Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane. Alfred Bekker

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Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane - Alfred Bekker

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      „Ich wollte das alles nicht. Adele sicherlich genauso wenig. Es ist halt einfach passiert. Wir konnten uns nicht dagegen wehren. Es ist unabwendbar gewesen, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir haben uns gesehen und... haben uns unsterblich ineinander verliebt!“

      Das hätte er jetzt wirklich nicht mehr extra betonen müssen. Es war Gordula sowieso schon klar gewesen.

      Und dann fiel ihr etwas ein, das sie selber regelrecht wie ein Blitz traf:

      „Moment mal, und wieso tauchst du jetzt ausgerechnet bei mir auf? Nur um mir dies mitzuteilen oder was? Gut, auch noch herzlichen Dank für die schockierende Meldung, aber was willst du jetzt tatsächlich von mir?“

      Natürlich hatte sie ihn durchschaut: Er war nicht etwa gekommen, nur um ihr mal wieder zu zeigen, dass er ihre Freundschaft immer noch hoch hielt, sondern er hatte ein Anliegen.

      Und was konnte dieses sein?

      Johann Wetken wagte es nicht, mit der Tür ins Haus zu fallen. Er glaubte zwar, Gordula gut genug zu kennen, aber er hatte trotzdem keine Ahnung, wie sie auf die Eröffnung reagieren würde, dass er sie sozusagen für sein Strategiespiel missbraucht hatte, um vor seinem überaus strengen Vater bestehen zu können. Immerhin in einer Art und Weise, wie es nicht ohne Folgen bleiben konnte. Egal, ob er dies nun wollte oder nicht – und auch egal, ob Gordula dies noch wollte oder nicht.

      Er druckste zunächst nur herum, wobei Gordula zusehends misstrauisch wurde. Sie beobachtete ihn ganz genau, soweit dies bei diesen schlechten Lichtverhältnissen überhaupt möglich war. Zwar hatten sich ihre Augen daran gewöhnt, doch es reichte natürlich nicht wirklich dazu aus, Einzelheiten erkennen zu können.

      „Ich – ich bin irgendwie erwischt worden“, gab Johann zu.

      „Erwischt, als du dich mit dieser Adele getroffen hast oder was?“, hakte Gordula sogleich unbeirrbar nach.

      „Nein, nicht ganz“, berichtigte Johann verdattert: „Wir waren gestern Abend das letzte Mal verabredet gewesen, doch sie konnte nicht kommen. Ich habe die ganze Nacht lang auf sie gewartet. Vergeblich. Erst am Morgen ging ich wieder heim, und das war durchaus aufgefallen.“

      „Aha? Und das hat dann zu einem entsprechenden Donnerwetter deines alten Herrn geführt oder wie?“

      „Schlimmer noch!“, meinte Johann bitter. „Zunächst war ja alles ruhig. Ich habe mir natürlich schreckliche Sorgen um Adele gemacht, weil ich nicht wusste, was passiert war. Und dann stürmte Vater am Mittag bei mir herein. Er - er hatte erfahren, dass ich mich mit Adele hatte treffen wollen.“

      „Im Ernst? Aber wer hat ihm das denn verraten?“, fragte Gordula erschüttert.

      „Er hat es mir nicht gesagt, doch ich bin überzeugt davon, dass Adeles Großmutter dahinter steckt!“

      „Oh Gott, doch nicht etwa diese Margarethe Brinkmann, diese alte Hexe?“

      „Sage nicht Hexe“, murmelte er warnend und warf einen ängstlichen Blick in die Runde. „Du weißt, was das für Folgen haben kann.“

      „Das sagst ausgerechnet du, der du dich bereits in der schlimmsten Situation befindest, die ich mir denken kann? Und was die Bezeichnung als Hexe betrifft: Das hätte doch keine schlimmen Folgen für sie, doch nicht für Margarethe Brinkmann!

      Außerdem gibt es derzeit keine aktiven Hexenverfolgungen, und um es zu betonen: Selbst wenn man Margarethe Brinkmann der Hexerei beschuldigen würde, was ich persönlich sogar nicht so ganz unrichtig finden würde, hätte sie genügend Macht, um alle Beschuldigungen wirkungsvoll von sich abzuwenden. Jede andere würde unter der Folter, am Galgen oder gar auf dem Scheiterhaufen enden, aber doch nicht sie!“

      „Trotzdem!“, beharrte Johann.

      Er hätte jetzt Gordula erklären können, dass er persönlich sowieso völlig gegen jegliche Hexenverfolgung war, weil er die Meinung derer teilte, dass es sich dabei in der Regel um Unschuldige handelte, die irgendwer aus möglicherweise niederen Gründen aus dem Weg haben wollte, aber das hätte jetzt zu weit geführt. Er war ja aus einem ganz anderen Grund hier.

      „Wie auch immer“, wechselte Gordula kopfschüttelnd das Thema: „Deren Aufmerksamkeit sollte man trotzdem lieber nicht erregen, die Aufmerksamkeit von Margarethe Brinkmann!“

      „Habe ich aber, ungewollt, allein nur, indem ich mich auf ihre Enkeltochter eingelassen habe. Dafür hat sie sich gerächt, indem sie es irgendwie meinem Vater zugespielt hat. Du kannst dir vorstellen, wie der reagierte.“

      „Ja, lebhaft! Und jetzt? Was ist danach passiert?“

      Sie legte wie lauernd ihren hübschen Kopf schief und betrachtete ihn aus verengten Augen.

      „Was hast du sonst noch alles angestellt, mein Lieber? Gib es zu!“

      „Äh, ja, dir kann man wirklich nichts vormachen, Gordula. Es – es gibt nicht viele junge Frauen heutzutage, die so klug sind wie du.“

      „Überhaupt sonst keine!“, unterbrach sie ihn mit einem flüchtigen Lächeln.

      „Äh“, fuhr er verdattert fort, „ich musste mich ja irgendwie herausreden. Du weißt ja, ich soll ja irgendwann in die Fußstapfen meines Vaters treten. Und in diesen Plan passt natürlich eine Verbindung zur Enkelin von Margarethe Brinkmann nun wirklich nicht hinein. Er wollte mich sogar enterben und weiß nicht was sonst noch mit mir anstellen. Ich habe ihn jedenfalls noch niemals in meinem Leben dermaßen wütend gesehen, und du kennst ihn ja und weißt, wie jähzornig er sowieso schon ist.“

      „Ich habe es zwar noch nicht persönlich erlebt, aber es wird darüber geredet“, relativierte sie seine Aussage. „Aber erzähle weiter: Was war denn deine Strategie? Könnte es denn sein, dass sie irgendwie... mit mir zu tun hat?“

      Jetzt hatte sie es bereits vorweg genommen. In der Tat, Gordula konnte man nichts vormachen. Ihr nicht! Sie hatte ihn durchschaut.

      Aber so einfach gab Johann nicht auf. Er musste es ihr so verpackt klar machen, dass sie nicht allzu böse darüber reagierte. Bloß, wie sollte er das jetzt noch schaffen?

      Er musste es zumindest versuchen:

      „Also, es ging ja darum, dass ich Adele auf deinem kleinen Fest kennengelernt habe, und das wusste er bereits.“

      „Du meinst, diese Margarethe hat es ihm irgendwie gesteckt, nicht nur, dass du dich mit Adele getroffen hast, sondern auch das mit meinem Fest...?“

      Gordula brach erschrocken ab.

      „Ja, so ist es. Keine Ahnung, wie es herauskommen konnte. Ich weiß ja auch nicht, wie Adele und ich danach irgendwann aufgefallen waren. Immerhin nach einigen Wochen erst. Niemand außer uns wusste davon, wirklich niemand.“

      „Noch nicht einmal ich!“, zeigte sich Gordula durchaus ein wenig enttäuscht.

      „Ja, tut mir leid, Gordula, aber ich wollte dich da wirklich nicht mit hineinziehen.“

      „Hast du jetzt aber doch!“, warf sie ihm vor.

      „Ich weiß, und es tut mir unendlich leid. Das kannst du mir wirklich glauben. Aber nun, da mein Vater

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