Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts. Sandy Palmer
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Doch selbst diese minimale Leistung vermochte sie nicht immer zu bringen. Bernd Riepel versuchte alles, um sie aus der Lethargie zu reißen.
Sie war ihm für die Mühe, die er sich mit ihr gab, wirklich dankbar, aber sie konnte es ihm nicht zeigen. Drei-, viermal ging sie mit ihm aus, weil er hartnäckig darauf bestand, aber die Abende mussten für ihn enttäuschend sein.
Er ließ es sich nicht anmerken, sprühte Optimismus, scherzte, lachte aber nur selbst darüber. Er zerfranste sich für Antje, doch sie sah sich außerstande, ihm in irgendeiner Form dafür zu danken.
Der Brief, den sie an ihre Eltern schreiben wollte, war immer noch nicht abgeschickt. Die wievielte Fassung war es eigentlich schon? Sie wusste es nicht.
Zweimal hatte sie ihn schon zusammengefaltet und in den Umschlag geschoben, doch dann waren ihr wegen dieser oder jener Passage Bedenken gekommen, und sie hatte das Schreiben liegengelassen.
Sie begab sich regelmäßig in die Wald-Klinik zur Kontrolle. Die Ultraschalluntersuchung hatte ergeben, dass das Kind ein Junge war, und Antje hoffte, dass ihr Sohn nicht so wie sein Vater werden würde.
Oberarzt Dr. Herbert Hansen, der Leiter der gynäkologischen Abteilung, war mit dem Schwangerschaftsverlauf zufrieden. Er rechnete mit einer komplikationslosen Geburt.
Inzwischen war auch für Antje das Kapitel Gideon Arendt abgeschlossen. Sie liebte ihn nicht mehr. Die Gefühle für ihn waren verkümmert und abgestorben.
Sie hätte ihn nicht mehr genommen, wenn er zu ihr zurückgekehrt wäre. Ab und zu hörte sie von ihm. Er lebte jetzt mit Kitty Kolberts Geld auf großem Fuß.
Kitty stellte in Tokio, New York, London, Rom und Paris aus, und Gideon war stets an ihrer Seite.
Paris ... Dachte Gideon noch an das lange Wochenende im September, das Antjes Leben so sehr verändert hatte? Es musste ihm einfallen, die Nacht, in der sie so glücklich gewesen waren, in der sie das Kind gezeugt hatten,
Heute war es für ihn nur noch eine Nacht ohne Bedeutung ...
Männer - , dachte Antje Büchner verbittert. Ich lasse nie mehr einen Mann an mich heran, halte sie von nun an stets auf Distanz. Bedankt euch bei Gideon Arendt dafür. Mir genügt diese eine Enttäuschung. Kein Mann wird mehr die Möglichkeit haben, mich zu verletzen. Ich lecke immer noch an meinen Wunden, sie tun immer noch weh. So etwas möchte ich nicht noch einmal durchmachen. Ich glaube, ich hätte nicht die Kraft dazu. Sie hörte, dass es zwischen Kitty Kolbert und Gideon Arendt kriselte. Zwar waren sie noch zusammen, aber man hörte Gideon häufig im Atelier brüllen und toben, und kürzlich trug Kitty Kolbert angeblich eine große, dunkle Sonnenbrille. Im Dezember!
Jedermann wusste, dass sie dahinter ein blaues Auge verbarg. Gewalttätig war Gideon Arendt also auch. Langsam begriff Antje, dass die Trennung von ihm für sie ein Glücksfall war.
Wenn ein Mann eine Frau schlägt, ist das das Letzte, dachte die werdende Mutter verächtlich.
Gideon hätte mit Sicherheit eines Tages auch gegen sie die Hand erhoben. Sie war froh, dass ihr das erspart geblieben war.
Seit Antje nicht mehr mit Gideon zusammen war, machte sich Bernd Riepel Hoffnungen. Er rechnete sich Chancen bei seiner Kollegin aus, und er tat alles in seiner Macht stehende, um sie für sich zu gewinnen, doch seine Bemühungen waren und blieben erfolglos.
Während Antje Büchners seelischen Abstiegs trat ihre Freundin Jutta Sibelius zu einem wundervollen Höhenflug an. Erich Gloger war für sie der netteste, sympathischste, liebenswerteste Mensch auf der Welt.
Sie erzählte Antje oft von ihm, und die Freundin gönnte ihr neidlos dieses Glück.
»Ich wollte, ich könnte dir ein klein wenig von meinem Glück abgeben«, sagte Jutta Sibelius einmal. »Es schmerzt mich, dich immer so ernst - und traurig zu sehen.«
Antje nickte mit düsterer Miene. »Ich glaube, ich habe das Lachen verlernt.«
»Warum gehst du nicht aus?«, wollte Jutta Sibelius wissen.
»Wozu?«, fragte Antje lustlos.
»Um auf andere Gedanken zu kommen«, gab die Freundin zur Antwort.
»Mit wem sollte ich ausgehen?«, fragte die werdende Mutter.
»Mit Erich und mir. Wir nehmen dich jederzeit mit, wenn du möchtest«, antwortete Jutta.
»Ich wäre das fünfte Rad am Wagen«, sagte Antje. »Es ist besser, ihr amüsiert euch allein. Ich würde euch ja doch nur die gute Laune verderben.«
»Geht es wenigstens dem Baby gut?«, fragte Jutta.
»Mit dem Kind ist alles in Ordnung«, antwortete Antje Büchner.
»Hoffentlich kommt es nicht mit Depressionen auf die Welt«, sagte Jutta. »Kannst du dich nicht ein bisschen zusammenreißen, Antje? Man sagt, das Leben ist ein Wellental, mal ist man unten, dann wiederum oben. Herrgott noch mal, du kannst doch nicht ständig unten bleiben. Mach ein paar Ruderbewegungen, schwimm dich frei, komm endlich wieder hoch. Du warst so ein nettes, lebenslustiges Ding, als du oben warst.«
»Und was hat es mir eingebracht? Ein Kind und einen Laufpass«, entgegnete Antje Büchner verbittert.
»Du hast Angst, es könnte noch mal passieren«, meinte die Freundin.
»Kannst du mir das Gegenteil garantieren?«, fragte Antje.
»Niemand ist vor einer Enttäuschung gefeit, aber ich würde daran nicht zerbrechen. Ich würde das Wagnis immer wieder eingehen. Das ist die einzige richtige Lebenseinstellung. Man darf sich niemals unterkriegen lassen. Wie oft habe ich dir das schon gesagt?«
»Zu oft«, antwortete Antje kurz.
»Dann richte dich endlich danach. Gideon Arendt ist kein Thema mehr für dich, und das finde ich gut, denn was man so über ihn hört. Naja.« Jutta wiegte den Kopf. »Aber es gibt so viele andere Männer auf der Welt...«
»Nicht für mich«, fiel Antje ihrer Freundin ins Wort.
»Auch für dich«, sagte Jutta bestimmt. »Und einer davon kann dich glücklicher machen, als es Gideon Arendt jemals vermochte.«
Das hörte sich zwar großartig an, aber Antje glaubte nicht, dass es stimmte. Es musste im Leben auch Verlierer geben, und zu denen zählte sie sich.
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