Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane. Alfred Bekker

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Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane - Alfred Bekker

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      „Dann halten wir nun einmal fest: Du hast mich vorgeschoben, um nicht zugeben zu müssen, dass du mit Adele Brinkmann angebandelt hast. Was für beide Häuser einem verabscheuungswürdigen Verbrechen gleich kommt. Zumindest werten diese das so.

      Doch weiter: Und nun willst du mich darum bitten, dass wir gemeinsam so tun, als würden wir uns näher kommen?

      Wie weit soll das dann eigentlich noch gehen? Bis zur Traumhochzeit, gefolgt von vielen kleinen gemeinsamen Kinderlein oder was?

      Mein Liebster, du magst vielleicht für die meisten Frauen, außerhalb der Brinkmann-Gilde natürlich, eine gute Partie sein, wenn nicht sogar die beste, aber leider nicht für mich. Denn ich bin eine waschechte Schopenbrink. Unser Hansehaus pflegt traditionell eine gewisse Neutralität. Wir wollen Geschäfte machen mit allen, nicht nur mit der Wetken-Gilde. Wir wollen offen bleiben für alle. Und mit einer Eheschließung würden wir beide diese Erfolgsstrategie leider komplett untergraben.

      Schon mal daran gedacht?“

      „Ja, habe ich!“, gestand Johann jetzt zu ihrem eigenen Erstaunen. „Und noch weiß ja niemand etwas davon. Nur mein Vater und wir beide. Also muss es ja nicht zwangsläufig so weit kommen.“

      „Und wie hast du dir das stattdessen gedacht?“

      „Waren wir nicht tatsächlich beste Freunde? Genau das können wir bleiben.“

      „Und wenn ich mich stattdessen auf einen anderen Mann einlasse? Was dann? Wie würde dann dein werter Herr Vater reagieren? Du hättest in seinen Augen total versagt.“

      „Ja, gewiss, aber erstens wäre das etwas, das jetzt noch keine Rolle spielt, sondern eben erst dann, wenn es so weit kommen sollte...“

      „Und zweitens?“

      „Zweitens wissen wir beide ja, dass ich in Wahrheit Adele will - und Adele will mich!“

      „Obwohl ihr beide nicht die geringste Chance habt, jemals zusammen zu kommen? Du bist ein Wetken und sie eine Brinkmann. Schon vergessen?“

      „Wie sollte ich das jemals vergessen?“

      „Wenn du jemals der Nachfolger deines Vaters werden willst, bleibt dies völlig unmöglich!“

      „Auch das weiß ich doch. Aber kannst du denn gar nicht verstehen, dass ich es zumindest meinem Vater gegenüber erst einmal so erklären musste, das mit dir und mir?“

      Jetzt lachte sie abermals.

      „Oh, klar, natürlich habe ich das verstanden. Ganz ehrlich: Ich hätte an deiner Stelle wohl nicht anders gehandelt. Es blieb dir ja eigentlich gar nichts anderes übrig.“

      Johann sah sie an und fragte sich, ob sie das jetzt wirklich ernst meinte oder ob es lediglich ihrem für gewöhnlich gern gepflegten Sarkasmus entsprang.

      Und sie meinte es diesmal trotzdem ernst. Ja, Gordula klopfte ihm sogar auch noch beruhigend auf die Schulter wie einem alten, vertrauten Kumpan.

      „Noch habe ich keinen künftigen Ehemann. Allein schon deshalb, weil ich den richtigen noch nicht gefunden habe. Auch du bist es nicht, wie ich dir versichern darf. Und das nicht erst, seit du dich auf diese Adele eingelassen hast. Und du weißt ja, wie sehr ich Spielchen liebe. Sonst würde ich ja auch keine kleinen Festlichkeiten organisieren, obwohl sie verboten sind - oder gerade weil sie verboten sind.“

      „Was – was willst du denn damit jetzt sagen?“, erkundigte sich Johann bang.

      Sie lachte ihn an. Oder aus?

      „Na, beruhige dich wieder, Bursche. Ich weiß natürlich, was Liebe ist, obwohl ich sie noch nicht selbst erfahren habe. Ich finde das Ganze einerseits ehrlich gesagt total romantisch, obwohl es andererseits ziemlich wahnsinnig erscheint. Aber gegen seine Gefühle kommt man halt nicht an. Vor allem nicht, wenn sie so stark sind wie offensichtlich bei euch beiden Turteltäubchen.

      Ich wäre ja ein wahrer Unmensch, wenn ich da nicht mitspielen würde.

      Allerdings unter meinen eigenen Bedingungen, nicht unter deinen oder gar denen deines Vaters!“

      Der letzte Satz würde lange noch in seinen Ohren nachhallen. Zumal er tatsächlich der abschließende Satz war, denn Gordula wandte sich grußlos ab und eilte davon, ehe Johann noch etwas sagen konnte.

      Welche Bedingungen sie überhaupt zu stellen beabsichtigte, blieb damit unausgesprochen. Darüber würde er tatsächlich noch zu grübeln haben.

      Er sah ihr verdattert hinterher, bis sie seinen Blicken entschwunden war.

      Ja, in der Tat: Wie hatte sie das eigentlich gemeint, das mit den eigenen Bedingungen?

      Und dann fiel ihm noch etwas ein, was er völlig vergessen hatte zu fragen:

      Wer hatte eigentlich Adele Brinkmann zu jenem Fest eingeladen, wenn nicht sie?

      Irgendwie erschien ihm diese Frage sogar von fundamentaler Bedeutung, obwohl er nicht wusste wieso. Noch nicht! Aber es war leider zu spät, Gordula danach zu fragen, denn sie war ja jetzt wieder weg.

      Johann musste das auf das nächste Treffen vertagen. Falls es ihm erneut gelingen würde, Vater dazu zu überreden – und falls Gordula dann tatsächlich auch kommen würde. Ganz so sicher erschien ihm das zu diesem Zeitpunkt keineswegs.

      Aber jetzt musste er erst einmal zurückkehren ins Haus seines Vaters.

      8

      Es war klar, dass Johanns Vater bereits auf seine Rückkehr wartete. Deswegen war Johann keineswegs überrascht darüber, dass er schon an der Haustür abgefangen wurde mit der Nachricht, sofort vor Georg Wetken zu erscheinen, ohne jegliche Umschweife.

      Also ging er zu ihm. Dabei war er halbwegs zuversichtlich, was das Gespräch mit seinem Vater erbringen würde. Er konnte zwar nicht wirklich so etwas wie einen Fortschritt verkünden, zumal Gordula ihm unmissverständlich klar gemacht hatte, dass sie niemals ein echtes Paar werden konnten, allein schon deshalb nicht, weil ihr Vater das verhindert hätte, aber ansonsten war es zumindest nicht negativ verlaufen. Ganz im Gegenteil: Er hatte immerhin damit reichlich Zeit gewonnen, um weitere Strategien zu überdenken.

      Georg Wetken gab sich überraschend gelassen, wie er da hinter seinem wuchtigen Schreibtisch thronte. Der überbreite Durchgang von seinem Arbeitszimmer zum Nachbarzimmer war offen. Für gewöhnlich musste man dieses Nebenzimmer betreten und durfte sich erst dem Schreibtisch von Georg Wetken nähern, wenn dieser dazu unmissverständlich aufforderte. Das galt auch für

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