Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten. Alfred Bekker
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“Tegel?“, hakte Kriminaldirektor Bock nach.
„Negativ“, sagte Max. „Wir überprüfen inzwischen die Flughäfen in Deutschland und im benachbarten EU-Ausland. Das kann aber noch bis heute Mittag oder heute Nachmittag dauern. Vielleicht auch länger.“
23
Später waren wir auf der Beerdigung unseres Kollegen Lukas Marxheimer, der von Dima Modesta vor dem „Bordsteinschwalbennest“ erschossen worden war.
Wie schon erwähnt war Lukas erst wenige Wochen bei uns im Präsidium beschäftigt. Vor einem halben Jahr hatte er geheiratet und seine Frau war mit ihm nach Berlin gezogen und hatte hier einen Job in der Charité angenommen.
In der kurzen Zeit, die Lukas Marxheimer in unserem Präsidium gedient hatte, hatte sich nicht oft die Gelegenheit ergeben, über Privates zu reden. Aber er hatte mal erwähnt, dass sich seine Frau und er ein Kind wünschten. Jetzt war sie Witwe, weil ein schießwütiger Gangster sich der Verhaftung hatte entziehen wollen.
Dass Modesta gleich darauf von der Wucht einer Explosion zerrissen worden war, wirkte in diesem Zusammenhang wie die Rache eines grausamen Schicksals.
Kriminaldirektor Bock sowie alle Kollegen unseres Präsidium, die für die Zeit der Beisetzung abkömmlich waren, nahmen an der Zeremonie teil. Ich glaube, jeder von uns hatte ein mulmiges Gefühl dabei, der Witwe das Beileid auszusprechen. Es gibt Dinge in unserem Job, an die gewöhnt man sich einfach nicht.
Wir hatten den Friedhof gerade verlassen, als uns ein Anruf vom Präsidium erreichte.
Es war Max Herter.
„Wir haben den Iren!“, sagte er. „Er ist über Frankfurt eingereist – und zwar unter dem Namen Roger Mackendorff.“
„Sag bloß, du hast auch noch die passende Adresse dazu!“, gab ich zurück.
„Zumindest die, die in dem Pass stand, mit dem der Ire eingereist ist. Ich geb sie euch durch.“
Augenblicke später stiegen wir in den Sportwagen. Währenddessen waren die Kollegen der Brandenburger Polizei schon verständigt worden, um den Bereich um Roger Mackendorffs Adresse weiträumig abzuschotten.
„Wenn er uns diesmal durch die Lappen geht, wird es sehr schwer werden, ihn fürs Erste wieder in die Finger zu bekommen“, meinte Rudi. „Der Kerl ist gerissen genug, um andernfalls unterzutauchen und sich perfekt zu tarnen.“
Ich trat auf das Gaspedal.
Roger Mackendorff wohnte in einem unscheinbaren Haus. Das Grundstück war von den Kollegen der Polizei bereits umstellt. Wir parkten am Straßenrand und stiegen aus dem Sportwagen.
Jürgen und Olli waren uns gefolgt und parkten ganz in der Nähe und auch die Kollegen Kai Kronburg und Leonhard Morell hatten sich auf den Weg nach Brandenburg gemacht.
Wir legten Kevlar Westen an.
Der Einsatzleiter hieß Tyll Müller. Er kam auf uns zu und erläuterte uns die Maßnahmen, die unter seiner Regie eingeleitet worden waren.
„Okay, dann wollen wir mal“, meinte unserer Kollege Kai Kronburg, nachdem er die Ladung seiner Waffe überprüft hatte.
„Nichts überstürzen“, bremste Jürgen unseren Kollegen. „Der Kerl ist ein eiskalter Profi und wenn er jetzt wirklich dort in der Falle sitzt, müssen wir damit rechnen, dass er kompromisslos um sich schlägt.“
„Und vor allen Dingen sollten wir daran denken, dass er von dem Sprengstoff noch etwas übrig haben könnte, den er Rainer Gabaldi vermittelt hat“, fügte Olli hinzu.
„Es ist Ihr Fall“, sagte Polizeiobermeister Tyll Müller etwas ungeduldig an Jürgen gewandt. „Also schlagen Sie bitte auch vor, wie wir jetzt vorgehen sollen!“
„Als erstes gibt es eine Megafon-Ansage“, bestimmte Jürgen.
24
Per Lautsprecher wurde Roger Mackendorff aufgefordert, sich zu ergeben und das Haus zu verlassen. Es erfolgte keine Reaktion.
Der Sportwagen in der Einfahrt sprach dafür, dass Roger Mackendorff – oder wie immer er auch in Wahrheit heißen mochte - zu Hause war.
Stege gab schließlich den Befehl zum Zugriff. Es schien keine andere Möglichkeit zu geben.
Rudi und ich gehörten zu der Gruppe, die über das Nachbargrundstück von hinten auf das Haus zu stürmten. In geduckter Haltung arbeiteten wir uns voran und nahmen immer wieder Deckung.
Dann erreichten wir schließlich die Terrasse.
Die Gartenmöbel waren benutzt worden. Auf dem Tisch stand noch eine halb volle Kaffeetasse. Außerdem lag da noch eine Zeitschrift. Es war eine Ausgabe des Penthouse, die mit einem Briefbeschwerer belastet worden war, damit sie nicht weg wehte.
Ich pirschte mich an die Fensterfront heran.
Man konnte ins Wohnzimmer blicken. Dort war niemand. Ich schlug mit dem Lauf der Waffe die Glasscheibe der Terrassentür ein, langte mit der Hand hinein und öffnete sie, während Rudi und zwei Männer der Schutzpolizei mich deckten.
Die Tür öffnete sich. Ich trat ins Innere und hielt dabei die Pistole mit beiden Händen. Rudi folgte mir auf dem Fuß.
Das Wohnzimmer wirkte sehr chaotisch. Ein Sessel war umgestürzt, die Schubladen aus dem einzigen Schrank herausgerissen.
Ich wechselte mit Rudi einen kurzen Blick und jeder wusste, was diesem Moment vom anderen, was er dachte. War 'der Ire' etwa schon auf und davon? Kamen wir zu spät?
Ich