Krimi Sammelband 4005: Frohes Mörderfest - 4 Thriller in einem Band. Alfred Bekker
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© Roman by Author / Cover: Nach Motiven von Unsplash mit Steve Mayer, 2019
© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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1
In der Vorweihnachtszeit zogen überall auf der Welt Friede und Güte in die Herzen der Menschen ein. Kinderaugen strahlten in froher Erwartung bei dem Gedanken an die kommenden Festtagsfreuden. Und gleichzeitig vollzog sich vor aller Augen eine erstaunliche Wandlung: Von einem Tag zum anderen entwickelten sich die Erwachsenen zu außergewöhnlichen Jongleuren, die geschickt eine Unmenge von Paketen und Päckchen, übereinander und nebeneinander aufgestapelt, in ihren Armen durch die belebten Straßen balancierten.
Privatdetektivin Katharina Ledermacher stand am Ende eines Flurs, im obersten Stock eines riesigen Apartment-Hauses, das in der Nähe der Spree lag, und beobachtete einen der großzügigen Vertreter des Weihnachtsmanns auf Erden. Der hohe Turm von Paketen, den er vor sich hertrug, versperrte ihm die Sicht und hinderte ihn daran, die Detektivin zu bemerken. In diesem Fall konnte sie wenigstens unbesorgt auf ihrem Posten bleiben. Sonst musste sie sich jedes Mal, wenn eine fremde Person auftauchte, schleunigst in Bewegung setzen und vorgeben, ganz unbefangen auf den Lift zuzugehen. In dem Stockwerk, in dem sie sich befand, lagen nur fünf Wohnungen, aber es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen.
Zwei oder drei Mal war sie sogar gezwungen gewesen, tatsächlich den Aufzug zu benutzen, da man ihr höflich die Tür aufgehalten hatte. Wohl oder übel war sie also einige Etagen tiefer gefahren und dann so schnell wie möglich auf ihren Platz zurückgekehrt. Beharrlich bezog sie wieder Posten vor der Tür mit dem Schild „Eduard Zerban“. Sie hatte nur den einen Wunsch, dass die Person, die sie in den Lift hatte steigen sehen, nicht wieder auftauchen möge. Dann wäre ihr nämlich lediglich die Möglichkeit geblieben, eine zerstreute Frau zu spielen, die sich nicht mehr daran erinnerte, in welchem Stockwerk die Bekannte wohnte, die sie besuchen wollte. Den Namen der Bekannten hätte sie natürlich auch aus der Luft greifen müssen.
Katharina lächelte, als sie daran dachte, wie sich ein Kollege von ihr, ebenfalls ein Privatdetektiv, in einem ähnlichen Fall aus der Affäre hatte ziehen wollen. Als er bei der Überwachung einer Wohnung überrascht wurde, kam er auf die dumme Idee, vorzutäuschen, sich eingehend für den Klingelknopf zu interessieren.
„Der funktioniert wohl nicht?“, fragte er den Hausmeister.
Dieser hatte entgegenkommenderweise gleich die Probe gemacht und anhaltend auf den Knopf gedrückt. Einen Augenblick später fand sich der tüchtige Detektiv Auge in Auge mit der Person, die er unauffällig hätte beschatten sollen.
Gegenwärtig riskierte Katharina nicht viel, denn um sie herum schien alles drunter und drüber zu gehen. Leute hasteten an ihr vorbei, um noch dies oder jenes für das Weihnachtsessen zu besorgen. Mit lauter Stimme leierten sie die Liste ihrer Einkäufe herunter, um ja alles im Kopf zu behalten und nicht wieder die Hälfte zu vergessen. Andere stürzten in höchster Eile in ihre Wohnungen, um die Geschenke für ihre Kinder zu verstecken. Von Zeit zu Zeit öffnete sich eine Tür, und bei dem verheißungsvollen Duft der gebratenen Gans, der Katharina dann jedes Mal in die Nase stieg, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Zu allem Überfluss hatte sie ihren Mantel im Wagen gelassen, weil sie glaubte, dass das Gebäude wie üblich überheizt sei, und da sie in der Lage sein wollte, sich so frei und ungehindert wie möglich zu bewegen. Jetzt fror sie erbärmlich in dem eiskalten Korridor. Katharina zuckte plötzlich zusammen, als sie die Tür des Aufzugs im unteren Stockwerk zugehen hörte, und vernahm, wie der Luft mit einem summenden Geräusch nach oben schwebte. Das bedeutete, dass jeden Moment ein unwillkommener Gast hier erscheinen würde.
Katharina setzte sich in Bewegung, den Kopf gesenkt, die Hände auf dem Rücken, schritt sie mit unnahbarem Gesicht schnell auf die Treppe zu. Der Passagier des Lifts, der im gleichen Augenblick ausstieg, schien nicht sonderlich erstaunt darüber, dass sie offensichtlich vorhatte, siebzehn Stockwerke zu Fuß zu bewältigen, während der Aufzug bereits startbereit auf der gleichen Etage hielt.
Sobald sie aus dem Blickfeld des Störenfrieds verschwunden war, unterbrach sie ihren Lauf und fuhr fort, auf der Stelle zu treten, umso das Geräusch allmählich verhallender Schritte vorzutäuschen. Dann stieg sie einige Stufen empor und warf einen Blick auf den Gang. Gerade rechtzeitig, um feststellen zu können, dass der Unbekannte unter beträchtlichen Mühen einen Schlüssel in das Schloss der Tür gleiten ließ, die sie unter Beobachtung hatte.
Sofort trat sie wieder zurück und lauschte aufmerksam. Als sie das Öffnen der Tür hörte, riskierte sie einen weiteren Blick. Während der Mann, ohne sich umzusehen, die Tür hinter sich zuschlug, überquerte sie den Korridor. Wenig