Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin. Mark Blake

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Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin - Mark  Blake

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sogar schon 18 waren“, erinnert er sich. „Offenbar entsandte die Ingram Road gerade mal acht oder neun Jugendliche, von denen die meisten erst 15 waren – und sie vernichteten unsere Fußballelf, kloppten ihnen regelrecht die Scheiße aus dem Leib!“

      Jahre später, als sich die beiden über ihre Kindheit unterhielten, erwähnte Carson auch die Schlacht von Streatham Common. Peter entgegnete, dass er zu den Fußsoldaten der Ingram Road gezählt hatte. „Ich stellte mir das gerne so vor wie damals im Burenkrieg, als Gandhi, Winston Churchill und der zukünftige südafrikanische Premierminister [Louis Botha] auf demselben Schlachtfeld standen“, lachte er und bezog sich damit auf die Schlacht von Spion Kop, wo sich die Lebensläufe dreier späterer Anführer von Weltruf kurzfristig überschnitten. „Aber natürlich war die Sache nicht von solch nachhaltiger Bedeutung.“

      Carson glaubt, dass der Kampf sich kurz vor seiner Einschulung am St. Josephʼs im Sommer 1955 ereignete, doch Grant hatte die Ingram Road bereits fünf Jahre zuvor hinter sich gelassen. „Ich weiß noch, dass Peter mir sagte, er wäre dort gewesen“, erzählt Carson. „Und ich möchte mich nicht ganz von dieser Vorstellung lösen, weil es nun einmal so eine tolle Geschichte ist.“

      Es ist auf jeden Fall eine Anekdote, die perfekt illustriert, inwiefern er in der Lage war, den brancheninternen Tratsch zur Förderung seiner Reputation auszunutzen. Allein die Vorstellung, wie ein junger Grant gegen drei Jahre ältere Schüler einer rivalisierenden Bildungseinrichtung in den Kampf zieht, passte jedenfalls gut zum späteren Peter Grant, der sich in The Song Remains the Same einen Gebäudeverwalter lautstark zur Brust nimmt. Die Realität war hingegen komplizierter.

      Grants Ansatz zum Thema Bildung verbesserte sich auch weiterhin nicht und bewegte den Schuldirektor Wheeler zu einem harschen Urteil. „Dieser Mann wird es im Leben nie zu etwas bringen. Er ist nutzlos – ein hoffnungsloser Fall!“, berichtet Helen. „So dachte er sich: ‚Leck mich doch, ich werde sehr wohl etwas erreichen.‘“

      Jahrzehnte später klang Grant immer noch wie ein Mann, der es seinen Kritikern so richtig zeigen wollte. „Ich weiß schon, dass ein paar dieser hohen Tiere aus den Chefetagen der Plattenfirmen erschaudern, wenn sie mit mir zusammentreffen“, erzählte er 1974. „Das müssen sie, wegen dem, was du repräsentierst. Und das ist großartig.“

      „Ich glaube nicht, dass Geld Peters Antrieb war“, sagte Malcolm McLaren. „Sein Antrieb war sein Streben nach Respekt.“

      Peter Grant verließ die Ingram Road am 4. April 1950, einen Tag vor seinem 15. Geburtstag. Die Schulakten vermerken als Grund für seinen Schulabbruch eine Anstellung und keinen Rauswurf. Ohne auch nur eine einzige Qualifikation ging er ab und verbrachte die nächsten acht Jahre in der Armee und mit Billiglohn-Jobs, bis er langsam Kurs auf die Unterhaltungsindustrie nahm.

      Je mehr Erfolg Led Zeppelin später hatten, desto weniger wollte er über sein Leben vor dem Musikbusiness sprechen. Allerdings gab er sich diesbezüglich überraschend offen, als er 1970 für die Frauenzeitschrift She interviewt wurde. „Als ich 13 Jahre alt war, fing ich als Bühnenarbeiter im Croydon Empire an“, sagte er da. „Ich versuchte es auch mit einem Job in einer Konservenfabrik, aber nach fünf Wochen wusste ich, dass das nichts für mich war.“

      „Peter wollte Fahrräder bauen“, sagt Mark Long. „Dorothy nahm ihn zur Fabrik des britischen Fahrradherstellers Claud Butler in Clapham Junction mit.“ Dann fand er aber heraus, wie wenig ein Lehrling verdiente und überlegte es sich rasch anders.

      Stattdessen landete er bei Viscoʼs Engineering in Waddon, Croydon. Grant arbeitete dort als „Dolly-Boy“ und musste in riesige Stahlfässer klettern und die Stahlbolzen festhalten, während ein Mitarbeiter sie von oben anbohrte. Das ging gerade mal fünf Wochen lang gut.

      Großbritannien war im Wiederaufbau begriffen und es gab jede Menge Jobs. Als nächstes kellnerte Grant in einem schicken italienischen Restaurant namens Frascatiʼs, das eine einstündige Busfahrt von South Norwood entfernt in der Oxford Street lag. Im Anschluss daran folgte ein kurzes Intermezzo als Botenjunge bei der Nachrichtenagentur Reuters. Solange Kohle bei einem Job heraussprang, war es ihm egal, was er dabei tun musste.

      Der vermutlich wichtigste von all diesen Jobs war jedoch jener, von dem Grant behauptete, dass es sein erster gewesen sei, als Bühnenarbeiter im Croydon Empire, wo er weniger als ein Pfund pro Woche verdiente.

      Das Empire Theatre of Varieties hatte seine Türen im Jahr 1906 im North End, Croydon, geöffnet. In den nächsten fünfzig Jahren sollten in diesem stattlichen Saal mit seiner mit Samt bezogenen Ausstattung und seinem Dachfenster aus bemaltem Glas die Crème de la Crème der britischen Musik- und Varieté-Szene auftreten.

      „Ich war fasziniert von dem Theater“, erzählte Grant McLaren. „Da gab es Tellerjongleure und einen Typen, der mit einem Motorrad durch einen riesigen Stahlkäfig kurvte. Das wirkte alles ziemlich glamourös und besser als die Stahlfabrik.“

      Varieté war die britische Version des amerikanischen Vaudeville: schnelllebiges, billiges Entertainment, das auf provinziellen Bühnen von Sängern, Comedians und Tänzern dargeboten wurde – von so gut wie jedem, der in der Lage war, das Publikum zum Lachen oder Weinen zu bringen, oder dessen Aufmerksamkeit zumindest für die Dauer des jeweiligen Auftritts aufrecht zu erhalten.

      Als Peter Grant dort die Böden wischte und den Bühnenvorhang auf- und zuzog, war der Glanz des Empires bereits am Verblassen. Das Varieté starb schon seit dem Aufkommen des Tonfilms einen langsamen Tod. 1950 waren die größten Stars der Welt Filmschauspieler wie der typisch amerikanische Held John Wayne oder die scharfzüngigen Entertainer Bob Hope und Bing Crosby.

      Im selben Jahr gastierten die Piccadilly Nudes im Croydon Empire. Sie traten zweimal täglich, sechs Tage in der Woche auf. Die Revue war aus dem Londoner Soho geholt worden, um etwas gewagten Glamour nach Croydon zu bringen und somit die Kartenverkäufe ein wenig anzukurbeln.

      Bei den Piccadilly Nudes handelte es sich um ein Ensemble weiblicher Nackedeis, die sorgfältig in statischen Posen angeordnet wurden, denn die aus dem viktorianischen Zeitalter stammenden Zensurgesetze untersagten es einer nackten Frau, sich auf einer Bühne zu bewegen. Diese „lebenden Bilder“ dürften dem Publikum rund um die Jahrhundertwende wohlige Wonnen bereitet haben, doch 1950 wirkte so etwas eher traurig und aus der Zeit gefallen.

      Peter Grant sollte die besten Jahre seines Arbeitslebens neben den Bühnen der ganzen Welt verbringen, von wo aus er mitansah, wie andere einem erwartungsfrohen Publikum Sex und Glamour boten – und all dies nahm seinen Ausgang in einem Südlondoner Theater.

      1975 absolvierten Led Zeppelin eine Reihe von Konzerten im Londoner Earls Court unter dem Motto „An Evening With Led Zeppelin“, die mit einem Plakat beworben wurden, das sich auch gut im Croydon Empire gemacht hätte. „Peter lernte, wie man eine Show aufzog“, sagte Mickie Most. „Wie man ein Publikum erreichte, wie man sich ein wenig zurücknahm und dann noch eine vernünftige Zugabe ablieferte.“

      Im April 1953 hatte der 18-jährige Grant das Showbiz kurzfristig an den Nagel gehängt und verdingte sich nun als Koch-Azubi in einem Hotel. Dann wurde ihm sein Einberufungsbefehl zugestellt. Alle tauglichen britischen Männer zwischen 17 und 21 mussten damals zwei Jahre lang zum obligatorischen Dienst an der Waffe einrücken.

      Der Beatle Ringo Starr hat einmal gesagt, dass die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht in Großbritannien 1960 ein Segen für die dortige Popmusik war: „Wir waren die erste Generation, die nicht zur Armee gehen musste und sich stattdessen der Musik zuwenden durfte.“

      Bis dahin wurden junge Gefreite von ihren Zivilberufen und ihren Familien und Freunden weggeholt und in Militärgarnisonen über das ganze Land verteilt stationiert. Ihnen wurde beigebracht, wie man marschierte und mit einer Waffe

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