Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018. Pete Hackett
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018 - Pete Hackett страница 31
Der Angeredete nickte bedächtig und sah auf seine Stiefelspitzen nieder.
„Du und ich, wir beide sind wie Adler, Bruder. Wir können uns erheben, wenn es uns passt, das aber wird unser Kleiner nie können. Es wäre daher besser für ihn, wenn er die Gastfreundschaft der Rohhäuter nicht länger in Anspruch nehmen würde. Er ist flügge geworden und wird auf eigenen Beinen stehen können. Er schießt eine schnelle Kugel und ist auch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Das beste ist, Sonny, wenn du verschwindest!“
„Ich glaube das auch“, sagte Lee. „Mach dich davon, bevor der Alte dir den Kopf abschießt und wir für dich ein Grab ausheben müssen. Diese attraktive Ann hat völlig die Übersicht verloren. Ihr ewig nörgelnder, zur Gewalt neigender Mann ist ihr wohl stets gleichgültig gewesen. Sie sieht nur noch dich, mein Junge, und wenn du bleibst, so werdet ihr beide bald dieser schönen Welt so long sagen müssen. Es lohnt sich nicht, Kleiner, denn das Leben ist lebenswert. Wenn man erst die Augen für immer geschlossen hat, gibt es kein Erwachen im hellen Sonnenlicht. Es gibt überall schöne Frauen und wenn du dir die Mühe machst, ein wenig in der Welt herumzureiten, wirst du es immer wieder bestätigt bekommen.“
„Genau so ist es“, bekräftigte Paul. „Das war die längste Rede, die du jemals gehalten hast, Lee. Tu, was wir dir anraten, Kleiner, verschwinde heimlich still und leise, noch in dieser Nacht. Der Alte hat nichts Gutes mit dir vor.“
„Ich habe nichts Unrechtes getan.“
„Darauf kommt es nicht an. Ich sagte schon einmal, dass du Pech hast und es dir irgendwie anhaftet. Du wolltest schon immer das Grab deines Vaters besuchen, nun, das kannst du jetzt tun. Es
sind Jahre vergangen und deine Steckbriefe sind verwittert. Die Jahre haben dich so verändert, dass dich kaum noch ein Verwandter erkennen würde. Es ist also kein Grund, es nicht zu tun. Wenn du erst fort bist, wird das Strohfeuer abbrennen und alles wieder in Ordnung kommen.“
„Ich habe keine Angst, vor niemandem!“
„Kleiner, wir wissen das zu schätzen, aber es nützt dir nichts. Diese Rohhäuter kennen eine Menge giftiger Pflanzen und Wurzeln, mit deren Extrakt sie dich ins Jenseits befördern könnten. Mein Bruder und ich würden dann mit dir die lange Reise antreten, und danach ist uns nicht zumute. Wir wollen noch bei unseren Freunden bleiben. Deine Zeit bei den Rohhäutern ist jedoch abgelaufen.“
Dan Flemming schwieg. Vielleicht dämmerte es ihm jetzt, dass er die Warnung der Freunde nicht in den Wind schlagen durfte. In den nächsten Stunden machte er Beobachtungen, die ihm allen Grund zur Unruhe gaben. Nicht einer der Stammesangehörigen zeigte mehr ihm gegenüber die alte Vertraulichkeit, die Dan so sehr schätzte und die ihn in dieser Gemeinschaft wie auf einer weichen Woge getragen hatte. Bevor es dämmerte und die Wagen angehalten wurden, hörte Dan Annes weiche Stimme: „Heute Nacht müssen wir fliehen, Dan! Man misstraut uns bereits.“
„Ich habe ihnen keinen Grund dazu gegeben, Ann“, flüsterte er zurück, ohne seine liegende Haltung zu verändern.
„Er hat mich geschlagen“, fuhr sie fort. „Aber ich ertrage alles, denn ich weiß, bald sind wir in Freiheit, du und ich. Ein neues Leben tut sich für uns beide auf.“
„Ann, warum zum Teufel glaubst du, dass ich etwas tun werde, wonach mir nicht der Sinn steht?“
„Dir bleibt keine andere Wahl, sie bringen dich sonst um. Ich habe es bereits gehört, Dan, und ...“ Sie sprach nicht weiter, denn Schritte näherten sich. Die Vorsicht ließ sie schweigen.
Jetzt war Dan auch von jener Frau gewarnt, die mit ihm fliehen wollte. Als die Nacht hereinbrach, gab es einen Augenblick, in dem sie ihm zuflüstern konnte:
„Ich werde die Pferde bereitstellen, Dan. Also dann bis Mitternacht.“
Bevor Dan antworten konnte, hörte er an dem Geräusch hinter sich, dass sie sich bereits entfernt
hatte. Er blieb lang ausgestreckt liegen und schaute zum Nachthimmel hinauf, an dem ungezählte Sterne leuchteten. Ringsum war das träge Leben der Rohhäuter im Gange. Ihre struppigen Hunde hatten sich zu einem Rudel vereint und machten irgendwo in der Gegend mit lautem Gebell Jagd auf einen Hasen.
Ich befinde mich in ähnlicher Lage wie der Hase, dachte Dan und hockte sich auf. Er lauschte auf das Treiben ringsum, prüfte den Sitz seines Colts, dann schob er sich langsam durch die Wagenplane an der dem Feuer abgewandten Seite. Etwas später stand er neben dem Planwagen, der ihm für einige Jahre eine Art Heimat gewesen war. Er zuckte zusammen, als er Paul Millards Stimme hinter sich hörte.
„Kleiner, du bist vernünftiger als wir dachten. Hinter dem Rundhügel am Bach steht ein gesatteltes Pferd mit einer aufgelegten Provianttasche. Also los denn und — so long!“
Dan Flemming bewegte sich nicht, die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Eine Hand legte sich schwer auf seine rechte Schulter.
„Sie ist wirklich betörend, diese schwarzhaarige Hexe, die alle Männer, wenn sie es nur wollte, verzaubern könnte. Du stehst in ihrem Bann, Kleiner. Alles ist schwer wie Blei, nicht wahr?“
„Ich glaube schon, Paul.“
„Ich will für dich hoffen, dass es nur eine leidenschaftliche Aufwallung war, die sich bald legen wird. Vielleicht ist es nur eine Art Panikstimmung, die Ann kopflos macht, denn sollte es tiefer in ihr sitzen, wirst du sie niemals abhängen können.“
„Paul — ich gehe jetzt.“
„Nur zu und bewege dich vorsichtig, denn nie zuvor hast du es nötiger gehabt.“
Es gab einen letzten Händedruck, dann bewegte sich Dan wie ein Schatten in die Dunkelheit hinein, lautlos wie ein Indianer, der ein feindliches Lager beschleicht. Von Paul und Lee hatte er gelernt, wie man vorgehen musste, wenn es kein Rascheln des Laubwerks oder Knacken von dürren Zweigen unter den Fußsohlen geben sollte. Die beiden Brüder waren ihm gute Lehrmeister gewesen. Jetzt machte es sich bezahlt, dass er immer lernbegierig gewesen war. Er atmete tief, als das Bachuferstrauchwerk sich hinter ihm schloss. Jetzt lag das Graswurzelkochfeuer hinter ihm und somit auch die Menschen, die das Camp bevölkerten.
Dan überquerte den Bach und bewegte sich auf den Rundhügel zu. Bevor er ihn überquerte, gewahrte er im letzten Augenblick den Schatten, der wuchtig auf ihn zusprang. Im schwachen Mondlicht schimmerte die gezückte Klinge eines zum Stoß bereiten Messers auf. Er duckte blitzschnell ab und fing den Arm mit dem Messer ab und riss so heftig an dem Arm, dass ein Stöhnen aus dem Munde des Mannes kam, der über ihn hinweg sauste. Im nächsten Augenblick ließ er den schlaff gewordenen Arm los, riss den Colt heraus und schlug mit dem Kolben zu. Er traf genau. Der Gegner streckte sich ohnmächtig geworden lautlos im Gras aus. Erst jetzt beugte Dan sich über den Mann und zuckte zurück, denn vor ihm im Gras lag der Oldman und Anführer der Rohhäuter, Ann Palmers Gatte.
Es war jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Dan nahm das Messer an sich, erhob sich und rannte um sein Leben. Das laute Stöhnen des Alten war gewiss bis zum Camp hin gehört worden. Das dort aufbrandende Wutgeheul verkündete nichts Gutes. Jetzt konnte nur noch die Schnelligkeit entscheiden. Einen Augenblick lang wollte Panik in Dan aufkommen. Was würde sein, wenn die Brüder kein Pferd bereitgestellt hatten?