungen in ihrem Leben geführt. Damit hatten der in der Presse ausführlich dokumentierte Drogenmissbrauch begonnen, die abgesagten Konzerte, das öffentliche Abkanzeln von Fans und die Konflikte mit dem Gesetz, und schließlich sah Whitney auch noch erschreckend dünn und ausgezehrt aus. Früher hatte ihr Name auf einem CD-Cover einen weltweiten Hit garantiert. Nun musste sie plötzlich feststellen, dass sie von den Radiomachern ebenso ignoriert wurde wie von den Schallplattenkäufern.
Bobby Brown war ursprünglich in den Achtzigern als Mitglied der R&B-Gruppe The New Edition bekannt geworden. Später machte er jedoch vor allem wegen seiner betrunkenen Pöbeleien, der handgreiflichen Auseinandersetzungen mit Whitney in aller Öffentlichkeit und seiner notorischen Fremdgeherei Schlagzeilen. Neben der gemeinsamen Tochter mit Whitney Houston hat er eine Reihe unehelicher Kinder, und es ist vielleicht typisch, dass ausgerechnet ein Song mit dem Titel „Humpin’ Around“ – zu deutsch etwa „Rumbumsen“ – zu seinem größten Solo-Hit wurde. Es war ihm zuzuschreiben, dass sich Whitney immer mehr von ihrer Familie, ihren Freunden und ihren Fans entfernte.
Unter seinem Einfluss entstand 2002 das spannungsarme Album Just Whitney, von dem weltweit nicht mehr als drei Millionen Exemplare abgesetzt werden konnten. Als erste Single wurde der defensive, paranoide Song „Whatchulookinat“ ausgekoppelt, der in den Charts überhaupt keinen Eindruck hinterließ. Der Blick der Öffentlichkeit ruhte inzwischen nicht mehr wohlwollend und liebevoll wie früher auf Whitneys einst so klassischer Schönheit, sondern war eher mit dem Entsetzen und Staunen zu vergleichen, das man angesichts eines Verkehrsunfalls empfindet.
Nur wenige Künstler haben je die Höhen erklommen, die Whitney Houstons Karriere bereithielt, und noch weniger sind in so kurzer Zeit so tief gefallen. Lange zählte sie zu den beliebtesten Sängerinnen und Schauspielerinnen weltweit und wurde wegen ihrer hervorragenden Stimme gefeiert. Doch zu Beginn des neuen Jahrtausends versank Whitney im Sumpf der Schlagzeilen. Sie beklagte sich öffentlich, die Boulevardpresse versuche sie fertigzumachen und ihren Namen zu beschmutzen. Dennoch war es immer noch sie selbst, die für die schockierenden Neuigkeiten sorgte.
Sie galt plötzlich als drogensüchtiger, unberechenbarer, unzuverlässiger, arroganter, abgehalfterter Star von gestern. Und trotz dreier erfolgreicher Hollywood-Produktionen wollte auch niemand aus dem Filmgeschäft noch etwas mit ihr zu tun haben. Zudem kursierten seit Jahren Gerüchte, ihre Ehe mit Bobby Brown sei ein reines Täuschungsmanöver, während sie in Wirklichkeit lesbisch sei.
Dass ihre Karriere derartig zerfiel, hatte auch mit ihrem ausgemergelten, müden Aussehen zu tun – und mit der Tatsache, dass sie die hohen Töne, die einst mühelos aus ihrer Kehle gedrungen waren, nun einfach nicht mehr traf. War Whitney Houston unter den schädigenden Einfluss ihres kriminellen Ehemanns geraten? Oder zeigte sie nun erst ihr wahres Gesicht? Der absolute Tiefpunkt ihrer Karriere war zweifelsohne ihr Auftritt in der scheußlichen Reality-Show Being Bobby Brown, in der sich das berüchtigte Duo als abstoßendes Paar präsentierte, das Drogen nahm und sich gegenseitig immer tiefer in den Abgrund hinabzog.
Dann endlich ließ sich Whitney Houston 2007 offiziell von Bobby Brown scheiden, und beinahe unmittelbar darauf begann sie, an ihrem Comeback zu arbeiten. Kaum dass Bobby Brown von der Bildfläche verschwunden war, kehrte der Mann zurück, der stets an sie geglaubt hatte, und der sie zu einer international berühmten Sängerin gemacht hatte: Clive Davis. Er erklärte es zu seinem persönlichen Ziel, Whitney Houston wieder zu dem großen Star zu machen, der sie einmal gewesen war.
Die Öffentlichkeit liebt Erfolgsgeschichten. Aber noch mehr lieben es die Menschen, wenn jemand erst strauchelt, um dann zurückzukehren, mit noch größerer Kraft und noch größerer Entschlossenheit. Und es gibt niemanden im Showgeschäft, der das besser hinbekommen hätte als Whitney Houston. Mit dem Album, das Clive Davis 2009 für sie erschuf, I Look To You, ist sie zurückgekehrt – als schillernder Superstar.
Whitney verblüffte die Welt mit ihrem Talent, ihrem guten Aussehen und ihrer ausdrucksvollen Stimme. Sie wurde eine einzigartige Sängerin und eine preisgekrönte Schauspielerin. Als sie in Ungnade fiel und ihr Leben in Scherben lag, stand es auf Messers Schneide, wie ihr weiteres Schicksal aussehen würde. Whitney verblüffte die Welt mit ihrem Talent, ihrem guten Aussehen und ihrer ausdrucksvollen Stimme. Sie wurde eine einzigartige Sängerin und eine preisgekrönte Schauspielerin. Und als das Album I Look At You 2009 die Charts stürmte und die Single „I Didn’t Know My Strength“ ein Hit wurde, sah es für kurze Zeit so aus, als würde sie den Traum noch einmal leben können, als würde sie ein neues Erfolgskapitel in der Geschichte ihrer Karriere aufschlagen.
Doch dann zeigte die gescheiterte Welttournee, dass sie völlig unzuverlässig geworden war, dass ihre Stimme keine Kraft mehr hatte und es um ihre Gesundheit nicht zum Besten stand. In Australien fiel sie völlig durch, und bei einigen Konzerten verließen die Besucher noch während ihrer Show die Hallen. Ihre Europa-Tournee begann mit der Absage der Gigs in Paris, Manchester und Glasgow. Zwar war in den Presseerklärungen von krankheitsbedingten Problemen die Rede, aber andere Quellen wollten wissen, dass der Grund dafür in ihrem fortgesetzten Drogenmissbrauch lag. Das führte wiederum dazu, dass die Konzertpromoter in den USA kein Interesse mehr daran hatten, sie für Live-Shows in den Staaten zu buchen.
Whitney Houston stand einmal an der Spitze des internationalen Showgeschäfts. Sie hatte alles, und dann verlor sie alles. 20 Jahre lang war sie einen selbstzerstörerischen Weg gegangen, und schließlich deutete alles darauf hin, dass sie an ihrer exzessiven Lebensführung und dem Drogen- und Alkoholmissbrauch zugrunde ging. Zwar wurden die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung nach ihrem plötzlichen Tod nicht umgehend veröffentlicht, aber dennoch wurde sofort spekuliert, dass ihr Drogenkonsum dazu geführt hatte, dass sie mit nur 48 Jahren von der Lebensbühne abtrat. Es gab niemandem im ganzen Showgeschäft, der mehr Talent und Möglichkeiten gehabt hatte. Ihr Name lautete Whitney Houston, und dies ist ihre Geschichte.
Der 1. September 2009 ist ein schöner warmer Spätsommertag. Vor dem Hintergrund der Skyline von Manhattan wird im New Yorker Central Park eine große Konzertbühne errichtet, und schon seit dem Vorabend stehen Menschen Schlange, um die ersten zu sein, die am Morgen in den Zuschauerbereich gelassen werden. Sie freuen sich auf das Gratiskonzert einer Künstlerin, die einst sehr geliebt wurde, dann eine Weile verschwand und nun wieder in das Licht der Öffentlichkeit zurückgekehrt ist. Whitney Houston war erst zwanzig Jahre alt, als die Pop-Welt sich in sie verliebte. Nun, fünfundzwanzig Jahre später, ist sie wieder da und kann es kaum erwarten, den Fans zu zeigen, wie sie heute aussieht und wie sie heute klingt.
Von einem guten Aussichtspunkt aus kann man an einem klaren Tag von Newark, New Jersey aus über den Hudson River nach Osten blicken und die Wolkenkratzer der City von New York erkennen. Hier, in Newark, kam Whitney Houston vor sechsundvierzig Jahren zur Welt, und auch ihr Blick richtete sich schon bald auf die benachbarte Metropole: Sie träumte davon, eines Tages dort auftreten zu können, so wie ihre Mutter Cissy Houston, die in den