Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane - Alfred Bekker страница 5
Während sie sich in der übrigen Zeit vor Sehnsucht füreinander regelrecht verzehrt hatten wohlgemerkt.
Aber war sie gerade deswegen aufgefallen? Weil man ihr die grenzenlose Verliebtheit regelrecht angesehen hatte? War es denn wirklich zu offensichtlich geworden, trotz aller Bemühungen, es nicht deutlich werden zu lassen?
Aber wem war es aufgefallen, also wer hatte sie letztlich an Margarethe verraten?
Die Warnung ihrer Großmutter war eindeutig gewesen. Sie hatte zwar nicht wörtlich ausgesprochen, dass jegliches weitere Treffen mit Johann einem Todesurteil gleich kommen würde, zumindest für Johann, aber dies stand eben unausgesprochen und nach wie vor als grausame Drohung im Raum.
Einmal abgesehen davon, dass alle ihrer Großmutter Margarethe gehorchenden Kräfte darauf gebündelt waren, genau ein solches Treffen nachhaltig zu verhindern.
Und Adele wusste aus bitterer Erfahrung, wie effektiv diese Kräfte sein konnten, denen sie sich unterwerfen musste, ob sie nun wollte oder nicht. Allein schon, um das Leben ihres über alles Geliebten nicht zu gefährden.
2
Nach Einbruch der Nacht war Johann Wetken immer noch unterwegs. Offiziell weilte er daheim in seinen Privatgemächern und wollte nicht gestört werden. Hier draußen befand er sich höchst inoffiziell, denn er war unterwegs, um sich mit Adele zu treffen, mit seiner über alles geliebten Adele. Noch wusste er ja nichts von dem Verbot der innerhalb der Brinkmann-Gilde wahrhaft allgewaltigen Großmutter Margarethe.
Und so war er viel zu früh am verabredeten Treffpunkt. Einerseits eben zu früh, weil sie unmöglich schon um diese Zeit vor Ort sein konnte, auch wenn sie hätte kommen können. Andererseits jedoch zu spät, weil die Entscheidung der Margarethe Brinkmann längst in die Tat umgesetzt wurde: Adele würde ohne Einwilligung ihrer Oma keinen Schritt mehr allein tun können, weder innerhalb noch außerhalb des Hansehauses Brinkmann, und eine solche Einwilligung war inzwischen unwahrscheinlicher noch als die Rückkehr des Adelstums nach Hamburg zu jener Zeit.
Wie immer verbrachte Johann die Warterei einerseits voller Vorfreude, andererseits jedoch mit durchaus sorgenvollen Gedanken um seine Geliebte. Es erfüllte ihn nämlich nicht mit Freude, es immerhin riskieren zu müssen, dass sie sich allein nach Einbruch der Dunkelheit auf den Weg machen musste zu ihm.
Zwar wurde die Gegend, in der sich die herrschaftlichen Villen der Obrigkeit befanden, verstärkt bewacht und jeder festgenommen, der nicht hierher gehörte, außerdem gab es überall hier Straßenbeleuchtung in der Form von Petroleumlampen, die regelmäßig gewartet wurden, doch ein unangenehmes Gefühl blieb dabei stets. Umso mehr natürlich würde sich Johann freuen, wenn seine Angebetete endlich auftauchen würde.
Doch genau darauf wartete er diesmal vergebens.
Er ließ noch viel mehr Zeit verstreichen, in der nicht enden wollenden Hoffnung, sie möge doch noch den Weg zu ihm finden, obwohl es ihm längst dämmerte, dass etwas Schlimmes dazwischen gekommen sein musste.
Blieb noch die Frage: Was konnte denn so schlimm sein?
War es vielleicht doch ein zu großes Risiko gewesen für eine so ansehnliche junge Hansefrau, nächtens sich allein auf die Straße zu wagen, ganz ohne jeglichen zusätzlichen Schutz? Viel zu weit weg möglicherweise von ihrem Haus, weil ihr Geliebter es nicht wagen konnte, näher heran zu kommen? Oder war sie nur unterwegs aufgehalten worden von übereifrigen Beschützern der Obrigkeit, die hier ständig patrouillierten?
Aber das konnte doch nicht so lange dauern, denn Adele war doch jedem von ihnen bekannt?
Was bliebe sonst noch zu bedenken, was ihr widerfahren sein könnte?
Auf die einzig richtige Lösung kam er in dieser Nacht leider nie, solange diese noch andauerte, dass nämlich Margarethe Brinkmann ihre Hände im Spiel hatte. Er war nach wie vor überzeugt davon, vorsichtig genug gewesen zu sein, und nicht nur er allein, sondern auch seine überaus geliebte Adele.
Adele!
Er sah sie so leibhaftig vor seinem inneren Auge, wann immer er in Gedanken ihren Namen aussprach, dass er beinahe glauben mochte, sie wäre doch noch zu ihm gekommen, hätte doch noch den Weg gefunden.
Ihr herzliches Lachen, das glückliche Strahlen ihrer Augen, wenn sie seiner ansichtig wurde... Doch er brauchte nur zu blinzeln, um diesen wunderschönen Traum platzen zu lassen wie eine Seifenblase und erneut der Tristheit anheim zu fallen, die mehr und mehr sein Gemüt eroberte.
Adele, was ist dir widerfahren? Adele, ich liebe dich so sehr, aber ich weiß, dass auch du mich genauso sehr liebst. Wenn du nicht kommst, dann nicht aus eigenem Willen. Aber sage mir doch, was geschehen ist! Ich bitte dich darum! Was, Geliebte, hat dich aufgehalten?
Erst als der Morgen bereits graute, um das Ende dieser langen Nacht anzukündigen, die eine gefühlte Ewigkeit angedauert hatte, wurde ihm allmählich klar, dass er umsonst gewartet hatte. Sein Herz war schwer wie Blei und seine Glieder nicht minder. Er hatte das Gefühl, eine schwere Last drücke ihn nieder, dass er es kaum schaffen würde, den Weg zurück nach Hause zu finden. Und doch musste er jetzt dorthin.
Es war der Zeitpunkt, an dem ihm selbst zu dämmern begann, dass ihre Heimlichtuerei nicht mehr länger heimlich geblieben war. Irgendwie war es heraus gekommen. Er wusste zwar noch nicht wie, aber es war zu befürchten:
Adele war aufgehalten worden, ja, sie hatte noch nicht einmal mehr Gelegenheit gehabt, ihm irgendwie noch eine Nachricht zukommen zu lassen, um ihn zu warnen.
Und wie sah es bei ihm aus? Wurde er bereits von seinem erzürnten Vater bei der Heimkehr erwartet?
Und Georg Wetken konnte überaus zornig sein. Er war für seinen Zorn sogar berüchtigt.
Normalerweise bekam Johann als sein Lieblingssohn das kaum jemals zu spüren, doch wenn Georg Wetken erfahren haben sollte, dass sich sein Sohn heimlich mit einer waschechten Brinkmann verabredet hatte, würde sein Zorn grenzenlos sein und diesmal auch Johann mit aller Härte treffen.
Davon jedenfalls musste der Spätheimkehrer zwingend ausgehen.
Es war ihm dennoch egal in diesem Moment. Er hatte nur noch Sorge um Adele, seine geliebte Adele. Würde er sie jemals wiedersehen können? Jemals in diesem Leben?
Doch niemand erwartete ihn bei seiner Heimkehr. Auch kein zorniger Vater. Er schlich sich daher ungesehen zurück in seine Gemächer und verharrte dort in vor Sorgen getriebener