Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten. Alfred Bekker
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Kai Kronburg kam uns entgegen und schüttelte den Kopf.
„Der Kerl hat sich anscheinend rechtzeitig davon gemacht“, meinte er.
„Aber weshalb hat er dann den Wagen hier gelassen?“, fragte Rudi.
„Vielleicht aus demselben Grund, aus dem auch sein Bad nicht so aussieht, als ob Mackendorff seine Zelte hier abbrechen wollte“, berichtete Olli. „Rasierzeug, After Shave, Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel – alles da, was man so braucht.“
„Mag sein, aber hier hat jemand etwas gesucht“, stellte ich fest.
Das weitere Vorgehen war relativ klar. Jetzt schlug die Stunde der Erkennungsdienstler. Möglicherweise konnten sie Licht in das Dunkel bringen.
25
Rainer Gabaldi fuhr seinen Wagen auf den Autobahnparkplatz. Es war ein champagnerfarbenes Mercedes Cabrio. Gabaldi ließ das Verdeck nach hinten fahren. Er blickte ungeduldig auf die Uhr, die an seinem Handgelenk glitzerte. Eine Rolex.
Den Motor ließ Rainer Gabaldi laufen.
Dann fuhr eine Limousine vom Highway herunter auf den Parkplatz.
Ein Mann stieg aus. Er trug einen dunklen Anzug und eine Sonnenbrille. Er näherte sich Gabaldis Cabrio bis auf zwei Meter. Jetzt erst stellte Gabaldi den Motor ab, blieb aber sitzen.
„Sie wollten mich dringend sprechen, Herr Gabaldi?“
„Ja, Herr Titow. Ich mach mich vom Acker. Der Boden wird mir hier zu heiß.“
„Wieso das denn plötzlich? Verlieren Sie jetzt die Nerven, oder was ist los?“
„Nein – aber so ein schmieriger, hagerer Typ namens Tom Abu-Khalil hat mir einen Tipp gegeben, dass das BKA hinter mir her ist. Ich werde zwar nur als Zeuge gesucht, aber das kann sich auch ändern. Sie wissen auf jeden Fall von meiner Verbindung zu Roger Mackendorff und davon abgesehen habe ich den Sprengstoff für die Sache im 'Bordsteinschwalbennest' vermittelt. Wenn das herauskommt, kriege ich alleine dafür schon ein paar Jahre und selbst die Meisteranwälte Ihres Onkels bekommen mich dann nicht wieder heraus.“
„Tom Abu-Khalil?“, fragte Artur Titow. Er zuckte mit den Schultern.
„Wahrscheinlich haben Sie ihn einfach übersehen, so unscheinbar wie der ist. Ihm gehören ein paar Läden: Coffee Shop, Friseursalon – so was in der Art.“
„Ja, ich weiß.“
„Ziemlich gierig, aber er scheint gute Kontakte zum BKA zu haben.“
„Ehrlich gesagt macht mich das etwas stutzig.“ Artur Titows Stirn legte sich in Falten.
Rainer Gabaldi grinste. „Beten Sie dafür, dass ich durchkomme und nicht in die Fänge der Justiz gerate. Ich könnte mich sonst genötigt sehen, einen Deal zu meinen Gunsten mit der Staatsanwaltschaft zu machen.“
„Ach, ja?“
Titow griff unter sein Jackett. Er zog eine Waffe hervor und richtete sie auf Gabaldi.
„Machen Sie keinen Unsinn, Herr Titow!“
„Beten soll ich?“ Titow lachte. „Wie heißt es so schön? Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“
Das Mündungsfeuer leckte wie eine blutrote Drachenzunge aus dem kurzen Lauf der Waffe heraus. Zweimal. Rainer Gabaldis Körper zuckte und sackte dann nach vorn auf die Hupe. Der durchdringende Ton ging Titow auf die Nerven, obwohl ihn hier draußen wahrscheinlich sowieso niemand hörte.
Artur Titow drückte dem Toten den Revolverlauf gegen die Schulter, sodass er zur Seite rutschte und der Hupton aufhörte.
Dann steckte er die Waffe weg, blickte sich um und ging zu seinem Wagen zurück.
26
Etwa eine Stunde später tauchte Artur Titow in der Residenz der Gruschenkos auf.
Violetta begrüßte ihn, nachdem der Leibwächter Titow hatte passieren lassen.
„Es tut mir leid, aber Vladi ist nicht hier.“
„Wo ist er?“
„Hör mal, Artur – er ist dir keine Rechenschaft schuldig. Und so wichtig es auch sein mag, dass du ihn sprichst, so wenig wirst du ihn jetzt erreichen können...“
Artur runzelte die Stirn, dann lächelte er schief. „Ah, ich verstehe. Er ist in Hamburg, nicht wahr?“
„Ja.“
„Es ist nicht zu fassen...“
Artur Titow wusste, was Vladi Gruschenko in Hamburg wollte. Er war seit längerem mit einem Dirigenten aus Hamburg im Gespräch und traf sich ab und zu mit ihm. Offenbar hatte sein Onkel die Idee, doch noch mal als Sänger aufzutreten, noch nicht ganz aufgegeben.
„Artur, du kannst ihn heute Abend erreichen“, sage Violetta.
„Na, wunderbar!“
27