Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis. Meinhard-Wilhelm Schulz
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Читать онлайн книгу Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis - Meinhard-Wilhelm Schulz страница 8
»Du hast vergessen, dass ihn die Verfolger beim ersten Mord in einem Kapuzenmantel steckend gesehen haben wollen«, sagte Volpe und kicherte leise dazu.
»Willst du damit behaupten, lieber Freund«, sagte Marcello, »dass der Mörder kein Einheimischer ist?«
»Natürlich nicht, könnte jedoch sein«, sagte Volpe lächelnd, »aber einen solchen Umhang kann jedermann kaufen, und sei es als Internetbestellung, wenn er ihm gefällt. Habt ihr euch schon einmal kundig gemacht, wer so etwas vertreibt?«
»Wo kämen wir da hin«, grummelte der Tenente, »wenn wir auch noch sämtliche Kleiderbuden und das Internet abklappern müssten. Wie sollte uns das weiterhelfen?«
»Mein lieber Volpe«, spann Marcello den Gedanken weiter und zog die Decken wieder über die Leichen, »gewiss hast du deine eigenen Methoden, aber jetzt gehst du zu weit. Ich habe wirklich Besseres zu tun und muss sehen, wie ich zusätzliches Personal für die nächste Nacht auf die Beine stelle. Dergleichen Mätzchen sind dann doch eher etwas für die Gilde der Amateurdetektive. Nun, lass uns jetzt nach oben gehen.«
Wir stapften die Stiegen zu seinem Arbeitszimmer hinauf und hockten uns um einen kleinen Tisch, den drei wackelige Beinchen aufrecht hielten. Jeder erhielt einen klapprigen Schemel. Der Angestellte kredenzte uns ein Gesöff, das größtenteils aus Wasser bestand, aber der Durst ließ es uns dennoch munden. Dann bat Marcello meinen Kameraden, ihm den Plan zur Ergreifung des Mörders vorzutragen.
Volpe trug ihn in allen Einzelheiten vor. Wir drei hörten ihm gespannt zu. Es war ein faszinierender Plan, voller Risiken, aber auch mit guten Chancen. Ambrosio und Marcello gewährten ihm freie Hand und sicherten ihm in allen Belangen ihre Unterstützung zu. Ich aber sagte:
»Die Verwirklichung ist erst morgen möglich. So lange wird es dauern, alles in die Wege zu leiten. Was geschieht in der nächsten Nacht in den schwarzen Schluchten der Stadt?«
»Wir können nichts tun, als die Zivilstreifen zu verdoppeln«, sagte Marcello, »mehr ist nicht möglich.«
»Vielleicht doch«, erwiderte Volpe, »und zwar dann, wenn wir es fertig bringen, uns in den Mörder hinein zu versetzen. Was wird er wohl jetzt tun?«
»Vielleicht ist es ihm zu gefährlich und er bleibt diesmal lieber zu Hause«, sagte ich.
»Was meinst du, Marcello?«, fragte Volpe.
»Dann wäre er bereits letzte Nacht hübsch im Häuslein geblieben«, sagte der Polizeichef.
»Meiner Meinung nach wird er es wieder darauf ankommen lassen«, sagte Ambrosio, »und wie ich ihn jetzt kenne, lässt er sich etwas völlig Neues einfallen.«
»Höchstwahrscheinlich«, sagte Volpe, »und unser Doktor, der erfahrene Arzt, hat ihn als einen Menschen beschrieben, der im bisherigen Leben nichts als ein Würstchen war. Er genießt es jetzt, im Lichte der Öffentlichkeit zu stehen und wird wieder zuschlagen, kühn geworden durch seine Erfolge.«
»Und wie, wann und wo?«, fragte Marcello.
»Das kann nur er selbst wissen«, sagte Volpe, »aber wenn ich er wäre, dann würde ich es diesmal mitten in einer Kneipe oder Dergleichen versuchen. Das wäre die größte Steigerung, die er sich gönnen könnte.«
»Und was ist dann, wenn er vermutet, dass wir ihn so einschätzen?«, rief ich in die Runde.
»Da hast du vollkommen recht, lieber Doktor«, rief Marcello, »er ist intelligent genug, einen jeden unserer Schritte mit einzuplanen. Dennoch werde ich meine Männer anweisen, sich besonders um die abends noch offen stehenden ‚trattorie‘ zu kümmern. Wie viele gibt es davon übrigens dort?«
»Jede Menge, große und winzig kleine in diesem unseren ‚piccolo Soho‘«, murmelte Volpe.
»Oh, ihr gütigen Götter«, seufzten der Tenente und Marcello unisono. Ambrosio rief:
»Woher sollen wir so viele Polizisten nehmen, ohne zu stehlen?«
Volpe zuckte mit den Achseln. Betrübt und betroffen lösten wir unsere Besprechung auf. Mein Freund und ich eilten auf unvermeidlichen Umwegen zum eigentlich unfernen ‚Teatro Malibran‘, um uns mit den Schauspielern zu unterhalten und einen von ihnen für uns zu gewinnen. Aber es war Ruhetag und man vertröstete uns auf morgen. Aus diesem Grunde stiefelten wir mit nur halbem Erfolg nach Hause zurück, um uns der ‚Cena‘ zu widmen, welche wir uns von der Trattoria, die im Schatten der Johannes-Paulus-Kirche liegt, herüber schicken ließen.
Das Köchlein dort hatte sich selbst übertroffen und einen göttlich mit Käse überbackenen Gemüseauflauf zubereitet, zu dem er gegrillten Aal servierte. Als Getränk hatte mein Freund einen Liter ‚San Benedetto‘ bestellt, den er mit Wein aromatisierte. Unter anderen Umständen hätten wir geschlemmt wie die Könige, aber wir wussten nicht, was die Nacht bringen würde, saßen auf heißen Kohlen und grübelten stumm vor uns hin.
Dann wurde es finster, und mit der Nacht zog das Grauen in den engen Gassen ein und benahm den dort lebenden Menschen den Atem. Volpe wusste, was geschehen würde, aber er konnte weder Ort noch Zeitpunkt vorhersagen. Dennoch hauten wir uns auf die Pritsche, um am nächsten Tag einigermaßen frisch zu sein. An gesunden Schlaf war nicht zu denken.
Als wir uns trennten, um die jeweilige Kammer aufzusuchen, meinte er sarkastisch, er sei gespannt darauf, was sich der Würger diesmal einfallen lasse, und welchen Blödsinn Ambrosio veranstalte. Dann zogen wir uns eine Mütze Schlaf hinein. Über meine Alpträume zu berichten, bedürfte es eines Buches.
6. Teil: Die dritte Nacht in den Gassen Venedigs
Missmutig hockten wir bei Morgengrauen an der ‚Colazione‘. Die Bissen wollten uns im Halse stecken bleiben, wenn wir daran dachten, dass der Mörder erneut zugeschlagen haben könnte. Der Stuhl für den Tenente blieb nur kurze Zeit unbesetzt.
Mit bleicher Miene nahm er Platz und griff fahrig und zittrig nach dem frisch gerösteten Brot, welches Giovanni mit Gurkenscheiben, Tomate und Mozzarella belegt hatte. Dazu schlürfte er unseren Tee, das mit herben Kräutern versetzt war. Die Trauer und Verzweiflung, welche er ausstrahlte, ließ keinen Zweifel daran, dass es wieder zum Desaster gekommen war. Als er Hunger und Durst gestillt hatte und wir ihn fragend anstarrten, stammelte er, nach Worten ringend:
»All unsere Mühe war umsonst. Fünfzig Männer in Zivil konnten den Mord nicht verhindern. Diesmal traf es ausgerechnet eine erprobte Boxerin, und der Täter ist uns auf geniale Weise entwischt, spurlos untergetaucht, wie vom Erdboden verschluckt. Er hat uns kein einziges Indiz hinterlassen, das unseren Ermittlungen dienlich wäre, obwohl es zwei Zeugen gelungen ist, ihn bei der Tat mit dem Smart Phone zu filmen. Ich bin am Rande des Irrsinns und weiß mir keinen Rat mehr.«
»Eine … eine echte Boxerin?«, rief ich verblüfft in die Runde, während Volpe die Hände zu ringen begann, als machte er sich Vorwürfe, eben diesen Anschlag nicht vorausgesehen und verhindert zu haben.
»Ja,