Patricia Vanhelsing Sammelband 5 Romane: Sidney Gardner - Übersinnlich. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Patricia Vanhelsing Sammelband 5 Romane: Sidney Gardner - Übersinnlich - Alfred Bekker страница 21
Tom legte den Arm um meine Schulter.
"Dann lass Patricia wenigstens zurückkehren..."
"Nein!", rief ich.
Eine Rückkehr in unsere gewohnte Welt kam ohne Tom für mich nicht in Frage. Ich wollte ihn hier auf keinen Fall zurücklassen.
Lady Mary lächelte teuflisch.
"Es steht Miss Vanhelsing jederzeit frei, zu gehen, wohin sie will... Und im Grunde ihres Herzens weiß sie das auch. Aber sie klammert sich mit aller Gewalt an dich, Tom."
"Sie haben versucht mich umzubringen", sagte ich.
"Das ist nicht das richtige Wort", erwiderte Lady Mary. "Der Tod ist nur eine Illusion. Tom weiß das. Aber ich glaube nicht, dass er noch Gelegenheit dazu bekommen wird, es Ihnen wirklich zu erklären, Miss Vanhelsing!" Ich deutete auf die von Spinnweben überwucherten Gestalten am Tisch. "Wenn Sie hier wirklich allmächtig wären, hätten Sie mich schon längst in so etwas verwandelt!"
"Wer sagt, dass ich das nicht noch tun werde?"
"Ich glaube Ihnen kein Wort mehr!"
"Sie besitzen starke Kräfte, Patricia. Energien, die stärker sind, als ich befürchtet hatte. Aber nicht stark genug, um mir auf Dauer zu widerstehen. Ich weiß, dass ich Sie nicht endgültig vernichten kann. Vielleicht werden Sie irgendwo, jenseits von Raum und Zeit existieren, vielleicht in jene Sphäre eingehen, in der sich die toten Seelen befinden. Aber es steht fest, dass ich Sie früher oder später von diesem Ort vertreiben werde! Sie haben keinen Platz in meiner Welt, Patricia!"
Wie wild begann es genau in dieser Sekunde hinter meinen Schläfen zu Pochen. Ich hatte das Gefühl, als hätte mir soeben jemand einen heftig Schlag vor den Kopf versetzt. Schwindel erfasste mich und Lady Marys unheimliche Energien drohten mich geradezu zu erdrücken.
Ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Kein klarer Gedanke wollte sich noch bilden.
Vor meinen Augen drehte sich alles, während mir der Puls bis zum Hals schlug.
Lady Mary suchte jetzt die endgültige Konfrontation. Ich versuchte verzweifelt, mich gegen ihren Einfluss zu wehren.
Noch immer war ich nur unzureichend in der Lage, meine übersinnlichen Kräfte zu bündeln und gezielt einzusetzen. In dieser Hinsicht lag noch ein weiter Weg vor mir, das wusste ich nur zu gut. Und obwohl mich manchmal im Angesicht dieser Tatsache ein frostiges Schaudern überkam, wünschte ich mir in diesem Moment, ihn schon zurückgelegt zu haben. Verzweifelt versuchte ich mich mental abzuschirmen.
"Tom!", schrie ich.
Meine eigene Stimme klang wie ein fernes Echo. Verloren und schwach. Ich hatte das Gefühl zu fallen. Ein Strudel aus wirren Bildern bildete sich vor meinen Augen. Ein unwiderstehlicher Sog schien mich in diesen Strudel hineinzuziehen, ohne dass ich dieser Kraft auch nur das Geringste hätte entgegensetzen können. Ich fiel ins Bodenlose. Dann kam die Dunkelheit.
Sie war schwärzer als die tiefste Nacht.
Bewusstlosigkeit legte sich wie ein Leichentuch über meine Seele.
Ich sah nichts, ich hörte nichts.
Im ersten Moment war da noch die Empfindung von grauenvoller Kälte, aber auch das dauerte nicht länger als einen Augenblick.
Das war das Ende.
*
TOM BLICKTE ENTSETZT auf die grauenerregende Verwandlung, die mit Lady Mary Delancie vor sich gegangen war. In ihren Augen leuchtete es dämonisch. Gleißend hell kam ein blendendes Licht aus ihren Augenhöhlen heraus, die aussahen, als wäre geschmolzenes Platin in ihnen. Tom hob die Hand, um die Augen zu schützen.
Auch Lady Marys Kopf hatte sich verändert.
Seltsame, halbkugelförmige Auswüchse waren aus der Stirn herausgewuchert, so als hätte ihr Gehirn nicht mehr genug Raum gehabt. Ihr Schädel schien sich auf eigenartige Weise vergrößert zu haben. Der Mund war weit aufgerissen. Auch er wurde größer, die Zähne länger. Lady Mary bekam jetzt beinahe tierhafte Züge.
Ein Monstrum!, durchschoss es Tom. Er konnte den Blick für Augenblicke nicht von diesem so grausam verwandelten Antlitz wenden. Dem Antlitz eines Menschen, den er immerhin einst geliebt hatte - auch wenn seitdem mehr als nur ein einziges Leben vergangen war.
Jetzt war Lady Marys Gesicht nur noch eine grimassenhafte, monströse Karikatur jenes Antlitzes von vollendeter Schönheit, das sie einst gekennzeichnet hatte. Es war entsetzlich.
Ein knurrender Laut kam aus ihrer Brust.
Dumpf und drohend, wie von einem Raubtier.
Und eine leuchtende Aura begann nun ihre Gestalt zu umgeben. So als wäre ihre pergamentartige Haut mit einer fluoreszierenden Substanz bestrichen worden, deren Strahlung so stark war, dass sie auch noch im Hellen leuchtete. Mary hob ihre Hände wie die Krallen eines Greifvogels. Ihre Nasenflügel bebten.
Sie zischte wie eine Schlange.
Nichts Menschliches schien ihr in diesem Augenblick noch anzuhaften.
Dann schossen grelle Strahlen aus ihren Augen heraus. Tom zuckte zusammen.
Die Strahlen trafen Patricia, die sich krümmte.
"Nein!", schrie Tom.
Er wollte sie an sich ziehen.
Noch fasste seine Hand die ihre, doch...
Er griff ins Leere. Der Schrecken jagte ihm in die Glieder, als sich Patricias Hand unter seinen Fingern aufzulösen schien.
Er sah sie taumeln und fallen. Tom wollte sie auffangen, aber noch während sie fiel, verwandelte sie sich in grauweißen Staub.
Ein Handvoll davon rieselte ihm zwischen den Fingern hindurch auf den Boden. Das Grauen packte Tom. Er konnte kaum fassen, was er gesehen hatte.
"Patti", flüsterte er, beinahe stumm vor Schrecken. Die Frau, die er über alles geliebt hatte, gab es nicht mehr. Vor seinen Augen war sie zerfallen, wie es ein menschlicher Körper sonst nur innerhalb vieler Jahrzehnte tun konnte. Einfach ausgelöscht!
Wut und Trauer packten ihn.
Er blickte auf.
Einen Moment lang erwog er, sich auf das Monstrum zu stürzen, das vor ihm stand.
Mary!
Aber als sie ihn mit ihrem sengenden Blick ansah, taumelte er zurück. Er schützte sich mit den Armen. Er hatte keinerlei Mittel gegen die Kräfte, die Lady Mary