Arztroman Sammelband: Drei Romane: Ihre Verzweiflung war groß und andere Romane. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Arztroman Sammelband: Drei Romane: Ihre Verzweiflung war groß und andere Romane - A. F. Morland страница 14
„Weil man eben zum Glücklichsein den richtigen Partner braucht – und nicht irgendeinen.“
„Ich bin dem Schicksal sehr dankbar dafür, dass es mir geholfen hat, ihn zu finden.“
„Mir geht es genauso.“
Sie küssten sich abermals und gingen dann, eng umschlungen wie ein frisch verliebtes Pärchen, weiter. Sven schlug eine Fahrt zum Chiemsee am kommenden Wochenende vor.
„Wir könnten segeln, wandern, es uns gutgehen lassen“, versuchte er Solveig die Idee schmackhaft zu machen.
„Hört sich verlockend an“, gab die aparte blonde Frau zu.
„Heißt das, du kannst dich frei machen?“ Erwachende Freude schwang in Svens Stimme mit.
Er bekam einen ihrer ernüchternden Seufzer zu hören. „Ach, Sven, es gibt nichts, was ich lieber täte, als mit dir ein Wochenende am Chiemsee zu verbringen.“
„Aber?“, fragte er mit gefurchter Stirn.
„Am Freitag wird ein Bus voller Franzosen angekarrt, um die ich mich kümmern muss. Ich kann beim besten Willen nicht weg“
Nun seufzte Sven. „Schade.“
Solveig sah ihn von der Seite unsicher an. „Bist du jetzt böse?“
„Warum sollte ich böse sein?“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Unser Beruf geht vor, das ist doch klar. Nein, ich bin nicht böse, nur ein bisschen traurig.“
„Es kommen ja noch andere Wochenenden“, tröstete ihn Solveig.
„Sicher“, nickte Sven. „Sicher.“ Aber dann würde wahrscheinlich er unabkömmlich sein, und wenn er dann endlich wieder Zeit hatte, würde Solveig irgendetwas Unaufschiebbares Vorhaben – und so würde die warme Jahreszeit zu Ende gehen und der Chiemsee zufrieren.
Aber war das denn wirklich so wichtig, mit Solveig zum Chiemsee zu fahren? Es war doch auch hier in München sehr schön mit ihr. Hauptsache sie waren zusammen. Wo – das war eigentlich von nebensächlicher Bedeutung.
„Ich würde mich freuen, wenn du heute Nacht bei mir bleiben würdest“, sagte Solveig mit sanfter Stimme.
Sven schmunzelte. „Ich hatte nicht vor, dich zu verlassen.“
„Ist es nicht wunderbar, dass wir in so vielen Dingen völlig übereinstimmen? Wir fühlen das Gleiche, wir denken das Gleiche, wir wünschen uns das Gleiche.“
Sven strich ihr sanft übers Haar. „Das ist ganz normal bei Menschen, die sich so gut verstehen wie wir beide.“
Sie kehrten zum Waldhotel Abel zurück. Einer von Solveigs Angestellten stürzte ihnen verstört entgegen. „Frau Abel! Herr Dr. Kayser!“
„Um Himmels Willen, was ist passiert?“, stieß Solveig atemlos hervor. „Einer unserer Gäste ... Herr Winter ... Ein schwerer Herzanfall ... Ich glaube, er stirbt ...“
10
„Auch mal zu Hause?“ Mit dieser provokanten Bemerkung betrat Sonja Winter das luxuriöse Wohnzimmer. „Übernachtest du heute gar nicht in deinem Büro?“
Patrick Winter saß auf der cremefarbenen Ledercouch. Er war umgeben von Geschäftspapieren, die er noch heute durcharbeiten musste. Seine Beine lagen auf dem Couchtisch aus Carrara-Marmor. Daneben stand eine Flasche Bier. Essensreste lagen auf einem Teller. Patrick hatte das Anzugjackett ausgezogen und über eine Sessellehne geworfen. Müdigkeit umschattete seine Augen.
Er hob den Kopf und sah seine Frau forschend an. „Wo kommst du her?“
„Ich war aus.“
„Mit wem?“
Sie zog die Clips von den Ohrläppchen und tat so, als habe sie die Frage nicht gehört. Sie ging zur Hausbar und nahm sich einen Drink.
„Ich fliege morgen früh nach Hongkong“, sagte Patrick.
„Und wie lange bleibst du da?“
„Voraussichtlich eine Woche.“ Er stand auf. Er war ein großer, dunkelhaariger Mann mit markant geschnittenen Zügen. Trotz der Müdigkeit im Blick, sah er sehr gut aus, aber Sonja empfand nicht mehr allzu viel für ihn.
Die Flamme der Liebe hatte einmal sehr hoch gelodert, doch nun war sie schon sehr tief niedergebrannt, und wenn kein Wunder geschah, würde sie wohl bald erlöschen.
Sonja gab niemandem die Schuld an dieser Entwicklung. Wahrscheinlich waren sie zu verschieden und hätten niemals heiraten und ein Kind haben dürfen. Aber sie waren nicht die einzigen auf der Welt, denen so ein Fehler unterlaufen war, sonst hätte es wohl kaum so viele unglückliche Ehen gegeben.
„Packst du mir meinen Koffer?“, sagte Patrick Winter.
Seine Frau nickte. „Natürlich.“
„Danke. Mach mir bitte auch einen Drink.“
Sonja erfüllte ihm den Wunsch. Sie reichte ihm das Glas mit den Worten: „Warum kommst du eigentlich nie auf die Idee, mich zu fragen, ob ich mitkommen möchte?“
„Du würdest dich nur langweilen. Mein Terminkalender ist zum Bersten voll. Ich hätte keine Minute Zeit für dich.“
Sie lächelte bitter. „Es wäre wie zu Hause.“
„Möchtest du denn mitkommen?“, fragte Patrick und nahm einen Schluck vom wasserklaren Gin.
„Nein, ich hab’ schon etwas vor.“
Patrick musterte sie mit schmalen Augen. „Darf man fragen, was? “
„Ich werde einige Tage in Kaprun verbringen“, antwortete sie leichthin. Sein Blick erforschte ihr schönes Gesicht. „Allein?“
„Was soll ich allein in Kaprun?“
„Wer wird dich begleiten?“, wollte Patrick wissen.
„Joachim Aiger. Er ist Mitglied unseres Clubs. Du kennst ihn – wenn auch nur flüchtig.“
Patrick dachte kurz nach. „Ja, ich glaube, mich an ihn zu erinnern. Trägt er nicht einen Vollbart?“