Sammelband 4 Krimis: Mordgeflüster in Venedig und drei andere Krimis. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Sammelband 4 Krimis: Mordgeflüster in Venedig und drei andere Krimis - A. F. Morland страница 25
Gedacht – getan ...
Der Mann verließ seine Wohnung. Die Schnapsflasche nahm er mit, denn er glaubte nicht, dass er bei Lydia einen solchen Muntermacher finden würde.
„Harald Siebert wird dir zeigen, was ein strammer Landsmann so alles drauf hat“, sagte der Krankenpfleger grinsend. „Du wirst Augen machen, Mädchen. Wozu in die Ferne schweifen ...? Ich garantiere dir, dass du von dem Araber morgen nichts mehr wissen willst.“
Er schlich die Treppe hoch. Niemand beobachtete ihn, als er sich Einlass in Lydia Ferstens Wohnung verschaffte.
Peinlichste Ordnung herrschte überall. Er nickte anerkennend.
„Man merkt sofort, dass hier eine saubere Frau zu Hause ist. Keine Sorge, Lydia. Ich werde keine Unordnung machen. Ich nehme mir nur ein Glas. Bin kein Baby mehr, verstehst du? Nur die trinken aus der Flasche.“
Er knipste die Leselampe an und setzte sich, und während die Zeit sehr langsam verging, überlegte er sich, was er mit Lydia alles anstellen würde.
Um zehn hörte er einen Wagen vorfahren und löschte rasch das Licht. Dann eilte er zum Fenster und blickte hinunter. Er sah den weißen Mietwagen und beobachtete, wie die junge Krankenschwester den Sohn des Scheichs zum Abschied küsste.
„Oho“, sagte Siebert überrascht. „Soweit seid ihr also schon. Schämst du dich nicht, Lydia? Nach so kurzer Zeit ... Kein Nationalbewusstsein ... Kein Schamgefühl ... Kein Ehrgefühl ... Wenn Harun Achbar dir recht ist, wie willkommen muss ich dir erst sein ... Oh, es wird eine wunderbare, eine unvergessliche Nacht für uns beide, das verspreche ich dir.“
Er sprach mit schwerer Zunge, und seine Augen waren glasig.
Als Lydia ausstieg, zog er sich grinsend zurück.
„Gleich kommt sie hoch, meine kleine Honigbiene. Gleich wird sie hier erscheinen und die Überraschung ihres Lebens erleben.“
Es dauerte nicht lange, da vernahm er ihre Schritte. Schnell versteckte er sich hinter der Tür. Lydia schloss auf und trat ein. Ahnungslos machte sie Licht und seufzte glücklich. Der Abend mit Harun war wieder wunderschön gewesen. Sie zog die Schuhe aus und schlüpfte in angenehm weiche Pantoffel.
Als sie die Schnapsflasche und das Glas daneben entdeckte, stutzte sie. Dem Krankenpfleger, der sie beobachtete, fiel es auf. Er grinste breit.
Lydia konnte sich nicht erklären, wie Flasche und Glas hierher kamen. War während ihrer Abwesenheit jemand in ihrer Wohnung gewesen? Ein Vorgänger vielleicht, der noch einen Schlüssel besaß?
„Guten Abend“, sagte hinter ihr plötzlich jemand, und sie drehte sich erschrocken um.
Harald Siebert lachte.
„Aber, aber. Wer wird denn so schreckhaft sein? Ich bin’s doch nur, der liebe, nette Harald Siebert. Vor mir brauchen Sie wirklich keine Angst zu haben. Ich bin Ihr Nachbar, Ihr Kollege, Ihr glühender Verehrer. Und ich bin völlig harmlos.“
Er sah alles andere als harmlos aus, und er war ziemlich betrunken, das erkannte Lydia auf den ersten Blick.
„Was suchen Sie hier?“, stieß sie heiser hervor. Ihre Haltung ließ entschlossene Abwehr erkennen.
„Haben Sie sich gut amüsiert, Schwester Lydia?“, fragte der Krankenpfleger grinsend.
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.“
„Ist ein gut aussehender Bursche, dieser Harun Achbar, nicht wahr? Er hat nur einen Fehler: Er ist nicht von hier.“
„Das ist doch wohl ausschließlich meine Sache, oder? Wie kommen Sie hier rein?“
„Ich besitze einen Dietrich. Wenn der Wind mal Ihre Tür zuschlagen sollte, leihe ich ihn Ihnen gern.“
„Sie sind betrunken, Herr Siebert!“
„Der Alkohol ist eine Schwäche von mir. Die andere sind Mädchen, die so großartig aussehen wie Sie. Sonst habe ich keine Fehler. Sie hätten nicht so lange mit dem Araber fortbleiben sollen. Vor einer Stunde hatte ich ein paar Gläser weniger intus. Aber ich verspreche Ihnen, dass das für Sie mit keinem Nachteil verbunden sein wird. Im Gegenteil. Je mehr ich trinke, desto einfallsreicher werde ich.“
„Verlassen Sie auf der Stelle meine Wohnung, Herr Siebert!“, verlangte Lydia energisch.
„Nicht doch“, sagte der Krankenpfleger und schüttelte den Kopf. „Nicht doch. Was soll denn dieser unfreundliche Ton? Wir sind doch liebe Kollegen und Nachbarn. Ich wohne direkt unter Ihnen. Was ist denn schon dabei, wenn ich mal einen Anstandsbesuch mache?“
„Mitten in der Nacht!“
„Daran bin ich doch nicht schuld. Wären Sie früher nach Hause gekommen. Ich warte hier schon eine ganze Weile auf Sie.“
„Ohne meine Erlaubnis.“
„Ach, wissen Sie, ein Mann sollte nicht immer und überall um Erlaubnis bitten. Es gibt Situationen im Leben, da fragt man nicht lange, sondern tut einfach, was man für richtig hält.“
„Sie halten es also für richtig, sich zu betrinken, heimlich in meine Wohnung einzuschleichen und mich zu belästigen.“
„Es tut mir leid, wenn Sie sich von mir belästigt fühlen. Ich möchte uns beiden nur Gelegenheit bieten, einander besser kennenzulernen. In der Klinik ist das nicht möglich, da hat man ständig zu tun, wird von den Ärzten in Trab gehalten und von den Patienten herumgescheucht. Erst hier kommt man zur Ruhe und findet zu sich selbst ... Mein Gott, stehen Sie doch nicht so verkrampft da. Ich will Ihnen nicht den Kopf abreißen. Ich möchte nur ein bisschen nett zu Ihnen sein, das ist alles.“
„Und genau das ist es, worauf ich nicht den geringsten Wert lege, Herr Siebert!“, entgegnete die junge Krankenschwester angriffslustig.
„Meine Güte, nennen Sie mich doch nicht immer Herr Siebert. Ich sage doch auch nicht Fräulein Fersten zu Ihnen. Vor Ihnen steht ein guter Freund. Der beste, den Sie kriegen können.“
„Wenn Sie nicht gehen, sehe ich mich gezwungen ...“
Er lachte. „Was? Sie wollen mir doch nicht etwa Unannehmlichkeiten machen?! Das wäre nicht fair, wo ich doch so schrecklich nett zu Ihnen bin.“
„Wissen Sie, dass Sie mit Ihrer Unverfrorenheit Ihren Job riskieren?“
Er drehte den Kopf auf die Seite und blickte sie aus den Augenwinkeln an.
„Haben Sie vor, mich bei Dr. Berends zu verpetzen? Sie werden von ihm protegiert. Er ist zwar glücklich verheiratet, wie man allgemein hört, und seine Frau sieht hervorragend aus, aber ich könnte mir vorstellen, dass er bei Ihnen nicht so sehr auf Ihre Zeugnisse als auf Ihre traumhafte Figur gesehen hat.“
Zorn wallte in Lydia hoch. „Hinaus, Sie unverschämter Kerl!“, schrie sie.
Er grinste. „Ich bin sicher, Sie wollen