Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer
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»Wenn du mit deinem Vater so zerstritten bist, warum willst du ihn dann besuchen?«
Er dachte darüber nach, wie er es am besten formulieren sollte, dann sagte er: »Ich bin der Meinung, dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Zu seiner Schwester hatte ich zwischendurch mal Kontakt. Die hat mir erzählt, dass er eine Entziehungskur gemacht hat und seitdem clean ist. Und immerhin ist er mein Vater. Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich ihn vor mir. Es gibt Fotos von früher, wo er mir aufs Haar gleicht.«
Lucie berührte sanft seine Hand. »Trotzdem mutig von dir. Du hast den ersten Schritt gemacht und dazu gehört schon was. Ich wünsche dir echt, dass wir diesem Irrsinn hier bald entkommen, damit du ihm das alles selbst sagen kannst …«
Sie sah ihn so intensiv an mit ihren grünen Augen, dass er seinen Blick nicht abwenden konnte.
»Lucie«, sagte er sanft. »Was ist da draußen geschehen?«
Sie senkte ihren Blick und schwieg. Jem wusste, dass er ihr Zeit geben musste, dass er sie nicht bedrängen durfte. Es verging Minute für Minute, während Lucie auf den Boden starrte und die Jem wie eine Ewigkeit vorkamen.
Schließlich sah sie ihn wieder an. »Connie ist tot«, sagte sie mit klarer Stimme.
Jems Kopf ruckte hoch. War er eingenickt? Sah fast so aus. Das schlechte Wetter war davongezogen und es schien schon wieder die Sonne. Lucie war ebenfalls eingeschlafen und hielt dabei immer noch seine Hand.
Vorsichtig streifte er sie ab und stand auf. Sie sah so zerbrechlich aus und gleichzeitig wunderschön. Er war froh, dass es ihr wieder etwas besser ging.
Auf Zehenspitzen schlich er zur Tür und stieg aus.
Die anderen saßen im Schatten des Busses und schienen die Lage zu besprechen.
»Na, ausgeschlafen?«, fragte Zoe und lachte.
»Tut mir leid«, sagte Jem. »War wohl alles ein bisschen viel.«
»Wie geht es Lucie?«, wollte Olivia wissen.
»Besser, glaube ich. Aber ihr wollt nicht wissen, was sie mir erzählt hat. Das ist richtig übel.«
Paul wurde kreidebleich. Wahrscheinlich hatte er sofort wieder die Bilder von ihrem Vogelangriff vor Augen. »Wurden Connie und Lucie etwa auch angegriffen?«, fragte er vorsichtig.
Nachdem Jem den anderen berichtet hatte, was geschehen war, standen erst mal alle unter Schock.
Olivia war die Erste, die ihre Stimme wiederfand. »Was sagst du da, Connie tot?«
»Gerissen von einem Berglöwen«, flüsterte Katta. »Das muss man sich mal vorstellen.«
»Seit wann kommen diese Viecher denn in die Stadt?«, fragte Zoe. »Und dann diese unsichtbare Kreatur im Baum. Klingt nach einem echten Horrorfilm.«
»Die arme Lucie …«, sagte Arthur mitleidsvoll.
Jem nickte. »Vor allem, weil sie die ganze Zeit allein war. Aber jetzt ruht sie sich aus.«
»Ist das Beste, was sie tun kann«, meinte Zoe.
»Und bei euch so?« Jem sah seine Freunde aufmerksam an. »Irgendwelche Neuigkeiten?«
»Allerdings«, sagte Arthur. »Ich habe es den anderen extra noch nicht gezeigt, weil ich auf euch warten wollte. Aber nach dem, was ich jetzt gehört habe, ist es wohl besser, wir lassen Lucie schlafen.«
»Denke ich auch«, sagte Jem. »Was hast du denn rausgefunden?«
»Kommt alle rüber zu M.A.R.S., dann zeige ich es euch.«
Der Roboter stand etwas abseits unter einer Palme und rührte sich nicht. Arthur hatte ihn mit dem Holotalkie verbunden, das wiederum an den Laptop angeschlossen war. Eine komplizierte Konstruktion, die aber zu funktionieren schien.
Arthur setzte sich auf eine der Stufen, nahm den Laptop auf den Schoß und tippte ein paar Befehle ein. »So, dann wollen wir mal sehen«, sagte er und drückte die Enter-Taste.
Bzzz …
Ein grünes Licht zuckte auf, verdichtete sich über dem Display des Holotalkies, wurde größer und gewann an Konturen.
Jem runzelte die Stirn. Dann erkannte er, was es war. »Roderick!«
»Zu Ihren Diensten.«
Der kleine Bibliothekar drehte sich im Kreis.
»Oh, lauter bekannte Gesichter, wie schön. Aber was ist das für eine Umgebung? Ich kann mich nicht erinnern …«
»Du bist ein Download«, erläuterte Arthur. »Ich habe mir erlaubt, deine Programmdatei auf diesem Gerät zu installieren. Damit bist du nicht länger an die Bibliothek gebunden. Gefällt es dir?«
Der kleine Mann sah sich um, dann sagte er. »Das gefällt mir sogar sehr.«
»Das freut mich. Dank deiner Hilfe haben wir endlich Fortschritte gemacht. M.A.R.S. konnte die verschlüsselten Datensätze auf seine Festplatte übertragen und hat nun angefangen, sie zu dechiffrieren. Der Vorgang ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber so nach und nach trudeln jetzt die ersten Informationen ein. Zum Beispiel sind wir auf die Aufzeichnung einer Nachrichtensendung vom 23. August 2035 gestoßen. Dem Jahr, in dem es passierte. Könntest du sie für uns abspielen?«
»Einen Moment …« Roderick löste sich auf. Auf dem Laptop erschienen Buchstabenfolgen.
… Accessing …
… Accessing …
Ein neues Hologramm tauchte auf. Nicht nur eine einzelne Person, sondern ein ganzer Raum. Jem ging näher heran. War das ein Nachrichtenstudio? Tatsächlich. Und da erschien auch schon Roderick als Nachrichtensprecher in Anzug mit Krawatte.
»Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zu News Today.« Jem sah, wie er sich über die holographische Darstellung einer Weltkugel bewegte. Das Bild zeigte die USA, den Golf von Mexiko, einen Abschnitt Mittelamerikas sowie die gesamten Südstaaten bis runter nach Florida. Ein gewaltiger Feuerball, den Roderick mit elegantem Hüftschwung umrundete, hing lodernd über dem Meer. Das Bild war eingefroren und stellte wohl die letzten Sekunden vor dem Einschlag dar.
»Ein kosmisches Ereignis von nie da gewesenem Ausmaß hält die Welt in Atem. Der Komet 69P/Nikka-Taketsuru – Beiname Thor – streifte heute Vormittag um zehn Uhr die Atmosphäre der Erde. Ein großer Teil der Hauptmasse löste sich und ging über dem Golf von Mexiko nieder. Das Feuerwerk war noch in dreitausend Kilometer Entfernung zu sehen.«
»Irre«, flüsterte Jem. Er war wie elektrisiert. Seine Handflächen kribbelten so, dass er sie in seine Hosentaschen stecken musste.
»Anstatt jedoch als fester Körper im Meer aufzuschlagen, explodierte der Komet und verteilte sein kosmisches Material über eine Fläche von