Whitney Houston. Mark Bego

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Whitney Houston - Mark  Bego

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dass diese drei Songs, die zu ihren stärksten Auftritten als Sängerin zählten, ausgerechnet ein Album des Mannes zierten, der ihre Nichte Dionne als Produzent betreute – die Welt ist eben doch oft ein Dorf.

      Allerdings ging es mit Cissys Karriere in den Siebzigern nicht besonders gut voran. „Ich weiß nicht, was da falsch lief“, sagte sie. „Aber ich war irgendwann total genervt. Ich war schon so lange in dem Geschäft, und es hat mich sehr entmutigt, wenn ich sah, dass Leute, die quasi erst gestern angefangen hatten, schon an die Spitze der Charts stürmten. Eine Zeitlang dachte ich darüber nach, aufzuhören und mich nur noch um meine Familie zu kümmern. Aber innerlich wusste ich, dass ich immer wieder zur Musik zurückkehren würde.“

      Cissy arbeitete eine Weile als Backgroundsängerin, bevor sie 1972 wieder die Sweet Inspirations zusammentrommelte, um an Aretha Franklins Album Young, Gifted And Black mitzuarbeiten.

      1976 eroberte in New York ein neuer Trend die Musikszene – ein Sound, den man Disco nannte. Plötzlich nahmen alle Songs im Disco-Stil auf. Cissy hatte sich damals auf den kleinen Bühnen und Clubs von New York einen guten Namen gemacht und war vor allem für ihre Soul-Version eines Songs aus dem Broadway-Musical Annie bekannt geworden, der „Tomorrow“ hieß. Niemand im ganzen Musikgeschäft konnte diesen Titel so singen wie Cissy Houston. Die Zuschauer strömten in kleine Clubs wie das Reno Sweeney in Greenwich Village oder den Dinner-Club Les Mouches an der Kreuzung 11th Avenue und West 26th Street. 1977 schließlich hatte Cissy mit dem Album Cissy Houston, das auf Private Stock Records erschien, den wohl größten LP-Erfolg ihrer Karriere. „Tomorrow“ war darauf ebenso enthalten wie „He Ain’t Heavy, He’s My Brother“ und „Make It Easy On Yourself“ – Coverversionen, die so gut waren, dass sie die Originale vergessen ließen.

      Es schien unvermeidlich, dass Cissy 1978 ebenfalls auf den Disco-Zug aufsprang. Alben mit Balladen verkauften sich nicht mehr – die Leute wollten tanzen und sonst nichts. Cissys größter Disco-Hit war von eben jener Energie geprägt, mit der sie sonst die Songs anderer Künstler veredelt hatte. „Think It Over“ wurde zu einem echten Disco-Knüller.

      In den Achtzigern trat Cissy weiterhin in den New Yorker Clubs auf und nahm schließlich ihre junge Tochter mit, Whitney, die nun ihrerseits die Begleitung ihrer Mutter übernahm. Cissy selbst sang auch weiter Background-Vocals; sie war beispielsweise auf allen Platten von Luther Vandross zu hören und auch auf all jenen, die der Sänger für Dionne Warwick und Aretha Franklin produzierte, die damals beide bei Arista Records unter Vertrag standen. Cissy konnte es noch nicht ahnen, aber genau bei diesem Label sollte auch ihre Tochter eines Tages zu einem der größten Stars der Musikbranche werden.

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      Whitney Houston wurde im wahrsten Sinne des Wortes ins Musikgeschäft hineingeboren. Im Sommer 1963, als Cissy Houston mit ihrer Tochter schwanger war, sang sie in den Atlantic Studios Background-Vocals für große Musikproduktionen ein. Wie Whitney später berichtete, waren die Toningenieure im Studio recht besorgt, weil Cissy auch in den letzten Wochen vor der Geburt noch vor dem Mikrofon stand, aber sie sang trotzdem.

      „Mommy erzählte, die Produzenten seien damals deswegen ziemlich nervös gewesen“, berichtete Whitney, „aber sie sagte ihnen einfach, sie sollten sich keine Gedanken machen, und dann arbeitete sie weiter.“

      Ihr Vater John Houston scherzte einmal gegenüber Whitney: „Du kannst dich nicht an das erste Mal erinnern, dass du in einem Plattenstudio warst, weil deine Mutter damals noch mit dir schwanger war!“

      Als Cissy zur Geburt ins Krankenhaus kam, lenkte sie sich zwischen den Wehen ein wenig mit Fernsehen ab und sah dabei unter anderem auch die Sitcom Hazel. Shirley Booth spielte darin das Hausmädchen einer wohlhabenden Familie, während die Frau, für die sie arbeitete und die sie stets nur „Mrs. B.“ nannte, von der Schauspielerin Whitney Blake verkörpert wurde. Cissy beschloss, wenn sie ein Mädchen zur Welt bringen würde, dann sollte es den Namen Whitney tragen.

      Whitney Houston wurde am 9. August 1963 als jüngstes von drei Kindern geboren. Ihre Eltern John und Cissy hatten bereits zwei Söhne, den zwei Jahre älteren Michael und Whitneys sechs Jahre älteren Halbbruder Gary Garland. Cissy verriet nie sehr viel über ihre Beziehung mit Garys Vater, aber John erzog ihn stets so, als sei er sein eigener Sohn.

      Das Haus ihrer Eltern in New Jersey war, wie Whitney sich später erinnerte, ein Ort, an dem eine äußerst kreative Atmosphäre herrschte. Durch die Karriere ihrer Mutter und die Tatsache, dass auch ihre Cousine Dionne Warwick eine äußerst erfolgreiche Sängerin war, deren Karriere gerade in Schwung kam, spielte Musik bei den Houstons stets eine große Rolle. Whitney kam in der Kirche zudem viel mit Gospelmusik in Berührung, und von daher hatte sie stets das Gefühl, zum Singen geboren zu sein.

      Als kleines Mädchen bekam sie den Spitznamen Nippy, mit dem sie später auf der Rückseite des Plattencovers von Whitney Houston Danksagungen an enge Freunde unterschrieb. Whitney erklärte dazu: „Mein Vater hat mir den Namen gegeben, als ich noch ganz klein war. Ich weiß nicht wieso, es war einfach so ein Einfall von ihm: Nippy!“

      Whitney erinnerte sich vor allem an die schönen Erlebnisse jener Zeit, in der sie als jüngstes von zwei Kindern aufwuchs, bewacht von zwei großen Brüdern, die sie durchaus auch hätten piesacken können. „Da ich ja das einzige Mädchen war, hätte man denken können, ich hätte es schwer gehabt“, sagte sie später. „Hatte ich auch. Aber ich muss zugeben, dass ich es auch gar nicht anders hätte haben wollen!“ Stolz setzte sie hinzu: „In meiner Familie können alle Geschwister meiner Mutter singen, und ihre Kinder auch, sodass es für mich nichts Besonderes war, eine gute Stimme zu haben und den Ton halten zu können.“

      Die kleine Tochter von Cissy Houston war natürlich schon als Baby von Gesang umgeben. „Ich wuchs gewissermaßen in der Kirche auf, und Gospelmusik war stets ein sehr wichtiger Teil unseres Lebens“, erinnert sie sich. „Dadurch habe ich viel über das Singen gelernt. Ich habe dadurch auch einen Zugang zu Gefühl und Spiritualität bekommen, und es half mir herauszufinden, worüber ich sang, denn in der Gospelmusik ist der Text das A und O. Heute ist es so, dass ich es fühle, egal was ich singe, ob es Gospel ist oder Pop oder R&B. Diesen Zugang zur Musik habe ich durch den Gospelgesang entwickelt, dem ich durch meine Mutter schon so früh ausgesetzt war. Man kann das Publikum nicht emotional bewegen, wenn man nicht selbst die Emotionen empfindet.“

      Whitney erinnert sich gern an das Leben im Haus ihrer Eltern. „Überall war Musik. Gospelmusik natürlich, aber meine Eltern hörten auch alles mögliche andere – Rhythm & Blues, Jazz, Pop.“

      Dank ihrer Mutter ging Whitney schon als kleines Mädchen in den großen Aufnahmestudios ein und aus und konnte miterleben, wie einige der großen Namen im Musikgeschäft ihre Platten einspielten. Besonders lebhaft erinnert sie sich daran, wie sie mit ihrer Mutter über den Hudson River von New Jersey nach New York fuhr, weil Cissy mit Aretha Franklin singen sollte. Whitney saß im Regieraum hinter der riesigen, schalldichten Glasscheibe und sah der Session zu.

      „Ich war ungefähr sechs oder sieben“, erinnerte sich Whitney, „und ich kletterte zum Fenster hoch, damit ich meine Mutter singen sehen konnte. Und ich redete mit ‚Tante Ree‘. Dass Aretha Franklin berühmt war, davon hatte ich keine Ahnung – ich wusste nur, dass ich sie gerne singen hörte!“

      Die Fahrten zu den Aufnahmestudios machten großen Eindruck auf die kleine Nippy. „Ich unterhielt mich sehr viel mit Aretha und Wilson Pickett“, erinnerte sie sich später sehr genau. „Es war eine überaus kreative Atmosphäre. Als ich Aretha singen hörte, konnte ich ihre emotionale Ausdruckskraft ganz stark spüren. Es kam von ganz tief in ihr drin. Ich dachte damals, das will ich auch.“

      Zusammen mit ihren älteren Brüdern

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