Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane. Alfred Bekker

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Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane - Alfred Bekker

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es wissen!“

      Ihre Freundlichkeit war wie weggewischt. Gordula konnte auch ganz anders. Sie würde zwar niemals so schlimm werden wie Margarethe Brinkmann, aber niemand sollte sie unterschätzen, auch Johann nicht.

      Johann wusste das längst, deshalb fiel es ihm ja so besonders schwer, mit der Wahrheit herauszurücken, obwohl Gordula ihn sowieso schon durchschaut hatte. Aber sie wollte es jetzt aus seinem eigenen Mund hören. Sie wollte Einzelheiten erfahren: Was hatte Johann seinem Vater gegenüber behauptet?

      „Er hätte mich niemals mehr aus dem Haus gelassen, zumindest nicht die nächsten Wochen oder gar Monate. Deshalb habe ich ihm klar machen müssen, dass es besonders wichtig ist, mich mit dir zu treffen.“

      „Moment mal, willst du damit sagen, dass dein Vater von unserem heimlichen Treffen hier weiß? Dann ist es am Ende überhaupt nicht so heimlich?“

      „Es – es ging nicht anders. Ehrlich. Du musst mir das glauben. Aber keine Bange: Er mischt sich nicht ein.“

      „Ach? Und das soll mich jetzt beruhigen oder was? Ja, bist du denn jetzt völlig von allen guten Geistern verlassen? Wie kannst du dich denn dermaßen hinreißen lassen? Oder soll ich jetzt gar für dich die Suppe auslöffeln, die du dir selber eingebrockt hast?

      Lässt sich doch tatsächlich als Wetken mit einer Brinkmann ein. Nicht zu fassen!“

      „Bitte, Gordula, höre mir doch zu. Ich musste doch etwas sagen, was meinen Vater von seinen schlimmen Plänen mich betreffend abbringt. Wie soll ich denn jemals wieder Adele treffen können, wenn nicht...?“

      „Wie bitte? Du hast anscheinend immer noch nicht begriffen, in welche Lage du nicht nur dich selber, diese Adele und auch mich gebracht hast, sondern in welche Lage du deine eigene Gilde noch bringst? Glaubst du denn, du könntest dich ungestraft nicht nur gegen deinen eigenen Vater wenden, der für seine Strenge weithin gefürchtet ist, sondern sogar auch noch gegen diese Margarethe Brinkmann? Und dann auch noch unter Umständen, bei denen dir wirklich jeder, der auch nur halbwegs klar ist im Kopf, jegliche Hilfe untersagen muss?“

      Sehr betroffen starrte Johann zu Boden. Er brauchte eine Weile, um wieder sprechen zu können.

      Er hatte diese Standpauke seiner besten Freundin wahrlich verdient. Das wusste er selber. Aber was sollte er denn machen? Konnte er denn etwas dafür, dass er Adele so sehr liebe – und sie auch ihn?

      Dafür konnte niemand etwas.

      Und was war denn an dieser reinen Liebe so dermaßen schlimm, dass sich alle Welt jetzt gegen sie beide wandte? Nicht nur die Familie von Adele und seine eigene Familie, sondern nun auch Gordula Schopenbrink, auf die er sozusagen seine letzte Hoffnung gesetzt hatte?

      „Ich würde dich jetzt am liebsten einmal ordentlich durchprügeln“, murmelte Gordula leise. „Vielleicht würde dich das dann wieder zu Verstand bringen? Begreifst du zumindest das, Johann? Aber ich tu es nicht. Ich will nur selber endlich begreifen, was hier wirklich vorgeht.“

      Er hob den Blick.

      „Na, was denn wohl? Kannst du dir denn so gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn du jemand dermaßen liebst, dass du wirklich alles tun musst für diese Liebe?“

      „Wirklich alles?“

      „Na, wieso glaubst du, bin ich wohl hier? Du brauchst mir nicht zu helfen, wenn du nicht willst. Natürlich nicht. Das verlange ich auch gar nicht von dir. Ich will nur, dass du mich verstehst. Das ist schon alles.“

      „Aha? Und was, bitte, soll ich verstehen? Ja, ich kann mir vorstellen, wie du fühlst. Deshalb prügele ich dich ja auch nicht, obwohl ich es andererseits gern tun würde. Aber was gibt es dann da noch mehr zu verstehen? Na?“

      Diesmal hielt er ihrem fragenden Blick stand.

      „Ich habe Vater gegenüber behauptet, mich nicht mit Adele, sondern mit dir getroffen zu haben!“

      „Mit mir?“ Ihr fehlten mal wieder die Worte. Das zweite Mal nun schon innerhalb so kurzer Zeit. Das war wahrlich ein neuer Rekord bei ihr.

      Ihre Lippen malten zwar, um Worte zu bilden, doch vergeblich: Kein Laut kam mehr darüber.

      Johann beeilte sich zu versichern:

      „Vater wusste doch sowieso, dass ich auf deinem kleinen Fest war. Ihm ist doch klar, dass mich irgendwer dorthin eingeladen haben muss.“

      „Und da hast du ihm ja nur noch zu sagen brauchen, dass ich das war?“

      „Was hätte ich denn sonst sagen sollen?“

      „Gut, einverstanden. Das hat die Lage für mich sicherlich nicht verschlimmert, aber für dich wohl verbessert, weil du dir dabei gedacht hast: Ach, wenn mich Gordula schon zu ihrem Fest eingeladen hat und das sowieso schon herausgekommen ist, kommt es auf den Rest auch nicht mehr an. Schlimmer kann es sowieso nicht mehr werden für sie. Ist es nicht so?“

      „Äh, ja, so ungefähr...“, meinte Johann reichlich kleinlaut.

      „Und was noch?“, fragte sie gerade heraus.

      „Wie gesagt: Ich habe behauptet, wir hätten uns anschließend mehrmals getroffen, anstelle von Adele und mir. Weil wir richtig gute Freunde sind.“

      „Und das hat dir dein Vater tatsächlich abgenommen? Einfach so?“

      Es war deutlich, dass Gordula dies nun ganz und gar nicht glauben mochte.

      „Auch wenn es in seinen Ohren vielleicht ungewöhnlich geklungen hat, weil er sowieso niemals an eine Freundschaft zwischen Mann und Frau glauben könnte: Ja, er hat es wohl geglaubt, sonst wäre ich jetzt nicht hier.“

      „Um mich erneut zu treffen mit mir? Zu welchem Zweck wohl?“

      „Äh, ja, zu welchem Zweck...?“

      „Nun, das frage ich natürlich dich!“

      Sie sah ihn ziemlich böse an bei diesen Worten.

      Es blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als nun auch noch den möglicherweise ganz besonders peinlichen Rest der Geschichte zu gestehen:

      „Ich habe behauptet, dass zwischen uns das durchaus auch mehr werden könnte“, platzte es regelrecht aus ihm heraus.

      Überrascht sah sie ihn an.

      Und dann reagierte sie in einer Art und Weise, wie Johann dies wahrhaftig niemals mehr erwartet hätte, nicht angesichts ihrer bisherigen Reaktion auf dies alles:

      Sie begann nämlich zu lachen. Es schien sie köstlich zu amüsieren sogar.

      Oder war das jetzt so eine Art Galgenhumor?

      „Ja, na, dann...“, meinte sie schließlich, immer noch glucksend vor Heiterkeit. „Da schalten wir doch einfach mal die naive Gordula ein, um uns ein prima Alibi zu verschaffen, und dann nehmen wir sie auch gleich noch zur Braut. Bei einer dermaßen guten Partie kann sie ja wohl kaum etwas dagegen haben, nicht wahr?“

      Bei den folgenden Worten war jegliche Fröhlichkeit wieder aus

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